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Feuchte Träume

Dunkle Wolken ziehen immer wieder über den Mount Orohena, den Hausberg von Papeete. Man kann das Wetter zurzeit als durchwachsen bezeichnen. Immer wieder gibt es mal einen Regenschauer. Das Ganze ist eigentlich relativ unproblematisch, da so ein Regenschauer nicht wirklich irgendetwas an der Temperatur ändert. Ja, es scheint so, als ob auf Tahiti überhaupt nichts die Temperatur ändern könnte. Tag und Nacht hat es eine durchschnittliche Lufttemperatur von 29 °C. Ob am Boden gemessen oder zehn Meter über dem Boden, ob bei Regen oder Sonnenschein. Für einen Klimatologen dürfte das äußerst langweilig sein. Ich habe mich mittlerweile daran gewöhnt. Aber wie das so ist, hat auch solch ein Wetter seine Tücken. Wie sich jeder vorstellen kann, ist es bei diesen Temperaturen schwer, einzuschlafen. In der Koje staut sich die Luft und aufgrund des wenigen Windes kommt nicht genügend Frischluft über die Luke ins Innere. Irgendwann schläft man dann doch ein, die besagte Luke weit aufgerissen. Träumt

Kolumbiens Gold

Die Hände, die sich mir entgegenstrecken sind von der jahrzehntenlangen, schweren Arbeit gezeichnet. Tiefe Furchen haben sich gebildet, von der Sonne gebräunte Haut. Don Jaime zeigt uns voller Stolz, wie man aus einer Kaffeekirsche, die Mandel gewinnt und zu einem kolumbianischen Kaffee verarbeitet. Ich nehme eine rote Kirsche aus seiner Hand und betrachte sie näher. Nur im entferntesten erinnert sie an die Kirschen, die ich in Omas Garten, in den Sommern an denen ich sie besuchte, vom Baum pflückte. Auch die Mandel im Inneren der Kaffeekirsche kommt nicht als Mandel daher, sondern ist schlichtweg die Bohne, die wir in unserer alten Kaffeemühle damals zermahlen haben. Nur ist sie weiß und mit einem süßen Schleim überzogen.

Kaffeekirsche am Strauch, Jardin Kolumbien

Am Morgen sind wir von Bogotá mit dem Flugzeug nach Medellin geflogen. Dort haben wir ein Auto gemietet und sind nach Jardin, das ungefähr 150 Kilometer südlich von Medellin liegt, aufgebrochen. Unser Ziel sind die Kaffee- und Bananenplantagen im Herzen Kolumbiens. Die Landschaft erinnert an eine europäische Mittelgebirgslandschaft und ist mit Tälern und Bergen um die 2000 Meter durchsetzt. Um Medellin herum ist die Straße noch zweispurig ausgebaut. Das ändert sich sobald man das Tal Quebrada Sinifana erreicht. Am Rio Cauca fallen die Hänge steil ab und die Ansiedlungen sind dicht an die Straße gequetscht, und hinter dem Haus geht es sogleich wieder steil abfallend zum Fluss hinunter. Lange Baumalleen trennen das Weideland von der Straße und spenden Schatten. Immer wieder weisen Schilder auf Wildwechsel hin, nur hier sind es Tiere, bei denen wir lange grübeln, um welches Tier es sich, auf dem Schild, eigentlich handelt. Im Tal Quebrada La Linda werden die Hänge so steil, dass sich die Natur durch Erdrutsche, die Straße, zumindest zum Teil, wieder zurück geholt hat. Hinter jeder Biegung muss man damit rechnen, dass man Gegenverkehr bekommt, da die Straße nur noch von einem Fahrzeug, passiert werden kann. Wir nähern uns Andes und der Fluss, der zahlreich seinen Namen wechselt, heißt jetzt Rio San Juan. 

