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Video Specials

Sterben Economy-Flüge im Computerzeitalter aus?

Der Film, den ich ausgewählt habe, unterhält mich nur mäßig. Die Nebengeräusche sind trotz voller Lautstärke der Kopfhörer enorm, sodass ich bei längeren Dialogen, bei denen in normaler Sprachintensität gesprochen wird, nicht alles verstehe. Ich habe das Gefühl, dass durch die Kopfhörer das Fluggeräusch, ein monotones Rauschen, noch verstärkt wird. Das Display zeigt mir eine Flughöhe von fast 12000 Metern und eine Geschwindigkeit von über 900 Kilometern pro Stunde an. Am oberen Rand des Bildschirmes bewegt sich ein kleines Flugzeug und färbt den weißen Balken hinter sich blau ein. Eine Zeitangabe gibt die geflogene und die noch zurückzulegende Zeit an. Ja, die technischen Spielereien haben sich seit dem Computerzeitalter gewaltig verändert.  Abflug Tahiti Ich falle in eine Art Tagtraum. Ihr kennt das. Man kann nicht schlafen, weil die Umgebung einen wach hält, obwohl man eigentlich hundemüde ist. In der „Schweineklasse“ – zivilisiertere Leute als ich sagen auch Holzklasse (auf Neudeuts

Wieder im Paradies, Gedanken über die Freiheit

Wir waren gar nicht weg, aber die letzten zwei Wochen war das Wetter nicht besonders nett zu uns. Südlich der Gambiers zog ein Tiefdruckgebiet nach dem anderen durch. Die Ausläufer streiften zum Teil die Gambiers, so dass wir zwei Wochen, zwischen 25 und 30 Knoten, vor Anker lagen. An Land zu kommen war mitunter, in meinem Zustand, zum Teil, etwas unkontrolliert. Mit einem an den Körper gebunden Arm, ist es schwierig die Balance zu halten, was beim Ein- und Aussteigen in ein Dinghy, aber extrem wichtig ist. So passierte es schon mal, dass ich beim Einsteigen den Benzintank knutschte, oder beim Aussteigen das Gleichgewicht verlor, und mangels Abstützung, natürlich, auf der lädierten Schulter abrollte. Beides immer wieder schmerzhaft, lies mich ein paar Minuten innehalten und über den Sinn und Zweck des Lebens nachdenken. 

Die Farben der Freiheit

Ich rappel mich danach aber immer wieder auf. Tief durchatmend, die Tränen aus den Augen verdrängend, den stechenden, mitleidigen Blick meiner Krankenschwester im Nacken spürend, der sich fast so anfühlt, wie der Schmerz in meiner Schulter, schleppe ich mich weiter. Seit ein paar Tagen haben wir wieder Traumwetter. Wenig Wind, zum Teil glatte See, ja und das Meer präsentiert sich wieder in all den blau und türkis Tönen, die man sich vorstellen kann. Beim letzten BBQ auf Taravei, feiern wir Herves Geburtstag. Wir wollten schon absagen, aber Christer, unser schwedischer Nachbar, wollte gerne daran teilnehmen, traute sich aber nicht, mit seinen zwei Metern Tiefgang, alleine das erste Mal, in die Lagune hineinzufahren. Da ich den Weg mittlerweile kenne, nimmt er uns am Sonntag mit und so können wir doch noch feiern. 

Ankerplatz Taravei, Gambier Inseln

Valerie sammelt Blätter, von einem Strauch, für mich, die zerkleinert und mit Öl vermischt auf den Arm aufgetragen werden. Nennt es Voodoo Zauber oder Einbildung, aber ich habe das Gefühl es wird besser. Zurück auf unserem Boot erwarten wir diese Woche wieder das Versorgungsschiff. Erstaunlich wie wir uns, in der kurzen Zeit, an die Abläufe gewöhnt haben und die Vorfreude groß ist, bedeutet es für uns doch, frisches Obst und Gemüse. Vorfreude auch deshalb, weil man nie genau weiß, was man tatsächlich bekommt. Karotten und Kartoffeln sind immer dabei, wobei Kartoffeln bisher nie ausgegangen sind. Karotten bekommt man nach ein paar Tagen nicht mehr. Salat oder Kohl gibt es nicht immer, Äpfel ganz selten und Trauben oder Kiwi sind unbezahlbar. Für einen Salatkopf zahlt man hier 5,50€ für Äpfel 7€ das Kilo. Trauben oder Kiwi kosten 13€ bzw. 17€ das Kilo. Die Preise sind übrigens ausgezeichnet und für die Einheimischen die Gleichen. Willkommen im Paradies, da ist Deutschland geradezu noch ein Schnäppchenland. Ich erwähne das nur, damit der eine oder andere erahnen kann, wohin die Reise noch hinführen könnte. Vielleicht ist es eine gute Idee, im eigenen Garten, wieder Obst und Gemüse anzubauen. So machen es auf jeden Fall die Einheimischen hier. Dabei sind sie so freundlich und geben auch ab, wenn sie etwas im Überfluss haben. Eine Geste, die die Menschen hier überaus sympathisch macht. 

