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Point Venus

Es ist der 3. Juni 1769. Kapitän James Cook, die Naturforscher Joseph Banks und Daniel Solander sowie der Astronom Charles Green stehen im schwarzen Sand und beobachten mit ihren Teleskopen den Venustransit. Der Schweiß rinnt in Strömen, denn es ist gnadenlos heiß. Die Sonne scheint und es ist keine Wolke am Himmel. Der Sand tut sein Übriges und die Temperaturen erreichen etwas über 30 °C. James Cook schreibt zu diesem Tag in sein Tagebuch: Point Venus mit Blick auf Moorea, Tahiti Dieser Tag erwies sich als so günstig für unseren Zweck, wie wir es uns nur wünschen konnten, es war den ganzen Tag über kein Clowd zu sehen, und die Luft war vollkommen klar, so daß wir jeden Vortheil hatten, den wir uns wünschen konnten, um den ganzen Durchgang des Planeten Venus über die Sonnenscheibe zu beobachten: wir sahen sehr deutlich eine Atmosphäre oder einen düsteren Schatten um den Körper des Planeten, der die Zeiten des Planeten sehr störte. Kontakte, insbesondere die beiden internen. Dr. Solande

Im Dschungel

Ein schrecklich lautes Gefauche, gerade einmal 50 Meter entfernt, lässt uns zur Salzsäule erstarren. 

Im Dschungel, Leticia Kloumbien 

Wir stehen mitten im Dschungel, ganz im Süden Kolumbiens, unweit der peruanischen und brasilianischen Grenze. Der Amazonas bildet den Grenzfluss. Gaby und ich sind am Morgen mit unseren drei Begleitern aufgebrochen, um eine einheimische Familie, die mitten im Dschungel lebt, zu besuchen. Das mächtige Blattwerk verschlingt unserer kleine Gruppe und auf dem schmalen Pfad ist ausser dichtem Pflanzenwuchs nicht viel zu sehen. Unser indigener Führer bleibt plötzlich stehen und beginnt sein Ritual. Immer wenn er in den Busch eintaucht, gilt es dafür zu sorgen, dass die Natur rein und sein Handeln im Einklang der selben bleibt. Aus einem Döschen, dippt er mit dem kleinen Finger in eine schwarze Paste und verstreicht sie auf der Zunge. Danach reicht er die Dose reihum. Wir tun das Gleiche, und schnell verbreitet sich auf der Zunge ein intensiver Tabak Geschmack. Gaby und auch ich verziehen beide leicht das Gesicht. Aus einem weiteren Behälter wird ein Pulver, mit einem Esslöffel entnommen und in den Mund eingeträufelt. In meiner Backentasche vermengt sich das grüne Pulver mit meinem Speichel und wird langsam an den Körper abgegeben. Coca ist bei der indigenen Bevölkerung ein Mittel, welches Kraft gibt und einen die Gefahren, die einen in dieser Umgebung erwarten, bestehen lässt. Das Zeug ist hoch konzentriert und wie ein Eichhörnchen, das Nüsse gesammelt hat, setze ich den Weg über Baumwurzeln, kleine Wasserläufe, umgefallene Baumstämme und sumpf artige Humusböden fort. Mein Unterkiefer und meine Zunge werden pelzig. So laufen wir etwa eine Stunde durch den Busch, bis uns, das Eingangs erwähntes Geräusch, erstarren lässt. Angestrengt schauen wir in die Richtung und versuchen in dem Dickicht irgendwas zu erkennen. Eine Bewegung, ein knackender Ast oder sonst irgend etwas. Aber nichts tut sich mehr. Grosskatzen sind hier keine Seltenheit und man muss höllisch aufpassen, aber in den meisten Fällen gehen sie dem Menschen aus dem Weg. So auch in unserem Fall. Ausser dem Gefauche bekommen wir von dem Tier nichts zu sehen. Wir gehen langsam weiter, immer mit dem Blick nach hinten. Wenig später bewegen sich die Baumwipfel und wir entdecken Affen, die sich fast lautlos durch die Lüfte schwingen und von Ast zu Ast, von Stamm zu Stamm, hüpfen. Irgendwann kommen wir an einen kleinen Flusslauf. Einer der unzähligen, die in den Amazonas münden. 