Berglandschaft Jardin, Kolumbien

Wir haben nur noch wenige Kilometer bis nach Jardin und den Abzweig der uns schließlich zu unserer Finca, mitten in den Bergen um Jardin, bringen soll. Von Carin, einer Amerikanerin, die sehr gut Deutsch spricht und auf der Finca arbeitet, wurden wir vorgewarnt. Zur Not sollen wir in Jardin übernachten und erst am nächsten Tag, mit dem Jeep-Taxi zur Finca hinauf kommen. Der reguläre Weg ist durch einen Erdrutsch gesperrt und der Umweg durch die anhaltenden Regenfälle, in den letzten Tagen, sehr aufgeweicht. Vor allem bei Dunkelheit ist es nicht ratsam diesen Weg das erste mal zu fahren, meint Carin. Natürlich hatte Carin Recht, aber wie das mit meinem Dickschädel, zum Leidwesen für Gaby, nun mal ist, sind solche Sachen Herausforderungen, denen ich mich nur ungern entziehe. Wir haben uns bei der Autovermietung extra einen 4-Rad Antrieb geliehen und biegen auf den schmalen Feldweg ein. Mit Schlaglöchern versetzt, zum Teil tiefe Spuren durch Schlamm und Lehm, erreichen wir schließlich die Finca. Auf dem Weg dorthin waren wir uns manchmal nicht mehr sicher, ob wir sie jemals finden werden, aber nach einer gefühlten Ewigkeit, standen wir dann vor dem Tor und wurden von Carin herzlichst begrüßt. Ich glaube letztendlich hat sie mehr geschwitzt als wir, dass wir hier oben heil ankommen. Carin erweist sich als extrem wertvoll und organisiert für uns die Tour bei Don Jaime, einen Pizza Abend in einer Nachbar Finca mit Schweizer Führung und begleitet uns bei der Stadtbesichtigung von Jardin. Wir beziehen in der Finca ein kleines Häuschen und haben sogar eine warme Dusche. Neben Hunden und Hühnern, gibt es noch ein Pferd, zwei Ziegen, Goldfische und eine Katze. Das Frühstück ist immer sehr reichhaltig und schon nach kurzer Zeit sind wir in der dort lebenden Community integriert.

Finca in Jardin, Kolumbien

Don Jaime ist ein Mensch, der schwere Arbeit noch nie gescheut hat. Seine Augen strahlen vor Begeisterung wenn er vom Kaffee, dem heutigen Gold Kolumbiens spricht und wie dieser hergestellt wird. Seine Finca ist im besten Zustand. Die Hänge, an denen die Kaffeesträucher sich befinden, sind steil und beim Pflücken der Kaffeekirsche wird einem klar wie anstrengend diese Arbeit ist. Auch wenn wir auf Grund unserer mangelnden Spanischkenntnisse nur die Hälfte verstehen, ist es sehr interessant Don Jaime zuzuhören. Da er auch Pferde besitzt, verabreden wir uns für den nächsten Tag zu einer Reit-Tour. Ein wunderbares Erlebnis mal wieder auf dem Rücken eines Pferdes zu sitzen und die Landschaft zu genießen. 

Don Jaime, Jardin Kolumbien

Am Abend treffen wir dann auf eine deutsch sprechende Gemeinschaft in der Finca Paito Bonito. Eine Schweizerin lebt dort mit ihrem kolumbianischen Mann und ihren Kindern. Außerdem treffen wir Valentina die ihren Trip durch Südamerika mit ein bisschen Arbeit finanziert. Mit Weißbier und Pizza mitten in den kolumbianischen Bergen, wird mir dieser Abend auch ewig in Erinnerung bleiben. Am nächsten Morgen entschließen wir uns den Ort Jardin zu besuchen. Carin und Andres aus Venezuela, der ebenfalls auf der Finca lebt und dort arbeitet, begleiten uns. Jardin hat ungefähr 15'000 Einwohner, darunter die beiden Radrennfahrer Jorge Humberto Martinez Correa und Daniel Jaramilo. Der Ort wurde 1863 gegründet und erzielt seine Einnahmen hauptsächlich aus der Landwirtschaft. Die Häuser sind bunt bemalt und stammen überwiegend aus der Kolonialzeit. 

Jardin, Kolumbien

Die neugotische Kathedrale Basilica Menor de la Inmaculada Conception, steht mitten im Ort. Zahlreiche, kleine Bars und Kneipen umsäumen den großen Platz, der sich vor der Kathedrale ausbreitet. Um Jardin herum gibt es Wanderwege und Ausflugsziele, die einen die Landschaft genießen lassen. Wir besuchen den Wasserfall Cascada del Amor. Andres beweist sich als guter Führer, und in einem Cafe genießen wir noch einmal den vorzüglichen kolumbianischen Kaffee. Zurück auf der Finca geht unser Aufenthalt so langsam zu ende und am nächsten Morgen treten wir den Rückweg über Medellin nach Santa Marta an. 

Carin und Gaby in Jardin, Kolumbien

Spät am Abend erreichen wir Santa Marta und spüren den Temperaturunterschied, 26°C sind einfach angenehmer als 18°C. Trotzdem blicken wir auf ein paar interessante Tage zurück. Kolumbien ist ein landschaftlich schönes und sehr vielseitiges Land. Wir gewinnen ein paar neue Freunde und treffen nach unserer Rückkehr in Santa Marta, wieder ein paar alte. Wir entscheiden uns einen weiteren Monat hierzubleiben und das Land weiter zu erkunden. Was wir so als nächstes erleben könnt ihr nächste Woche an gleicher Stelle nachlesen. Bis dahin wünschen wir euch, immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel und haltet die Ohren steif.

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