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Feuchte Träume

Dunkle Wolken ziehen immer wieder über den Mount Orohena, den Hausberg von Papeete. Man kann das Wetter zurzeit als durchwachsen bezeichnen. Immer wieder gibt es mal einen Regenschauer. Das Ganze ist eigentlich relativ unproblematisch, da so ein Regenschauer nicht wirklich irgendetwas an der Temperatur ändert. Ja, es scheint so, als ob auf Tahiti überhaupt nichts die Temperatur ändern könnte. Tag und Nacht hat es eine durchschnittliche Lufttemperatur von 29 °C. Ob am Boden gemessen oder zehn Meter über dem Boden, ob bei Regen oder Sonnenschein. Für einen Klimatologen dürfte das äußerst langweilig sein. Ich habe mich mittlerweile daran gewöhnt. Aber wie das so ist, hat auch solch ein Wetter seine Tücken. Wie sich jeder vorstellen kann, ist es bei diesen Temperaturen schwer, einzuschlafen. In der Koje staut sich die Luft und aufgrund des wenigen Windes kommt nicht genügend Frischluft über die Luke ins Innere. Irgendwann schläft man dann doch ein, die besagte Luke weit aufgerissen. Träumt

Die Tage sind gezählt

Mitte Dezember und nicht mehr lang bis Weihnachten. Die letzten Tage hier an Bord, bis wir unseren Weihnachtsurlaub in Deutschland antreten werden, verbringen wir mit Aufräumarbeiten und Kleinkram. In der Nacht wird es jetzt deutlich kühler, was nicht unbedingt schlimm ist, wäre da nicht die Luftfeuchtigkeit, die so wie das Thermometer fällt, steigt. Das bereitet uns ein wenig Probleme, da die Feuchtigkeit meist mit Schimmelbildung einhergeht. Um dies zu vermeiden, ist hier einiger Aufwand von Nöten. Heizen, Lüften, Durchzug; am besten immer abwechselnd. An den regenfreien Tagen ist das ganz gut hin zu bekommen. Wenn es regnet muss man halt schnell sein, um alle Luken rechtzeitig wieder dicht zu kriegen. An Tagen an denen es nur regnet, hilft dann nur noch heizen und alles trocken halten. Tagsüber ist es, zumindest wenn die Sonne scheint, angenehm warm. Leider wechseln sich die Tage mit Regen und Sonne ab. 


Trotz des wechselhaften Wetters finden wir jetzt, nachdem das Meiste des Bootsprojekts erledigt ist, wieder mehr Zeit um das Umfeld zu erkunden. Auf einer dieser Exkursionen haben wir einen super ausgestatteten Yachtzubehörhändler entdeckt. Im Internet gefunden, machten wir uns mit den Fahrrädern auf den Weg in Richtung Hafen Fiumicino und fanden in einer Parallelstrasse den Händler. In einem ganz normalen kleinen Wohnhaus untergebracht, wären wir fast daran vorbei gefahren. Ehrlich gesagt sah der Laden von außen nicht gerade vielversprechend aus und vielleicht hat auch das Unterbewusstsein gesagt „fahr weiter das kannst du hier getrost vergessen“. Doch wie das mit dem Unterbewusstsein so ist, gibt es da immer ein Engelchen und ein Teufelchen und die andere Stimme sagte „da gehen wir jetzt rein und schauen uns das an“. Wer von beiden was gesagt hat überlasse ich dem geschätzten Leser, es hat sich auf jeden Fall gelohnt. Die engen Verhältnisse im Inneren kannten wir eigentlich nur von den unzähligen indischen Läden, die es in Italien in jeder Ortschaft gibt und die von der Autobatterie über die Klobürste bis zur Zahnpasta alles verkaufen und da Fläche Geld kostet packen sie ihre Ware in schmale Gänge bis unter die Decke. Der erste Eindruck war also der, wir sind beim Inder. Wir folgten dem schmalen Gang, vorbei an Reinigungs- und Pflegemitteln, Ölen und Fetten, zu den Farben. Um kleine Lackschäden am Überwasserschiff auszubessern benötigten wir noch einen weißen Bootslack. In einem Regal, zwei Meter breit und bestimmt fünf Meter hoch, wurden wir fündig. Leider sprach der Besitzer kein Englisch und so erklärte er uns auf italienisch den Unterschied zwischen hochglänzend und matt, von dem wir, wenn es hoch kommt, nur die Hälfte verstanden hatten. Die englische Beschreibung auf dem Bootslack half uns mehr oder weniger die richtige Auswahl zu treffen. Trotzdem empfanden wir die Bemühungen des Händlers nett und zuvorkommend. Wir setzten unseren Einkauf fort, beschafften noch ein paar Inox Muttern und Unterlagsscheiben, die am Boot rostige Teile ersetzen sollten. Auch hier war er überdurchschnittlich ausgestattet und man konnte die Kleinteile pro Stück kaufen. In einer Ecke entdeckte ich eine Rohrbiegemaschine, auch mit Klampen, Klemmen und Blöcken war der Händler sehr gut ausgestattet. Wir waren froh auf die Stimme gehört zu haben, die gesagt hat „da gehen wir jetzt rein...“. Gut ausgerüstet um unsere Ausbesserungsarbeiten anzugehen, machten wir uns am nächsten Tag ans Werk und besserten Kratzer und kleine Macken aus. Auch die Muttern, die ihre hässlichen rostigen Nasen am Lack herunterzogen, haben wir ausgewechselt. 


