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Feuchte Träume

Dunkle Wolken ziehen immer wieder über den Mount Orohena, den Hausberg von Papeete. Man kann das Wetter zurzeit als durchwachsen bezeichnen. Immer wieder gibt es mal einen Regenschauer. Das Ganze ist eigentlich relativ unproblematisch, da so ein Regenschauer nicht wirklich irgendetwas an der Temperatur ändert. Ja, es scheint so, als ob auf Tahiti überhaupt nichts die Temperatur ändern könnte. Tag und Nacht hat es eine durchschnittliche Lufttemperatur von 29 °C. Ob am Boden gemessen oder zehn Meter über dem Boden, ob bei Regen oder Sonnenschein. Für einen Klimatologen dürfte das äußerst langweilig sein. Ich habe mich mittlerweile daran gewöhnt. Aber wie das so ist, hat auch solch ein Wetter seine Tücken. Wie sich jeder vorstellen kann, ist es bei diesen Temperaturen schwer, einzuschlafen. In der Koje staut sich die Luft und aufgrund des wenigen Windes kommt nicht genügend Frischluft über die Luke ins Innere. Irgendwann schläft man dann doch ein, die besagte Luke weit aufgerissen. Träumt

Von der Seetauglichkeit

Ein alter Holzkahn nähert sich still und leise unserem Boot. Die Bordwände sind hoch, das kleine Schiff ist höchstens 8m lang. Es ist kurz nach 20:00 Uhr, die Dämmerung hat schon lang eingesetzt. Ich schalte das Funkgerät ein und informiere die Küstenwache, da das Boot vor sich hin zutreiben scheint. Eine Nationalität ist nicht festzustellen, aber die Vermutung ist nahe, dass es sich um Flüchtlinge vom afrikanischen Kontinent handelt. Die Seenotrettung kommt mit eingeschaltenen Scheinwerfern auf uns zu und beleuchtet die Szene in dem immer schwächer werdenden Licht. Weiße Schutzanzüge, mit weißem Helm und Atemschutzmaske, so wie die „Guten“ in Krieg der Sterne, werfen den Schwarzen, in dem seeuntauglichen Holzboot, zwei Rettungsleinen, entgegen. Bis die Leinen festgemacht sind und acht Menschen vom Holzboot umgestiegen, ist der Verbund auf fast 50m vor unseren Bug herangerückt. Gehört haben wir schon öfter von einer Rettung, dass sie sich aber so nahe vor uns abspielt, gibt der Sache noch einmal eine ganz andere Dimension. Was in uns unweigerlich die Frage aufwirft: Wie verzweifelt muss man sein, sich in einem offenen Boot ohne Segel, auf ein Meer hinauszuwagen, ohne die Gewissheit zu haben, jemals wieder Land zu sehen? Von Seetauglichkeit kann hier mit Sicherheit nicht die Rede sein.

Flüchtlingsboot

Eine ganz andere Seetauglichkeit und die Frage danach stellen wir uns am nächsten Tag, denn wir bekommen Besuch. Kann man eigentlich seetauglich werden? Und kann man ein schwäbisches Urgestein davon überzeugen auf See, in Bezug auf die Seetauglichkeit, das Richtige zu tun? Beide Fragen muss man erst einmal mit Nein beantworten. Gut, die Bedingungen haben sich in der Bucht von Anfi, nicht gerade verbessert. Der Schwell, der seit gestern in die Bucht setzt, schafft sehr viel Bewegung und für jemanden, der das nicht gewohnt ist, kann das leicht zu Problemen führen. Die Anreise von Walle klappt unterdessen reibungslos. Gaby holt ihren Bruder vom Flughafen ab und in einer Bar an der Strandpromenade von Anfi, feiern wir erst einmal Wiedersehen. Da nützt es auch nichts, daraufhin zuweisen, dass Alkohol vielleicht doch nicht so eine gute Idee ist. Als wir mit dem Dinghy zum Boot übersetzen, ist es relativ ruhig und Walle fühlt sich puddelwohl. Dies ändert sich dann schlagartig am nächsten Morgen, als das erste Mal Essbares auf dem Tisch stand. Wir versuchen es zwei Tage, die Seetauglichkeit herzustellen, brechen den Versuch aber wegen Erfolglosigkeit ab. 

