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Zurück in die Zukunft

36 Kilo hängen an meinem Arm und ich schwitze, dass meine Klamotten von innen völlig durchnässt sind. Dazu kommt der Regen, der den Rest, der noch trocken ist, auch noch einfeuchtet. Am Morgen habe ich den Bus von Whangarei nach Auckland genommen und bin am nationalen Flughafen ausgestiegen. Nicht ganz freiwillig, da es zu regnen angefangen hat und der Bus aufgrund des Ausbaus des internationalen Flughafens, nicht näher als einen Kilometer an diesen herankommt.  Hunderwasserhaus in Whangarei, Neuseeland Folgen Sie der grünen Linie, heißt es auf einem Schild, in der auch die Minuten der Gehzeit angegeben sind. 16 Minuten stehen da, die aber nur mit leichtem Handgepäck erreichbar sind. Hinzu kommt, dass diese grüne Linie weitestgehend im Freien verläuft und nur an wenigen Stellen überdacht ist. Solange es nicht regnet, kein Problem, aber Segler sind bekanntlich wasserscheu und es gießt in Strömen. Ich erreiche endlich die Halle des internationalen Bereichs des Flughafens von Auckland...

Es geht auch ohne Unfall

Es ist ein Kommen und Gehen in der Bucht von Hakahetau. Kein Wunder, es ist doch sehr unruhig hier. Ein Einheimischer erzählt mir, dass seit rund einem Monat ein ungewöhnlicher Schwell in die Bucht setzt und dass er das so auch nicht kenne. Zum Teil sind wir bis zu fünf Yachten hier. Die meisten halten es nur zwei Tage aus.

Ankerbucht auf Ua Pou, Marquesas

Unterdessen, die Not des Wassermangels treibt mich dazu, gehe ich ins Wasser und mache den Einlass des Seewassers sauber. Wie vermutet, hängt er voll Muscheln, die zu wenig Wasser einlassen. Nach der Reinigung funktioniert der Wassermacher wieder einwandfrei. Ich mache 70 Liter Wasser und bin erst einmal wieder vom Wasserschleppen befreit.

Beim Wandern auf Ua Pou, Marquesas

Ich nutze die freigewordene Zeit zum Wandern. Im Internet habe ich eine Route gefunden, die als „einfach“ beschrieben wird. Die Länge von 12,5 Kilometern macht mich zwar ein wenig stutzig, aber ich denke mir, du hast ja Zeit. Die Route führt zum Mount Poumaka, einem der Felsnadeln, die sich so imposant auf der Insel in den Himmel strecken. Der Pin ist über 370 Meter hoch und erreicht eine Höhe von 979 Metern. Damit ist er neben dem Oave (1230 Meter) und dem Pouakei (1035 Meter) die dritthöchste Erhebung. Manfred, der Schokoladenmann, erzählt mir, dass er vor 26 Jahren, als er auf die Insel kam, die Erstbesteigungen organisierte. Damals waren es Deutsche, die diese beeindruckenden Felssäulen bezwangen. Ich begnüge mich mit dem Wandern bis zum Einstieg in die Wand des Poumaka auf rund 600 Meter. Richtung Haakuti startend, erreiche ich nach der zweiten Serpentine den Feldweg, der mich in ein nach Süden ausgerichtetes Tal führt. Es geht moderat bergan und es gibt keinerlei Anzeichen, dass die Route nicht leicht sein soll. Am Anfang ist das Tal von Obstbäumen und Ziegenzucht geprägt. Die Bäume spenden Schatten und machen das Wandern sehr angenehm. Nach gut 2 Kilometern endet der Feldweg in einem Trail, den man erst einmal finden muss. 