Am Sonntag schließlich machten wir bei 16°C einen Ausflug in den Nachbarort Focene. Der Ort selber gibt nicht viel her und im Prinzip gibt es an diesem Ort nichts was sehenswert wäre, aber wir waren an der frischen Luft und genossen die warmen Temperaturen. Ob es an der Jahreszeit lag oder es das ganze Jahr so dreckig am Strand aussieht, können wir nicht beurteilen. So verschmutzt wie der Strand war, werden wir dorthin nicht mehr zurückkehren. Am Mittwoch haben wir dann noch einmal unser Lieblingscafé in Fiumicino aufgesucht, saßen vor dem Café in der Sonne und genossen die warmen Strahlen. Wir hatten uns in der Marina von allen verabschiedet und ein kleines Weihnachtsgeschenk an alle verteilt. 


Die Leute haben sich so gefreut, dass man uns spontan anbot, uns am nächsten Tag zum Flughafen zu bringen. Am nächsten Morgen, um kurz vor 8 Uhr, lief dann noch einmal die ganze Marina zusammen und verabschiedete sich von uns. Max, der Inhaber, ließ es sich nicht nehmen uns selbst zum Flughafen zu bringen. Wir verabschiedeten uns von ihm und traten unserer Reise nach Deutschland an. Mit einem längeren Aufenthalt in Wien kamen wir dann, nach 12 Stunden, Zuhause an. Wien ist immer eine Reise wert und um das Lebensgefühl in Wien zu erleben, geht man am besten in ein Kaffeehaus. Wer mit Georg Danzer, so wie ich, aufgewachsen ist, geht ins Hawelka. Hier findet man die typische Kaffeehausatmosphäre, wie sie in Wien herrscht. Dabei sollte man das klassische Café, wie man es sonst gewohnt ist, schnell vergessen. 


In Wien ist ein Kaffeehaus etwas besonderes. Das fängt beim Kellner an, der immer einen lockeren Spruch drauf hat und sich nicht nur auf Kaffee und Torten auf der Speisekarte beschränkt. Allerdings sucht man nach einer Speisekarte im Hawelka vergebens, fragt man den Kellner bekommt man die Antwort „Ich bin die Speisekarte, was hätten‘sen gern“? Es gibt hier von der Gulaschsuppe bis hin zur Sachertorte ein großes Spektrum an Speisen und Getränken und wenn es im Eingang nach Buchteln riecht, muss man die unbedingt probieren. Sechs Stunden ist für manchen Ort eine lange Zeit, in Wien sind sechs Stunden gar nichts und so waren wir schnell wieder am Flughafen um unsere Reise fortzusetzen. Durch einsetzenden Schneefall musste das Flugzeug allerdings enteist werden und so etwas kann dauern. Deshalb verzögerte sich unsere Weiterreise um mehr als eine Stunde und waren dann froh nach einem langen Tag an unserem Bestimmungsort angekommen zu sein. Am Flughafen wurden wir herzlichst empfangen und vor allem Amy unser „kleiner“ Rottweiler zeigte seine Freude und war nur schwer wieder zu beruhigen. Nachdem mir es deutlich zu kalt war, flüchtete ich ins Auto und war froh, als wir endlich losfuhren.


Wie das mit den Temperaturen sich hier in Deutschland weiterentwickelt und was wir hier in der nächsten Woche so alles treiben, erzählen wir Euch nächste Woche, bis dahin wie immer eine Handbreit und haltet die Ohren steif.

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