Versorgungsschiff in Mangareva, Gambier Inseln

Für uns beginnt so ein Einkaufstag, nachdem das Versorgungsschiff da war, immer sehr früh am Morgen. Um 5.00Uhr stehen wir auf, trinken kurz einen Kaffee und fahren dann, um 5.30Uhr an Land. In der Nacht hat es geregnet und der betonierte Platz vor dem Dock ist nass. Die aufgehende Sonne spiegelt sich in den Pfützen und die Hähne krähen, um diese Zeit, besonders laut. Ich drehe mich um und blicke in die aufgehende Sonne, die gerade über das Außenriff steigt. Das Wasser im Inneren des Archipels ist glatt wie ein Tischtuch und das intensive Orange spiegelt sich darin. Es ist quasi Windstil und auf der Straße ist noch nicht viel los. Ab und zu begegnet uns ein streunender Hund. In Rikitea gibt es fünf sogenannte Magazine die Lebensmittel verkaufen. Ein weiteres Magazin, auf der Nordseite der Insel, kommt hinzu. Das ist dann aber auch schon alles. In zwei der Geschäfte kann man eintreten und aus den Regalen nehmen was man braucht. An der Kasse wird dann bezahlt. Bei den anderen steht man draußen vor einem Tresen und sagt, einer netten Dame, was man gerne haben möchte. Das ist mitunter ein bisschen schwierig, da französisch sehr hilfreich wäre. Wir schaffen es dann doch immer irgendwie. Wie man sicherlich erahnen kann, sind diese Geschäfte nicht besonders groß, das größte entspricht etwa zwei Doppelgaragen. Insofern kann man auch nicht erwarten, dass man aus mehren Marken auswählen kann. Viele Dinge sind oft wochenlang gar nicht zu haben. Also kauft man sie sobald sie vorhanden sind oder man verzichtet einfach. So fühlt sich Freiheit an, nur damit hier kein falsches Bild entsteht. Viele Dinge verlieren an Wichtigkeit. Wer frei sein will, muss sich zunächst einmal von der Konsumgesellschaft lösen und lernen, sich auf das Wesentliche zu beschränken. In einem Blog las ich jüngst, dass eine Losfahrerin „nur“ zwei große Taschen Schuhe, aus ihrem riesigen Schrank von Zuhause, an Bord mitgenommen hat. Ich musste schmunzeln, weil das uns natürlich genauso erging. All zu weit haben wir uns, mit unserem Lebensstil, von der Freiheit entfernt, sodass die meisten von uns, nur schrittweise wieder zurückfinden. Da nehmen wir uns nicht aus. Inzwischen haben wir gelernt, dass wir Schuhe so gut wie nicht brauchen. Flipflops, barfuß und wieder Flipflops. Fürs Wandern noch ein paar Wanderschuhe, die nach längerem Nichttragen, wie Bleiklötze an einem hängen und noch ein paar Turnschuhe. Natürlich definiert sich Freiheit nicht über das Tragen des Schuhwerks. Ich will auch nur an Hand dieses Beispiels erklären, was einem alles im Weg steht, Freiheit zu erfahren, da habt ihr bestimmt auch eure eigenen Erfahrungen selber gemacht. Nein, ich will auf was ganz anderes hinaus und das ist das, was unsere Freiheit einschränkt. Weil auch im Paradies gibt es solche Einschränkungen. Neben der Gesundheit, die in erster Linie mit allen Mitteln erhalten werden muss, ist es der Energiehaushalt. Gas zum Kochen, Strom aus sogenannten „Erneuerbaren“, also Sonne und Wind. 

Energieversorgung an Bord

Letzteres mach ich zum Thema, da wir natürlich auch die Diskussion in Deutschland verfolgen. In den Breitengraden in denen wir uns aufhalten, scheint die Sonne sehr oft und intensiv. Die Solaranlage versorgt uns tagsüber mit genügend Energie. Wir sind auch noch in der glücklichen Lage, für die Abendstunden Energie zu speichern, denn ab 15.00 Uhr nimmt die Energieausbeute, mittels Sonne, rapide ab. Das ist in Deutschland nicht anders, auch wenn im Sommer die Sonne ein bisschen länger scheint. Geht dann auch kein Wind, in Deutschland statistisch an 290 Tage, ist es vorbei mit den „Erneuerbaren“. Mit der Energie zu haushalten schränkt die Freiheit enorm ein. Wir schmeißen den Diesel an, wenn es einmal nicht reichen sollte, was macht ihr? In diesem Sinne denkt an eure Freiheit, wünsche immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel und haltet die Ohren steif.

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