Nebenfluss des Amazonas, Leticia Kolumbien 

Auf der anderen Seite stehen ein paar Hütten und ein Junge spielt am gegenüber liegenden Flussufer. Nach einem Zuruf, schiebt er das Boot ins Wasser, mit dem wir übersetzten werden. Eine ziemlich wacklige Angelegenheit die wir allesamt prima meistern. Wir sind an unserem Ziel angekommen. Freundlich und mit viel Geduld, erklärt man uns das Leben hier und zeigt uns mit welchen Mitteln die Menschen im Busch behandelt werden, wenn es mal notwendig ist. Ob Anti-Mücken Spray oder etwas gegen Bauchschmerzen alles wird aus Pflanzen gewonnen. Wir werden zum Mittagessen eingeladen. Es gibt gebratenen Fisch, Reis und ein aus Pflanzenmehl zusammen gerührter Fladen, der undefinierbar schmeckt. Trotzdem ist das Essen sehr schmackhaft. Der Älteste erscheint und wir bekommen eine Audienz bei ihm. Vielmehr ich bekomme die Audienz, Gaby betrachtet die Szenerie aus einem gewissen Abstand, weil Frauen in diesem Kreis nicht erlaubt sind. 

Haus im Dschungel, Leticia Kolumbien 

Ja, hier ist die Welt eben noch in Ordnung. Wir sprechen über Coca, über das Leben im Dschungel, wie die Familien zueinander stehen und wie man das Land verteilt, um darauf Häuser zu bauen. Natürlich durfte die dazugehörige Dosis Coca nicht fehlen und so haben wir uns irgendwie verquatscht. Aus der dreistündigen Wanderung wurde dann eine achtstündige, wobei wir tatsächlich nur drei Stunden gelaufen sind. Es ist schon Abend als uns noch eine Giftschlange über den Weg läuft bzw. kriecht. 

Micrurus diastema, Leticia Kolumbien

Von dem Tag und den Eindrücken überwältigt, fallen wir todmüde in unser Bett. Am nächsten Morgen steht der Amazonas auf dem Programm. Wir machen eine Flussfahrt den Amazonas hinauf und besuchen Peru, die Insel de los Micos und fahren bis Puerto Nariño. Auf der Insel los Micos überfällt uns eine Horde Affen. Die kleinen Kerle sind flink und man muss aufpassen, dass sie einem nicht die Brille klauen oder in die Tasche greifen. Das, was sie zu fassen bekommen, ist unweigerlich verloren, denn ruckzuck sind sie hoch oben in den Bäumen verschwunden. 

Rotrücken-Totenkopfaffe (Saimiri oerstedii), Amazonas Kolumbien 

Was mir ganz neu war, ist, dass es im Amazonas Delphine gibt. Und wenn ich sie nicht mit eigenen Augen gesehen hätte, würde ich es heute noch für ein Märchen halten. Doch als wir Puerto Nariño verlassen, taucht plötzlich eine rosa Rückenflosse aus dem braunen Wasser des Flusses auf. Das Boot stoppt und wir schauen dem Treiben der rosafarbigen Delphine eine ganze Weile zu. Schließlich werden wir, kurz vor Leticia, von einem Schnellboot der kolumbianischen Wasserschutzpolizei gestellt. Doch offensichtlich sind die Papiere in Ordnung und wir dürfen weiterfahren.

Schwimmendes Haus am Amazonas, Kolumbien 

Straßenlärm dringt zu uns ins Hotelzimmer herauf. Nachdem wir gestern von Leticia wieder nach Bogotá zurückgekehrt sind, freuten wir uns auf eine warme Dusche und nach einem kurzen Besuch in der Altstadt, war der Abend auch schon zu Ende. Viele Häuser in La Candelaria sind mit Graffiti bemalt. Traditionsreiche Motive wechseln sich mit Modernen ab. 

Graffiti in Bogotá, Kolumbien 

Auf dem Plazoleta Chorro de Quevedo sitzen wir in der Sonne und schauen dem bunten Treiben zu. Wir trinken eine heiße Schokolade und machen uns danach auf den Weg ins Regierungsviertel. Zufällig werden wir Zeuge eines Wachwechsels vor dem Präsidentenpalast. Die Straßen, die vom Plaza Bolivar weg führen, sind mit zahlreichen Straßenhändlern übersät, kleine Gassen leiten in einen Bereich, der an einen orientalischen Basar erinnert. Da das Wetter trocken bleibt, schauen wir dem Handel eine ganze Weile zu. Am Abend geniessen wir noch eine kolumbianische Wurstpfanne und finden zum Abschluss unseres Bogotá Aufenthalts ein uriges Weinlokal, in dem wir eine Flasche Bardolino trinken.

Straße in La Candelaria, Bogotá Kolumbien 

Wie unsere Rundreise in Kolumbien weitergeht, erfahrt ihr nächste Woche auf unserem Blog. Bis dahin immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel und haltet die Ohren steif.



Kommentare

  1. Vielen Dank für den tollen Blog und viele Grüße aus dem Vorbachtal.

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    1. Immer wieder schön aus der alten Heimat zuhören. Liebe Grüße ins Vorbachtal.

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