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Party auf der Katinka

Es ist Wochenende und ich werde von allen Seiten beschallt. Offensichtlich scheint das Ankerfeld vor dem Flughafen in Papeete ein beliebter Badespot zu sein. Fahrende Hütten belagern das Außenriff und bringen mit ihren Musikanlagen Partystimmung mit. Vier von diesen Booten liegen um mich herum. Bis um fünf Uhr Nachmittags geht der Zauber. Dann ziehen Sie ab und es kehrt Ruhe ein. Allerdings nicht für lange. Lediglich, das Klientel wechselt. Waren es noch am Nachmittag meist Familien mit Kindern, ist jetzt das Partyvolk an Deck. Um drei Uhr in der Nacht bin ich dann völlig erschöpft eingeschlafen und erst wieder aufgewacht, als alles vorbei war. Partyboot Papeete, Tahiti Da der Weg mit dem Beiboot sehr weit ist, um an Land zu kommen, beschäftige ich mich erst einmal mit den Problemchen, die sich auf der Katinka wieder angesammelt haben. In erster Linie ist es der Autopilot. Eine Kabelverbindung hatte sich gelöst und die Stromzufuhr zum Autopiloten war unterbrochen. Ich stelle den Kontak

Von Badischen und Unsymbadischen

Lauwarm weht uns die Abendluft um die Nase, die Nacht ist inzwischen angebrochen und legt eine beruhigende Kühle auf die Haut. Tagsüber schwitzt man sehr stark, da die Luftfeuchtigkeit, hier in Santa Marta, recht hoch ist. Bricht die Nacht herein, wird es nicht wirklich kühl, aber zumindest spürt man einen Unterschied, der in Kombination mit dem lauen Lüftchen, es angenehm macht auf der Terrasse zu sitzen und von oben, dem bunten Treiben in Santa Marta, zuzuschauen. Wir studieren die Speisekarte während die hübsche Bedienung geduldig neben uns wartet, bis wir unsere Wahl getroffen haben. Auch wenn es uns immer noch schwer fällt, genau zu wissen, was wir da bestellen, sind die Überraschungen nicht mehr so groß wie am Anfang unseres Aufenthalts. Die Bedienung lächelt uns mitleidig an und nimmt die Bestellung auf, nachdem wir ihr andeuten, eine Entscheidung getroffen zu haben. Anschließend lassen wir noch einmal unsere Gedanken zurückgleiten, was wir in der letzten Woche so alles erlebt haben. 

Unsymbadische in Santa Marta, Kolumbien

Wir haben unser Boot unversehrt wieder gefunden. Alles war in Ordnung, auch dank unserer Nachbarn, die sehr umsichtig waren und in unserer Abwesenheit auf das ein oder andere geschaut haben. So hat die Crew der MariaNoa einmal das Dinghy entleert weil sich der Ablauf verstopft hat und die Crew der Kokopelli unser Sonnensegel abgebaut, weil es an einem Tag sehr stürmte. Vielen Dank! In dieser Woche hat sich in der Marina viel getan. Drei deutsche Crews sind angereist. Die Adel machte den Anfang, gefolgt von der Flip Flop und der Lady Blue. Mittlerweile hat sich eine ziemlich große deutsche Gruppe gebildet. Horst, von der Lady Blue, kennen wir bereits aus Carriacou und die andern lernen wir so nach und nach kennen. Für uns ist das eine neue Erfahrung. Wir machen zwar immer wieder Bekanntschaften mit anderen Crews, sind aber zum ersten Mal in einer so großen Community. Das mag vor allem daran liegen, dass unsere Routenplanung und unser Timing, nicht immer der klassischen Planung folgt. Zum Beispiel trafen wir in Französisch Guyana nur französische Yachten an und von Guadeloupe bis St. Kitts und Nevis sahen wir keine einzige deutsche Flagge mehr. 