So ist die Welt in Ordnung

Nicht nur weil sich Walle nicht besonders gut fühlt, auch weil das Gerolle uns allen, langsam auf die Nerven geht. Ein Email von Puerto Mogan bleibt unbeantwortet, was uns aber nicht davon abhält, dorthin zu fahren. Mit zunehmenden Wind können wir sogar Segel setzten und siehe da, Walle geht es schon deutlich besser. Offensichtlich wirkt Segeln doch Wunder und man bekommt sogar die Seetauglichkeit bei einem schwäbischen Urgestein auf die Reihe. Puerto Mogan funke ich auf Kanal 12 an, wir haben Glück und bekommen einen Liegeplatz. Hier im Hafen, liegen wir wie auf einem Brett, was die Stimmung an Bord, auf das Höchste, steigert. Besonders Walle geht es wieder gut und er fängt an, seinen Urlaub zu genießen. Wir disponieren also um, und wechseln von Badeurlaub auf Sightseeing.

Walle unter Segeln

Parallel dazu geht die Planung und Vorbereitung unserer Weiterreise von statten. Mit einer Email versuche ich einen Platz in San Sebastian auf La Gomera, unsere letzte Insel die wir auf den Kanaren besuchen wollen, zu reservieren. Anders als in vielen von Seglern genutzten Plattformen, in denen sie keine Antwort auf ihre Anfrage bekommen haben, erhalten wir am nächsten Tag eine Reservierungsbestätigung. Hier wollen wir aus Europa ausklarieren, einen PCR Test machen, und uns noch einmal verproviantieren. Danach nehmen wir die rund 800 Seemeilen, zu den Kap Verden, in Angriff. Wir sind jetzt seit 24.11.2020 auf den Kanaren. Mit einer Unterbrechung von Mitte Dezember bis Mitte Januar, haben wir die Inseln La Palma, Teneriffa und Gran Canaria besucht. La Gomera wird also unsere vierte Insel sein. Acht Monate haben wir die Inseln kennengelernt, und waren immer wieder von der unterschiedlichen Charakteristik der Inseln fasziniert. Obwohl die Einschränkungen durch Covid, für uns sehr gering waren, sind die Auswirkungen für die Kanaren bis jetzt, erheblich. Es ist den Kanaren, vor allem den Menschen, die hier leben, zu wünschen, dass sich der Tourismus schnell wieder erholt. Leider sind die Ankerbuchten auf den Kanaren nicht sehr komfortabel, oft sehr rollig, so dass wir uns lange Zeit in Marinas aufgehalten haben. Die Kosten hierfür sind deutlich niedriger als im Mittelmeer, summieren sich aber auf. Die Marina in Las Palmas auf Gran Canaria ist die, bisher günstigste, in der wir auf unserer Reise gelegen sind. Allerdings werden Katamarane weniger gern gesehen und man muss etwas Geduld haben, einen Platz zugewiesen zu bekommen. Dabei ist die Marina Crew, welche gerade Dienst hat, sehr maßgebend. Dass es auf den Kanaren kalt ist, kann man nicht behaupten, Das ganze Jahr über herrschen hier Temperaturen zwischen 20°C und 30°C. Im Norden der Inseln spürt man aber den Nordostpassat, der mit unter, vor allem im Hafenbereich, es einem oft etwas kühl vorkommen lässt. Dagegen herrscht im Süden von Gran Canaria oft Windstille, was die Temperaturen, gegenüber dem Norden, deutlich ansteigen lässt. Der Atlantik, hier auf den Kanaren, ist um ca. 5°C kälter als das Mittelmeer, was mich als Warmduscher, immer einige Überwindung kostet ins Wasser zu springen. Deshalb steigt die Lernkurve bei unserem neuen Hobby, dem SUP, steil bergan. Gaby ist da wesentlich resistenter und manchmal hab ich das Gefühl, sie lässt sich absichtlich vom Bord ins Wasser fallen. Wie auch immer, der Fortschritt beim SUP muss jetzt eine Weile warten. 

Erste SUP Versuche

Jetzt gilt es uns auf die Kap Verden vorzubereiten. Wie uns das gelingt erfahrt ihr, selbstverständlich wie immer, hier auf www.glenswelt.com in der nächsten Woche. Bis dahin immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel und haltet die Ohren steif.

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