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Video Specials

Sterben Economy-Flüge im Computerzeitalter aus?

Der Film, den ich ausgewählt habe, unterhält mich nur mäßig. Die Nebengeräusche sind trotz voller Lautstärke der Kopfhörer enorm, sodass ich bei längeren Dialogen, bei denen in normaler Sprachintensität gesprochen wird, nicht alles verstehe. Ich habe das Gefühl, dass durch die Kopfhörer das Fluggeräusch, ein monotones Rauschen, noch verstärkt wird. Das Display zeigt mir eine Flughöhe von fast 12000 Metern und eine Geschwindigkeit von über 900 Kilometern pro Stunde an. Am oberen Rand des Bildschirmes bewegt sich ein kleines Flugzeug und färbt den weißen Balken hinter sich blau ein. Eine Zeitangabe gibt die geflogene und die noch zurückzulegende Zeit an. Ja, die technischen Spielereien haben sich seit dem Computerzeitalter gewaltig verändert.  Abflug Tahiti Ich falle in eine Art Tagtraum. Ihr kennt das. Man kann nicht schlafen, weil die Umgebung einen wach hält, obwohl man eigentlich hundemüde ist. In der „Schweineklasse“ – zivilisiertere Leute als ich sagen auch Holzklasse (auf Neudeuts

Allan wia a Stan

Ich liege seit zwei Tagen in der Bucht von Hakahetau auf Ua Pou. Kein Mensch hier. Die Wellen krachen in den Fels und springen schäumend ins Meer zurück. Der Strand, der aus straußeneiergroßen Steinen besteht, erzeugt eine Geräuschkulisse, die einem zumindest Respekt einflößt. Die Wellen, die sich dort brechen, bewegen die Steine, polternd hin und her. Gerade in den Abendstunden, wenn ich alleine im Cockpit sitze und es dunkel wird, leuchtet der weiße Saum der Welle, der durch das Mondlicht reflektiert wird. Der schwarze Strand geht eine Symbiose mit der Nacht ein und ist nur noch durch die Gischt zu unterscheiden. Alleine sind die Eindrücke, die einem die Natur bietet, noch viel intensiver. Ich sinniere so vor mich hin und lasse die Woche Revue passieren.

Strand von Ua Pou, Marquesas

Gaby ist seit ein paar Tagen in Deutschland gut angekommen und hat sich einer Augenoperation unterzogen. Soweit hat alles gut geklappt. In der Zwischenzeit habe ich mich vorbereitet, Nuku Hiva zu verlassen und ein Stück näher an Papeete zu kommen. Es sind zwar nur 26 Meilen, aber immerhin. Die Ankerkette war wieder voller Bewuchs und musste über zwei Stunden gereinigt werden. Doch diesmal hatte ich Hilfe von der SY Tuvalu. Gemeinsam befreiten wir, mit der Wurzelbürste und der Zahnbürste, die Kette vom hartnäckigen Getier. Am nächsten Tag war dann der Rumpf dran. Mit der Spachtel bewaffnet, springe ich ins Wasser und schabe den Belag ab. Das funktioniert bei Coppercoat als Antifouling ganz gut. Im Augenwinkel sehe ich eine Schwanzflosse von etwas Größerem. Fluchtartig verlasse ich das Wasser, um erst einmal die Friedfertigkeit des Individuums aus sicherer Distanz zu überprüfen. Es ist ein etwa 1,5 Meter großer Thunfisch, begleitet von zwei kleineren. Durch den Rumpfbelag, der durch das Abspachteln nach unten fällt, angelockt, versuchen sie von dem Festschmaus etwas abzubekommen. Zum Schluss sind es sieben dieser Prachtexemplare, die immer wieder mit einer großen Geschwindigkeit aus dem Freiwasser auf mich zugeschossen kommen und dann kurz vor dem Rumpf abdrehen. Nach drei Stunden sind beide Rümpfe gereinigt und ich bin gespannt, wie viel Geschwindigkeitsplus das morgen ausmacht. Allerdings wird am darauffolgenden Tag nichts daraus, weil der Wind total eingeschlafen ist. Die Crew der Tuvalu holt mich am Abend mit dem Dinghy ab, und wir verbringen noch einmal einen schönen Abend in der Pizzeria. Eine willkommene Ablenkung, da Gaby zu diesem Zeitpunkt auf dem Weg ins Krankenhaus ist und operiert werden soll. Die beiden Steirer geben sich alle Mühe, mich abzulenken, was ihnen auch hervorragend gelingt. Am nächsten Tag geht es dann aber tatsächlich los. Ich hole den Anker rauf und auch wenn es im Moment noch nicht allzu viel Wind hat, bin ich zuversichtlich, dass noch etwas mehr kommen wird. Am Ausgang der Bucht holt mich noch das Beiboot der SY Kobel ein und wünscht mir eine gute Fahrt. Tatsächlich frischt der Wind außerhalb der Bucht auf zehn Knoten auf und die Katinka nimmt Fahrt auf. 