Unsichtbarer Trail auf Ua Pou, Marquesas

Offensichtlich wird er nicht oft begangen und ist demzufolge sehr verwildert. Immer dichter wird der Pflanzenbewuchs und der Pfad ist kaum noch zu erkennen. Immer noch relativ flach geht es vorbei am Mount Poutemoka (671 Meter), den man aber immer nur sporadisch sieht, wenn sich die Bäume etwas lichten. Das dichte Blattwerk lässt keine Weitsicht zu, doch ab und zu knackt es gewaltig im Unterholz, sodass mir klar ist: Ich bin nicht allein. Manchmal sehe ich Pferdehäufen, die Pferde vermuten lassen. Es könnten aber auch ausgebüchste Ziegen sein. Begegnet ist mir auf dieser Tour zumindest bis zu Manfreds Anwesen niemand. Ich wundere mich schon, als nach fünf Kilometern der Weg immer noch nur moderat ansteigt und ich mich frage, wie und wo ich über den Grad kommen soll. Die Frage wird ein paar Meter weiter beantwortet, als der Weg steil bergansteigt. Auf gut einem Kilometer sind nun 250 Höhenmeter zu überwinden. Meine Kondition lässt ganz schön zu wünschen übrig und ich muss immer wieder stehenbleiben und verschnaufen. Dabei schnattern meine Lungenflügel, was dem Geräusch eines Maulesels nahekommt. 

Mt. Poumaka 979Meter hoch, Ua Pou Marquesas

Ich erreiche die Baumgrenze und verschaffe mir einen ersten Überblick. Um mich herum hohes Grass und niedriges Gehölz. Die Steinsäulen ragen um mich herum in die Höhe und sind so nah. Jedes Mal, wenn ich glaube, es geschafft zu haben, kommt um die nächste Ecke der nächste steile Anstieg. Völlig fertig erreiche ich den Grat und einen quer liegenden Felsen, der den Weg zur Wand des Mount Poumaka versperrt. Mit einem Seil gesichert überwinde ich auch diesen und stehe vor der senkrechten Felswand. Sehr beeindruckend, und das Gefühl, es hat sich gelohnt, macht sich breit. 

Blick von 600m aufs Meer, Ua Pou Marquesas

Nach kurzer Rast geht es auf der anderen Seite des Grats wieder nach unten. Hier beginnt das Stück, das von „einfach“ weit entfernt ist. Der Grat ist oft nur einen halben Meter breit und fällt zum Teil links und rechts senkrecht nach unten. Passagen sind an manchen Stellen mit Seil gesichert. Auch hier ist der Weg nur schwerzufinden, da er nicht gekennzeichnet ist. Man sollte also ein bisschen Erfahrung mitbringen und absolut schwindelfrei sein. Nach gut eineinhalb Stunden erreiche ich das Anwesen von Manfred, einem Deutschen, der sich zur Aufgabe gemacht hat, auf der Insel Ua Pou Schokolade zu produzieren. Man kann ihn besuchen und auch die Schokolade probieren und selbstverständlich auch kaufen. Ein Feldweg führt von Manfred dann wieder ins Dorf Hakahetau zurück. 

Bachlauf auf Ua Pou, Marquesas

Der gleiche Weg, der auch zum Wasserfall führt, an dem Gaby vor ein paar Wochen verunglückt ist. Ich erreiche das Dorf diesmal ohne Zwischenfälle und stelle fest: Es geht auch ohne Unfall. Auf dem Weg zurück treffe ich noch ein norwegisches Ehepaar, welches heute in der Bucht vor Anker ging. Sie wollen zum Wasserfall und ich erkläre Ihnen den Weg. Ziemlich geschafft erreiche ich wieder das Boot und bin froh, meine Glieder ausstrecken zu können. Das wird wieder einen Muskelkater geben. Trotzdem freue ich mich, diese beeindruckende Natur erlebt zu haben. Die einzigen Plagegeister sind die Mücken, die sich bei einer Rast einfinden. Deshalb ist es zu empfehlen, immer genügend Mückenspray bei sich zu haben.

Seilsicherung auf Ua Pou, Marquesas

Wie sich der Muskelkater entwickelt und was ich sonst noch so alles auf der Insel treibe, könnt ihr im nächsten Blog nachlesen. In diesem Sinne, wie immer, immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel und haltet die Ohren steif.

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