Marina Santa Marta, Kolumbien

Deshalb blieb es uns auch, in den drei Jahren, in denen wir jetzt unterwegs sind, erspart auf Badenser oder wie der Badenser, richtiger Weise sich selbst bezeichnet, Badener zu treffen. Vielleicht muss ich jetzt ein bisschen ausholen, aber für die, die nicht in Baden Württemberg leben, ist eine gewisse Erklärung von Nöten. Baden Württemberg wird von zwei Ethnien bewohnt. Den Badenern und – nein, nicht den Württembergern – sondern den Schwaben. Die Fehden zwischen den beiden haben ihren Ursprung in der Tatsache, dass sich Baden damals nur Großherzogtum nennen durfte, während man in Württemberg von Königreich sprach. Das Ganze wurde dann noch damit geschürt, dass die Unabhängigkeitsbestrebungen der Badener in der Badischen Revolution von 1848, durch konservative Kräfte aus Württemberg, unterdrückt wurde. Auch nach dem zweiten Weltkrieg waren die Badener und Württemberger faktisch getrennt. Durch einen Volksentscheid, in dem die Schwaben zu 90% und die Badener zu 40%, für eine Wiedervereinigung stimmten, kam der erneute Zusammenschluss. Wie auch immer, sind diese Dinge lang vergessen, trotzdem kristallisieren sich im Alltag, die Unterschiede zwischen den beiden Ethnien immer wieder heraus und enden oftmals in kleinen Sticheleien, so nach dem Motto, der eine kommt ohne den anderen nicht aus. 

Badener, Schwaben, Nordlichter und ein Bayer in Santa Marta, Kolumbien

Während der Schwabe eher fleißig und sparsam ist (letzteres auch beim Humor), ist der Badener gemütlich und genussfreudig. Böse Zungen behaupten, dass eine badische Beerdigung lustiger ist, als der Humor auf der schwäbischen Fasnet. Nun, ich kann mir da kein Urteil erlauben, weil ich noch nie auf einer badischen Beerdigung war. Dennoch muss auch ich mir immer wieder einmal den Spruch anhören, es gibt Badische und Unsymbadische. Soviel zu den Hintergründen. Wir treffen also das erste Mal im Ausland, also quasi auf neutralem Boden, auf die badische Crew Flip Flop. Auf dem ersten Blick, ganz normale Menschen. Trotzdem ist beim Schwaben erst einmal eine gewisse Zurückhaltung angesagt. Zugegeben bei meiner Herkunft, halb Rheinländer, halb Steirer, fehlt diese Eigenschaft fast gänzlich, aber der schwäbische Part an meiner Seite, beeinflusst mich hier, nicht ganz unerheblich. Durch meine Herkunft ist nicht gleich klar woher ich komme, während man den „Sauschwoab“ bei Gaby sofort raus hört und Peter auf den Plan ruft. Unsere Tarnung fliegt also gleich am ersten gemeinsamen Abend auf und wir outen uns als die Unsymbadischen. Ab jetzt gehen die Sticheleien los. Peter fängt an und sagt zu mir, „Du bisch aber au koi Schwoab?“ Während ich ihm in seiner Abwesenheit, mit seiner Frau Petra, das Bier auf der Flip Flop leer saufe. Irgendwie haben wir uns gefunden und es scheint, als ob es ganz lustig werden könnte. Wir werden sehen wie das enden wird. Auf jeden Fall hat das ganze Potenzial zur Völkerverständigung zwischen den Badenern und den Schwaben und würde, zumindest in unserem Fall, eine 175 jährige Fehde in Baden Württemberg beenden. 

Die Flip Flop beim Einlaufen in die Marina Santa Marta, Kolumbien

Die Bedienung bringt das Abendessen und wir schauen zufrieden in die Nacht. So langsam müssen wir auch über Panama nachdenken, was unser nächstes Reiseziel ist. Wie sich das ganze entwickelt und was wir sonst so die nächste Woche erleben, könnt ihr wie immer auf unserem Blog nachlesen. Bis dahin wünschen wir, eine Handbreit Wasser unter dem Kiel und haltet die Ohren steif.

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