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Video Specials

Sterben Economy-Flüge im Computerzeitalter aus?

Der Film, den ich ausgewählt habe, unterhält mich nur mäßig. Die Nebengeräusche sind trotz voller Lautstärke der Kopfhörer enorm, sodass ich bei längeren Dialogen, bei denen in normaler Sprachintensität gesprochen wird, nicht alles verstehe. Ich habe das Gefühl, dass durch die Kopfhörer das Fluggeräusch, ein monotones Rauschen, noch verstärkt wird. Das Display zeigt mir eine Flughöhe von fast 12000 Metern und eine Geschwindigkeit von über 900 Kilometern pro Stunde an. Am oberen Rand des Bildschirmes bewegt sich ein kleines Flugzeug und färbt den weißen Balken hinter sich blau ein. Eine Zeitangabe gibt die geflogene und die noch zurückzulegende Zeit an. Ja, die technischen Spielereien haben sich seit dem Computerzeitalter gewaltig verändert.  Abflug Tahiti Ich falle in eine Art Tagtraum. Ihr kennt das. Man kann nicht schlafen, weil die Umgebung einen wach hält, obwohl man eigentlich hundemüde ist. In der „Schweineklasse“ – zivilisiertere Leute als ich sagen auch Holzklasse (auf Neudeuts

Wandern ist nicht unsere Kernkompetenz

Nachdem wir wieder einmal kräftig eingekauft haben und der Proviant für ein paar Wochen reicht, machen wir uns auf den Weg nach Ua Pou. Die Wettervorhersage sagt leichten Wind von Ost, was natürlich jedoch nicht zutrifft. Der Wind kommt mit 15 Knoten, in der Böe mit 20 Knoten von Südost, was uns mal wieder auf der Kante segeln lässt. Außerdem hat sich die Abfahrt um vier Stunden verzögert, da ein enormer Bewuchs es notwendig machte, die Kette mit dem Schrubber und der Zahnbürste zu reinigen. Immerhin wissen wir jetzt, dass wir für 15 Meter Kette vier Stunden brauchen, um kleine Krebstiere, Algen und sonstigen Bewuchs, von der Kette zu befreien. So kommen wir mal wieder in der Nacht in Ua Pou, in der Hakahetau Bucht, an. Und auch hier treffen wir auf einen Ankerlieger, der weder Beleuchtung noch Ankerlicht, noch AIS, eingeschalten hat, und den wir fast über den Haufen gefahren hätten. Wieder einmal rettet uns das Manöver im letzten Moment. Ich liebe sie, diese Leute, die noch nicht einmal 50 Euro übrig haben, um sich eine LED Solarleuchte zu kaufen und diese über Nacht eingeschaltet zu lassen. Und wenn wir schon dabei sind, auch die Leute, die ihr Beiboot mit knapp zwei Meter Leine an die Ausstiegsleiter des Dinghy-Docks festmachen, sind mir so richtig ans Herz gewachsen. Ich bin übrigens der, der Euer Dinghy mit Straßenschmutz eindeckt, weil ich meine Schuhe nicht ausziehe, wenn ich über Euer Boot laufen muss, weil ich sonst keine Chance habe, mein Beiboot zu erreichen. Bitte, gern geschehen!

Ua Pou Marquesas

Wir erreichen also Ua Pou in der Nacht und ankern auf zehn Meter Sand. Die Bucht imponiert durch die grandiose Aussicht. Einzelne Felspins ragen bis zu 1200 Meter in den Himmel. Ein üppiges Grün bewaldet die Insel. Ein Feldweg führt ins Landesinnere zu Manfred, dem Schokoladen Mann. Vor 29 Jahren hat sich der Deutsche auf der Insel angesiedelt. Er lebt vom Verkauf eigen produzierter Schokolade. Leider treffen wir ihn nicht selbst an. Mit seiner Lebensgefährtin schaffen wir eine einfache Kommunikation in Englisch und Französisch. 

