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Party auf der Katinka

Es ist Wochenende und ich werde von allen Seiten beschallt. Offensichtlich scheint das Ankerfeld vor dem Flughafen in Papeete ein beliebter Badespot zu sein. Fahrende Hütten belagern das Außenriff und bringen mit ihren Musikanlagen Partystimmung mit. Vier von diesen Booten liegen um mich herum. Bis um fünf Uhr Nachmittags geht der Zauber. Dann ziehen Sie ab und es kehrt Ruhe ein. Allerdings nicht für lange. Lediglich, das Klientel wechselt. Waren es noch am Nachmittag meist Familien mit Kindern, ist jetzt das Partyvolk an Deck. Um drei Uhr in der Nacht bin ich dann völlig erschöpft eingeschlafen und erst wieder aufgewacht, als alles vorbei war. Partyboot Papeete, Tahiti Da der Weg mit dem Beiboot sehr weit ist, um an Land zu kommen, beschäftige ich mich erst einmal mit den Problemchen, die sich auf der Katinka wieder angesammelt haben. In erster Linie ist es der Autopilot. Eine Kabelverbindung hatte sich gelöst und die Stromzufuhr zum Autopiloten war unterbrochen. Ich stelle den Kontak

Heimweh

Grau seit Tagen, nass und mit Pferdeäpfeln übersät ist der Weg, den wir immer wieder zum Spazierengehen nutzen, um mit dem Hund Gassi zugehen. Die Wolken hängen tief und unter der Nase bildet sich Kondenswasser. Das Geäst der Bäume greift blattlos, schwarzadrig in den Himmel und nach den Wolken. Misteln befinden sich unerreichbar in den Baumkronen. Zum Teil hängen nicht geerntete Äpfel an dem einen oder anderen Ast. Faules Obst liegt in der Wiese und der Tau ist über Nacht angefroren. Braune Blätter mit weiss umrandeten Eiskristallen liegen am Wegesrand. 

Grau in grau

Es ist nicht sonderlich kalt, aber durch die Nässe zieht ein unangenehmes Gefühl den Rücken hoch. Trotzdem nutzen wir jeden Tag zum Spazierengehen, ist es doch hier in Deutschland fast die einzige Möglichkeit vor die Tür zu kommen. Tote Innenstädte, einzig die Parkplätze vor den Supermärkten sind vor Weihnachten gefüllt. Ausgangssperre und Ausgangseinschränkung nennt man das hier. Das soziale Leben von der Politik, auf Grund der immer noch hohen Corona Zahlen, abgewürgt. So langsam fangen Politiker an, sich für ihre Fehleinschätzungen in dieser Krise zu entschuldigen. Die Durchhalteparolen werden auch immer leiser, stellen sich durch die getroffenen Massnahmen, wenn überhaupt, nur unwesentliche Erfolge ein. Alle warten auf die Impfung und hoffen, dass dies die Lösung aller Probleme ist. 

Wengerter Häusle am Korber Kopf, Deutschland

Wir haben Heimweh, Heimweh nach unserem Boot, nach etwas Wärme, nach den Umständen lebbarer Normalität. Dem Hund, den wir uns jeden Tag ausleihen, macht das alles nichts aus. Ihm ist das Wetter egal und Corona schon zweimal. Für ihn zählt nur das Herumtollen in der Wiese mit seinem knallorangen Ball, den er schon lang kaputt gebissen hat und der vor lauter Sabber klebrig und glitschig ist. Was mich wieder an unsere Politiker erinnert, klebrig und glitschig. „Entschuldigung dass wir die Massnahmen im Frühjahr überzogen haben und viele Menschen allein sterben mussten“. Inzwischen sind wir oben auf dem Hügel angekommen. Hier hören die Weinreben auf und die Obstwiesen beginnen. Ich blicke entlang der Weinreben ins Tal und mir fällt auf, dass der Parkplatz des Krankenhauses gestopft voll, der Parkplatz der Sport- und Freizeitanlage aber total leer, ist. Wir haben Heimweh, Heimweh nach den vielen Wanderwegen, den Strandspaziergängen und den vielen Sportmöglichkeiten im Freien. Um Verwandte und Bekannte hier in Deutschland besuchen zu können, braucht man in diesen Tagen, mindestens ein Studium der Rechtswissenschaften. Wenn man dann noch ein Studium in Mathematik drauflegen kann, versteht man zumindest was bei diesen Treffen, nicht geht oder man geht einfach das Risiko ein, dass man was falsch macht. Für alle die auf ihren Booten geblieben sind, sei gesagt, dass die Kontakte mit Skype oder WhatsApp zur Zeit deutlich einfacher aufzunehmen sind, als ein reales Treffen hier in Deutschland, wenn der Kontakt nicht gerade mit „GuteZeitenschlechteZeiten (GZSZ)“ beschäftigt ist, oder sich durch Werbung von diversen Kontakt- und Flirtapps berieseln lässt und deshalb keine Zeit hat euren Anruf entgegenzunehmen. Offensichtlich sind wir schon längst in der Neuzeit angekommen, denn Kontakte finden am besten nur noch virtuell statt. Das ist ungefährlich und man muss nicht mehr vor die Tür. Für das bisschen Gefühl hat man dann ja GZSZ. 

Strandkneipe Porto Santo, Madeira

Wir haben Heimweh, Heimweh nach Menschen die mit dem nötigen Abstand in einer Kneipe sitzen und mit denen man sich unterhalten kann, auch wenn es eine fremde Sprache ist und man nicht einmal die Hälfte versteht, nach Menschen die man ohne Risiko auch einmal in den Arm nehmen kann. Wir wollen so schnell als möglich wieder zurück in unser „normales“ Leben, wenn wir es dann noch schaffen. Wir sind es ja mittlerweile gewohnt auf engstem Raum zusammenzuleben. Auf unseren 60 Quadratmeter, zumindest zahlen wir für die 60 Quadratmeter den Liegeplatz, haben wir uns arrangiert. 

Santa Cruz de La Palma, Kanarische Inseln

Hier in Deutschland haben wir ein bisschen mehr Platz, sind aber zu viert in einem Haushalt. Da ich, zugegeben, wie man dem Text sicherlich entnehmen kann, ein etwas schwieriger Charakter bin, ich streiche etwas und ersetze etwas in ziemlich, nein besser extrem, ist es für die restlichen drei, in diesen Tagen nicht ganz einfach. Da Unternehmungen recht eingeschränkt sind hängt man sich doch arg auf der Pelle. Ich glaube da haben welche Heimweh, Heimweh nach GZSZ, der Werbung von Flirt- und Kontaktapps, Video- und Wettspielen, nach einem Leben zu zweit. Wie wir das Weihnachts- und Neujahrs Fest überstehen und was nächste Woche so alles in Deutschland passiert, könnt ihr in unserem Blog auf www.glenswelt.com nachlesen. Bis dahin wie immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel und haltet die Ohren steif. 


Frohe Weihnachten

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