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Video Specials

Sterben Economy-Flüge im Computerzeitalter aus?

Der Film, den ich ausgewählt habe, unterhält mich nur mäßig. Die Nebengeräusche sind trotz voller Lautstärke der Kopfhörer enorm, sodass ich bei längeren Dialogen, bei denen in normaler Sprachintensität gesprochen wird, nicht alles verstehe. Ich habe das Gefühl, dass durch die Kopfhörer das Fluggeräusch, ein monotones Rauschen, noch verstärkt wird. Das Display zeigt mir eine Flughöhe von fast 12000 Metern und eine Geschwindigkeit von über 900 Kilometern pro Stunde an. Am oberen Rand des Bildschirmes bewegt sich ein kleines Flugzeug und färbt den weißen Balken hinter sich blau ein. Eine Zeitangabe gibt die geflogene und die noch zurückzulegende Zeit an. Ja, die technischen Spielereien haben sich seit dem Computerzeitalter gewaltig verändert.  Abflug Tahiti Ich falle in eine Art Tagtraum. Ihr kennt das. Man kann nicht schlafen, weil die Umgebung einen wach hält, obwohl man eigentlich hundemüde ist. In der „Schweineklasse“ – zivilisiertere Leute als ich sagen auch Holzklasse (auf Neudeuts

Unser erstes Atoll

Atolle unterscheiden sich von Inseln in erster Linie dadurch, dass sie keine Berge haben, sondern brettelflach sind. Haos höchste Erhebung ist drei Meter hoch. Vom tiefen Ozean geht es dann relativ kurz vor dem Atoll in die Höhe auf runde 300 Meter Wassertiefe. Unmittelbar vor dem Atoll werden dann die letzten 300 Meter bis auf null Meter überbrückt und es erscheint das Außenriff. Als Segler sieht man diese Atolle sehr spät. Die Landmassen sind meistens nicht breiter als einen halben Kilometer, oft deutlich schmäler, und immer wieder auch von einzelnen Überläufen unterbrochen. Die kleinen Inseln, die sich zwischen diesen Überläufen bilden, nennt man Motus. Es gibt bewohnte Motus und unbewohnte. Auf den größeren Inselabschnitten befindet sich meist ein Hauptort. Hier in Hao heißt er Otepa. Im Inneren des Atolls befindet sich die Lagune. Nicht alle Atolle haben einen Pass. Wenn ein Überlauf schiffbar ist, nennt man diesen, Pass. Hao hat einen, den wir beim letzten mal schon beschrieben haben.

Ankerplatz Hao, Franz. Polynesien

Als erstes, nach unserer Ankunft, besuchen wir den Ort Otepa. Auf Hao leben etwa 1000 Menschen, die meisten in Otepa. Wir finden eine kleine Pension, welche Mittagessen anbietet und einen Wifi Zugang hat. Der Besitzer ist unheimlich freundlich und heißt uns herzlich willkommen. Das Mittagessen jedoch muss man einen Tag vorher bestellen, weil immer nur soviel Fisch gefangen wird, wie benötigt. Wir ordern für den nächsten Tag und bekommen einen Mahi Mahi auf Reis, einen Salat und einen Nachtisch. Kochen kann er, es schmeckt hervorragend. 

Otepa, Hao Franz. Polynesien

Am nächsten Tag wollen wir uns den Flughafen anschauen. Die Franzosen hatten Hao, als Stützpunkt für ihre Nuklearversuche, ausgebaut. Im Jahr 2000, gaben sie den Stützpunkt auf, haben aber noch eine kleine Kaserne hier. Der Flughafen wurde, zur Zeit der Space Shuttle Flüge, auch als Notlandebahn genutzt. Heute dient er ausschließlich zivilen Zwecken. Wir laufen also los und schaffen es bis knapp zur Mitte der Landebahn, als neben uns jemand mit dem Auto hält und uns fragt, wo wir den hin wollen. Als wir ihm den Flughafen nannten, meint er, der wäre aber heute geschlossen. Wir wollen uns nur ein bisschen umsehen. Ok, springt rein, ich nehme euch mit. Das lässt sich Gaby nicht zweimal sagen und schon sitzen wir in dem Truck. 