Beim Schoko-Mann Ua Pou, Marquesas

Wir verabschieden uns wieder und wandern zu einem kleinen Wasserfall. Der Pfad zweigt von dem Feldweg ab und führt etwa zehn Minuten durch den Busch. Einen Bach überquerend steht man schließlich vor einer Felskante, von der sich ein Wasserfall in ein Basin ergießt. Der Süßwasserdusche können wir nicht widerstehen. Das Wasser ist kühl und erfrischend, eine wahre Wohltat. Auf dem Rückweg passiert es dann. Gaby rutscht auf einem Palmwedel aus und stürzt. Das Knie blutet und der rechte Arm hängt unnatürlich vom Körper ab. Die Schmerzen sind groß.

Wasserfall auf Ua Pou, Marquesas

Ein herbeieilender Wanderführer, der ebenfalls am Wasserfall war, leistet Erste Hilfe. Die Feuerwehr wird gerufen. Mit Mühe schaffen wir den Pfad zurück zum Feldweg, an dem die Rettungskräfte eintreffen. Mit dem Feuerwehrauto werden wir nach Hakahau gebracht. In dem Medical-Center wird sie versorgt. Der Ellbogen ist ausgekugelt, aber zum Glück ist nichts gebrochen. Es wird ein Venenzugang gelegt und sie bekommt ein Schmerzmittel. Nachdem sie nur noch dummes Zeug redet, kann mit der eigentlichen Behandlung begonnen werden. Ich muss die ganze Zeit dabei bleiben, weil Gaby darauf besteht. Mit vereinten Kräften und, trotz Betäubungsmittel, enormen Schmerzen, versucht man, die Knochen wieder einzurenken, was am Anfang nicht recht gelingen will. Schließlich macht es dann doch einen Schnapper und es sieht gut aus, oder doch nicht? 

Gaby im Krankenhaus Ua Pou, Marquesas

Jedenfalls ist man sich nicht ganz sicher und man rät uns ins Krankenhaus nach Nuku Hiva zu gehen, und das noch diese Nacht. Also wird ein Hubschrauber geordert, der Gaby nach Nuku Hiva bringt. Ich folge Gaby mit dem Boot am nächsten Tag. Leider hat der Wind in der Zwischenzeit gedreht und kommt aus Nord, also genau aus der Richtung, in die ich muss. Das Aufkreuzen braucht den ganzen Tag und benötigt die doppelte Strecke. Ziemlich kaputt komme ich am Abend in Nuku Hiva an. Ich halte mich nicht lange auf, mache das Beiboot klar und suche das Krankenhaus. Gaby ist überglücklich mich wiederzusehen, hatte sie sich schon auf eine weitere Nacht im Krankenhaus eingestellt. In Nuku Hiva wurde der Arm noch einmal untersucht und als schließlich das CT auch in Ordnung war, stellte man den Arm ruhig und beließ es dabei. Das Knie, dem bis dahin wenig Beachtung schenkte, wird genäht, da die Wunde immer wieder zu bluten anfängt. Am nächsten Tag begleichen wir die Rechnung, da das Sekretariat, am Abend, schon geschlossen war. 

Gaby beim Wandern, Ua Pou, Marquesas

Das Wandern scheint also nicht unsere Kernkompetenz zu sein. Erst passiert mir das, auf dem Gambiers, mit einer ausgekugelten Schulter, und jetzt Gaby mit einem ausgekugelten Ellenbogen. Beides ist nicht zu empfehlen und ich rate dringend vor Nachahmung ab. Jetzt warten wir wieder auf ein geeignetes Wetterfenster, um zurück nach Ua Pou zu gelangen. Das Wandern hat sich allerdings erst einmal erledigt, aber wir finden sicherlich einen anderen Ausgleich. In diesem Sinne, immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel und haltet die Ohren steif.

Kommentare

  1. Wünsche der Gaby eine gute Besserung, ganz liebe Grüße aus Panama
    Peter/IVALU

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