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Feuchte Träume

Dunkle Wolken ziehen immer wieder über den Mount Orohena, den Hausberg von Papeete. Man kann das Wetter zurzeit als durchwachsen bezeichnen. Immer wieder gibt es mal einen Regenschauer. Das Ganze ist eigentlich relativ unproblematisch, da so ein Regenschauer nicht wirklich irgendetwas an der Temperatur ändert. Ja, es scheint so, als ob auf Tahiti überhaupt nichts die Temperatur ändern könnte. Tag und Nacht hat es eine durchschnittliche Lufttemperatur von 29 °C. Ob am Boden gemessen oder zehn Meter über dem Boden, ob bei Regen oder Sonnenschein. Für einen Klimatologen dürfte das äußerst langweilig sein. Ich habe mich mittlerweile daran gewöhnt. Aber wie das so ist, hat auch solch ein Wetter seine Tücken. Wie sich jeder vorstellen kann, ist es bei diesen Temperaturen schwer, einzuschlafen. In der Koje staut sich die Luft und aufgrund des wenigen Windes kommt nicht genügend Frischluft über die Luke ins Innere. Irgendwann schläft man dann doch ein, die besagte Luke weit aufgerissen. Träumt

Der Sonnenuntergang auf einer Müllhalde

Jeder kennt die faszinierenden Sonnenuntergänge der Karibik, zumindest von Postkarten und Fotos. Wir erleben dieses Naturspektakel fast jeden Tag. Der Himmel färbt sich von tiefblau allmählich zu einem gelbrot. Die Sonne steht noch über dem Horizont. Mit dem Berühren der Wasseroberfläche erlangt die Szenerie eine purpurrote Farbe. Je nachdem, wie viele Wolken am Himmel stehen, bilden sich durch die Lichtbrechung, gelbe, ins orange übergehende Streifen, die dieses Purpurrot unterbrechen und die Wolken als Schatten den Himmel durchziehen. Ist die Sonne im Meer versunken färbt sich der Himmel tief rot und wird nach oben hin schwarz. Die ersten großen Sterne werden am Firmament sichtbar. 

Sonnenuntergang in der Karibik

Alles in allem ein fantastisches Naturerlebnis. Auf einem Boot sitzt man im Cockpit oder an Deck und genießt diesen Anblick mit einem Drink in der Hand, dem so genannten Sundowner. Wir erleben diese Untergänge schon unzählige Male und können uns einfach nicht satt sehen. Allerdings trügt der Schein und an Land kommt noch ein weiterer Aspekt hinzu, den man nicht dokumentieren will, zumindest nicht, im Kontext eines Sonnenuntergangs. Auf den Fotos sieht man in den wenigsten Fällen das Umfeld in dem die Aufnahme gemacht wurde. Meist nur einen kleinen Strandausschnitt, konzentriert sich die Aufnahme doch auf den farbenprächtigen Himmel. Links und rechts des Betrachters, türmt sich der Plastikmüll. 

Plastikmüll in den Mangroven

Viele Crews versuchen etwas von ihrem Privileg zurück zugeben, indem sie sich an Strandreinigungen beteiligen oder solche selbst ins Leben rufen. Doch angesichts des Ausmaßes ist das ein Tropfen auf den heißen Stein. Es fehlt, in den meisten Fällen, wie auch in Europa, ein Gesamtkonzept. Klar kennt jeder den Spruch „Abfallvermeidung geht vor Abfallentsorgung“, was im Angesicht der Situation, vor Ort, nur noch als leere Phrase eingestuft werden kann. Die Lage von den Einheimischen meist falsch eingeschätzt, sind es vor allem Ausländer, die schon lange auf den Inseln leben, die sich um das Problem kümmern. Durch die Regierung in Grenada nicht unterstützt, werden diese Konzepte mit Spenden finanziert. Aber nicht nur, dass es von Seiten der Verantwortlichen keine Unterstützung gibt, werden den wenigen Leuten, die ein Entsorgungskonzept haben, auch noch Knüppel zwischen die Füße geworfen. So scheitert die Inbetriebnahme einer, als Ersatz angeschafften, größeren Schredderanlage für Plastikmüll, am Genehmigungsverfahren durch die Behörden. Wo kommen wir da auch hin, wenn uns Ausländer sagen, was auf unseren Inseln gut und was schlecht ist. 

Plastik, Wohlstandsmüll

Mit dieser Einstellung ist die Zerstörung der Ökosysteme vorprogrammiert und wird weiter voran schreiten. In Anbetracht dessen werden nachfolgende Generationen, zumindest die die sich von ihrer Playstation losreißen können, ihre Sonnenuntergänge auf einer Müllhalde erleben. Für den Rest bleibt der reingezoomte Sonnenuntergang von der Couch aus.

Wrack, Carriacou

Während wir darüber nachdenken wie wir die Situation nachhaltig verbessern können, schreitet unser Bootprojekt weiter voran. Es wird immer noch geschliffen, aber es ist nun auch der sogenannte „Finish-Primer“ drauf. Das bedeutet, dass die Lackierung mit dem weißen Decklack kurz bevor steht. Kurz bevor heißt in der Karibik nächste Woche, eventuell übernächste Woche. Im Anschluss können wir dann die Wasserlinie bestimmen und das Unterwasserschiff ausbessern. Danach sind wir bereit wieder unsere Katinka ins Wasser zu bringen. So lang leben wir weiter, nicht auf einer Müllhalde, aber in ähnlichem Zustand auf einer Baustelle. 

Leben auf einer Baustelle

Man gönnt sich ja sonst nichts, und als Langfahrer braucht man eine gewisse masochistische Veranlagung um die Alltagssituationen auf einer Weltreise zu überstehen. Diese Veranlagung hilft übrigens auch in anderen Lebenssituationen wie z.B. bei der Kündigung eines Bankkontos bei der DKB. „Das kann Bank“ nur nicht ein Konto auflösen. Nachdem Motto „Und ewig grüßt das Murmeltier“, versuchen wir jetzt seit Oktober 2021 das Konto bei der DKB zu kündigen. Mittlerweile den dritten Kündigungsantrag ausgefüllt, schafft es die Bank nicht, das Konto aufzulösen. Stattdessen erreichen uns immer wieder die gleichen Emails, die uns auffordern einen Kündigungsantrag der Bank zukommen zu lassen. Selbst der eingeschaltene Ombudsmann und die BaFin beißen sich bisher die Zähne aus. „Das kann Bank.“ In diesem Sinne, auch wenn ihr jetzt wisst, daß wir eine gehörige Portion Masochismus mit uns herumtragen, bleibt uns gewogen. Wir wünschen euch eine Handbreit Wasser unter dem Kiel und das mit den Ohren verkneife ich mir heute.

Strandspaziergang ohne Plastik


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