Flughafen Hao, Franz. Polynesien

Am Flughafen steigen wir aus und bedanken uns recht herzlich. Wir wandern weiter Richtung Pass und schlagen uns durch ein grünes Dickicht. Hier ist lange keiner mehr gelaufen, und Gaby will schon wieder umkehren. Aber ich bin hartnäckig und nach einem halben Kilometer sind wir wieder auf der regulären Straße. Wir schauen uns das Außenriff an und suchen nach Muscheln. Kleine Krebse laufen über den nackten Fels, der von der Brandung zerfurcht ist. Immer wieder bleiben sie stehen und ziehen sich in ihr buntes Gehäuse zurück. Wir sind erstaunt, wie viel Leben hier in Ufernähe ist. Überall wuselt es um uns herum. Immer wenn ich ein Gehäuse finde, nehme ich es behutsam auf und schaue erst einmal hinein. Oft kommt dann so ein kleiner Kerl heraus und beschwert sich mit Händen und Füssen. Ich leg ihn dann wieder ab und er trottet von dannen. Aber wir finden auch verlassene Gehäuse und wirklich schöne sind auch dabei. Viele sind durch die Brandung zerstört und bilden praktisch den Boden. Wie in einem Wald, die Nadeln und Blätter, den Waldboden erzeugen. 

Perlen in Muschelschale

Über die reguläre Straße erreichen wir wieder den Flughafen. Es gibt ein Hauptgebäude, den Tower und ein oder zwei Nebengebäude, am Ende des Rollfelds. Auf der einen Seite ist der offene Ozean, und auf der anderen Seite die Lagune. Dazwischen passt gerade noch eine Straße. Der Landeanflug muss spektakulär sein. Wir haben es nicht ausprobiert. Tapfer laufen wir zurück und merken, dass wir doch wieder arg eingerostet sind. Unsere Seebeine spüren jeden Meter. Zumal wir es an der Landebahn, 3,6 Kilometer, schnurgerade aus geht. Wir erreichen einen Strandabschnitt mit Lagerfeuerstelle und ruhen uns erst einmal aus. Ah, im Rucksack ist noch ein Apfel, den wir uns mit Heißhunger teilen. Ein Auto hält und bietet uns erneut eine Mitfahrgelegenheit an. Wir sind begeistert und werden bis zu unserem Dinghy gebracht. Immerhin sind wir, etwas über zehn Kilometer gelaufen und wir finden, dass das für heute reicht. Zwei Tage später sitzen wir wieder in der Pension. Tags zuvor haben wir wieder ein Mittagessen bestellt. Wir sind gespannt was es heute gibt. Als wir die Alufolie öffnen, liegt ein Red Snapper drin, mit Gemüse im Backofen gedünstet. Was wir zum ersten mal erleben, der Fisch ist nicht ausgenommen. So gehen wir sehr behutsam vor. Es schmeckt uns trotzdem hervorragend und mit einem Salat und einem Eis endet das heutige Mittagessen, welches köstlich war. Da es hier auf der Insel so gut wie keine Touristen gibt, sind die Leute sehr freundlich und hilfsbereit. Mit uns ist noch ein weiterer Katamaran in der Lagune und eine Ketsch, die wohl aber schon länger hier ist und in dem kleinen Hafen an der Pier liegt. 

Außenriff Hao, Franz. Polynesien

Es hat also noch viel Platz hier und man kann Hao als Geheimtipp handeln. Für die Chartertouristen von Tahiti, ist das Atoll zu weit südlich und für die, die von den Marquesas kommen und nach Tahiti wollen, würde es auch einen Umweg bedeuten. So kommen nur ab und zu mal Segler vorbei, sodass Hao ein Traumatoll bleibt. 

Schatten ist immer Willkommen

Eigentlich wollten wir unseren Weg auch schon zum nächsten Atoll fortgesetzt haben, nur leider passt der Wind nicht. Und eines haben wir mittlerweile gelernt: Wenn der Wind nicht passt, warten bis der Wind passt. In diesem Sinne wünschen wir euch immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel und haltet die Ohren steif.

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