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Feuchte Träume

Dunkle Wolken ziehen immer wieder über den Mount Orohena, den Hausberg von Papeete. Man kann das Wetter zurzeit als durchwachsen bezeichnen. Immer wieder gibt es mal einen Regenschauer. Das Ganze ist eigentlich relativ unproblematisch, da so ein Regenschauer nicht wirklich irgendetwas an der Temperatur ändert. Ja, es scheint so, als ob auf Tahiti überhaupt nichts die Temperatur ändern könnte. Tag und Nacht hat es eine durchschnittliche Lufttemperatur von 29 °C. Ob am Boden gemessen oder zehn Meter über dem Boden, ob bei Regen oder Sonnenschein. Für einen Klimatologen dürfte das äußerst langweilig sein. Ich habe mich mittlerweile daran gewöhnt. Aber wie das so ist, hat auch solch ein Wetter seine Tücken. Wie sich jeder vorstellen kann, ist es bei diesen Temperaturen schwer, einzuschlafen. In der Koje staut sich die Luft und aufgrund des wenigen Windes kommt nicht genügend Frischluft über die Luke ins Innere. Irgendwann schläft man dann doch ein, die besagte Luke weit aufgerissen. Träumt

Shut down

Wenn man meint es kann gar nicht schlimmer kommen als es schon ist, kommt es meistens knüppeldick. Dabei fing die Woche so gut an. Offensichtlich gibt es zwischen der DHL und dem DHL Express gewaltige Unterschiede. Die Sendung der Hydraulikzylinder war für Montag angekündigt. Ein DHL Auto fuhr am Vormittag an die Schranke und ein freundlicher junger Mann winkte mir zu, nachdem ich mich bemerkbar gemacht hatte. Das Paket wurde ohne Probleme zugestellt und der Zusteller hatte auch noch einen lockeren Spruch drauf. So stelle ich mir Service vor. Warum das nicht bei normalen Paketen geht, verstehe ich nicht. 


Wie auch immer, ich machte mich gleich an den Einbau, der ohne große Probleme klappte. Am nächsten Tag war dann das Entlüften der Anlage vorgesehen was uns einige Stunden kostete. Am gleichen Tag kam Antonio und brachte die nun zerlegten alten Zylinder, die wir in einer Werkstatt öffnen ließen. Eigentlich sollten sie erst am Freitag fertig sein und wir planten unsere Weiterreise für das kommende Wochenende. Nach dem Entlüften der Anlage wechselt ich noch die Dichtungen und baute die alten Hydraulikzylinder wieder zusammen. Als Ersatzteil wurden sie in der Backskiste verstaut. Am Dienstag waren wir also fertig und können nun aufbrechen. Doch dann kam der Shut down auf Raten. Zunächst wurde nun ganz Italien wegen der starken Ausbreitung des Corona Virus zur Sperrzone erklärt. Restaurants dürfen nur noch bis 18:00Uhr geöffnet haben, Hochzeiten, Beerdigungen sonstige Veranstaltungen wurden untersagt. Die Liga A wurde eingestellt. Alle Häfen wurden geschlossen, in den Supermärkten wurden limitierte Kundenzahlen eingeführt, was zu Warteschlangen davor führte. Am Mittwoch hieß es dann, dass alle Restaurants und Geschäfte, außer Lebensmittelläden, Apotheken und Drogerien, geschlossen werden. Die Leute sollen Zuhause bleiben und die Firmenteile die nicht notwendigerweise gebraucht werden, geschlossen werden. Ein offizielles Papier des Innenministerium kursierte durchs Netz, welches die Schifffahrt an der italienischen Küste untersagt, sofern kein beruflicher Zweck dahinter steckt. Wir sitzen also fest. Von einem Tag auf den anderen war unser Supermarkt leer gekauft. Alles was länger haltbar ist, aus den Regalen geräumt. Der Italiener, der sonst so redselig ist und jede Kleinigkeit bis ins letzte Detail normalerweise, mit den Händen unterstützend, ausdiskutiert, ist stumm geworden. Lässt man sich hier in Italien sonst beim Einkaufen Zeit und hält auch mal gern ein Schwätzchen, rennt man jetzt, mit gesenktem Haupt, hinter seinem Mundschutz versteckt, durch die Regalreihen und ist im Nuh aus dem Laden wieder draußen. Die Ruhe ist fast unheimlich und fällt uns, nach fast einem halben Jahr Aufenthalt hier, sofort auf. Mit über 12000 Corona Fällen und einem Sterbeanteil von fast 1000 Menschen ist es das am stärksten betroffene Land in Europa. Somit sind Maßnahmen mit Sicherheit notwendig, nur ob es die Richtigen sind wird sich erst zu einem späteren Zeitpunkt zeigen. Am Donnerstag war dann das offizielle Papier vom Innenministerium verschwunden. Ein Nachfrage bei der Küstenwache in Fiumicino ergab, dass ein freies Bewegen auf dem Wasser ohne Genehmigung, durchaus erlaubt wäre, das Einlaufen in einem Hafen aber jeweils von der zuständigen Küstenwache vor Ort erfragt werden müsse. Was auch immer das heißt. Gaby ist überhaupt nicht begeistert und wir hatten eine lange Diskussion. Für mich bedeutet das vor allem eins, nach anfänglich von der italienischen Regierung über hastenden Handeln hat man angefangen das Hirn einzuschalten. Was passiert wenn die Maßnahmen nicht greifen? Man kann die Leute nicht ewig in den Häfen und Marinas festhalten. Wer übernimmt überhaupt die Kosten für so eine zwanghafte Festsetzung? Wenn eine Regierung so etwas anordnet, muss sie auch mit Schadensersatzforderungen rechnen. Also verlagert man das Problem, jedes Boot darf aus einen Hafen auslaufen, ob es allerdings in einen anderen Hafen einlaufen darf entscheidet die örtliche Küstenwache. Somit wird niemand gegen seinen Willen gezwungen in einem Hafen liegenzubleiben und ist dann natürlich für die Liegegebühr weiterhin selbst verantwortlich. Außerdem verschafft man sich Luft. Sollten die Maßnahmen nicht greifen, kann man den Zustand auf einen längeren Zeitraum ausdehnen, im schlimmsten Fall auf die ganze Segelsaison. Wie auch immer, es ist und bleibt eine sehr unübersichtliche Situation und eine richtige Entscheidung zu treffen ist nicht ganz einfach. Auf der anderen Seite steht natürlich die Ansteckungsgefahr. Bis jetzt sind in Italien die Zahlen neuer Fälle immer noch am steigen, am sichersten wäre man auf See und in geschützten Buchten, doch irgendwann muss selbst ein gut verproviantiertes Schiff einen Hafen anlaufen um neu Lebensmittel zu bunkern und dann könnte es unter Umständen schwierig werden. Zu all diesen Überlegungen kam dann noch die Nachricht, dass ein guter Freund von uns verstorben ist. Am Ende unseres Weges durch das Mittelmeer wollten wir ihn in Spanien besuchen. Lieber Norberto wir wünschen Dir alles Gute auf Deiner letzten Reise, unsere Gedanken sind jetzt bei Deiner Familie, der wir viel Kraft wünschen. Viel zu früh hat Dich der Krebs aus dem Leben gerissen. Du wirst uns stets in Erinnerung bleiben. Manchmal ist das Leben sehr hart zu einem, was die Entscheidungsfindung nicht gerade einfacher macht. Wie wir uns letztendlich entschieden haben werden wir im nächsten Blog berichten, bis dahin wie immer eine handbreit Wasser unter dem Kiel und haltet die Ohren steif.





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