Einsamer Ankerplatz auf Ua Pou, Marquesas

Bis zu fünf Knoten erreichen wir, was ein deutlicher Zugewinn an Geschwindigkeit gegenüber dem letzten Mal ist. Die Reinigung des Rumpfes hat sich also gelohnt. Gegen Mittag schläft der Wind dann ein, um nach zwei Stunden sich wieder einzufinden. Ich lege also wieder an Fahrt zu und werde nach kurzer Zeit von Delfinen begleitet. Eine halbe Stunde spielen sie mit dem Bug der Katinka und sind dann wieder so schnell weg, als sie gekommen sind. Ich bin also wieder allan wia a Stan, denke an Gaby und hoffe, dass alles gut gegangen ist. Tränen schießen mir in die Augen, man wird halt im Alter ein bisschen blöd. Das ist halt der Nachteil: Wenn man, wie wir die meiste Zeit, so eng aufeinander hocken, dann fehlt einfach etwas. 

Beeindruckende Bergwelt auf Ua Pou, Marquesas

Aber zum weiteren Nachdenken habe ich jetzt keine Zeit mehr, weil ich mich bis auf eine Seemeile der Küste Ua Pous genähert habe. Jetzt heißt es Segel bergen und in die Bucht einfahren. Natürlich blasen jetzt 15 Knoten um die Ecke und ich muss in den Wind, um die Genua einzuholen, da zu viel Druck drauf ist. Das Groß kann ich dann auch gleich herunternehmen. Das letzte Stück fahre ich unter Motor und werfe den Anker auf neun Meter in den Sand. Ich bin der Einzige in der Bucht. Das letzte Mal, als ich mit Gaby hier war, waren wir zu viert. Und schon wieder bin ich allan wia Stan. Eine Minestrone, und die Nachricht aus Deutschland, dass alles gut gegangen ist, hebt die Stimmung. Morgen werde ich den Einlass vom Wassermacher reinigen, da der Wassermacher zu wenig Wasser bekommt.

Beim Kochen

Kurz nach dem Frühstück fängt das Wasser, runde 100 Meter neben mir, an zu schäumen. Ein paar Finnen werden sichtbar, der Rest des Körpers bleibt unter Wasser. Da Delfine Säugetiere sind und zum Atmen Luft brauchen, sollte zumindest nach einiger Zeit einer dieser Körper auftauchen, was nicht der Fall ist. Es müssen also Haie gewesen sein, was mich das Vorhaben, den Einlass des Wassermachers zu reinigen, verschieben lässt. Da frage ich doch lieber zunächst einmal ein paar Einheimische, was sich denn in ihrer Bucht so alles tummelt. Vielleicht kommt ja auch in den nächsten Tagen ein Boot in die Bucht, dann bin ich nicht mehr so allan wia Stan. In diesem Sinne immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel und haltet die Ohren steif.

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