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Video Specials

Sterben Economy-Flüge im Computerzeitalter aus?

Der Film, den ich ausgewählt habe, unterhält mich nur mäßig. Die Nebengeräusche sind trotz voller Lautstärke der Kopfhörer enorm, sodass ich bei längeren Dialogen, bei denen in normaler Sprachintensität gesprochen wird, nicht alles verstehe. Ich habe das Gefühl, dass durch die Kopfhörer das Fluggeräusch, ein monotones Rauschen, noch verstärkt wird. Das Display zeigt mir eine Flughöhe von fast 12000 Metern und eine Geschwindigkeit von über 900 Kilometern pro Stunde an. Am oberen Rand des Bildschirmes bewegt sich ein kleines Flugzeug und färbt den weißen Balken hinter sich blau ein. Eine Zeitangabe gibt die geflogene und die noch zurückzulegende Zeit an. Ja, die technischen Spielereien haben sich seit dem Computerzeitalter gewaltig verändert.  Abflug Tahiti Ich falle in eine Art Tagtraum. Ihr kennt das. Man kann nicht schlafen, weil die Umgebung einen wach hält, obwohl man eigentlich hundemüde ist. In der „Schweineklasse“ – zivilisiertere Leute als ich sagen auch Holzklasse (auf Neudeuts

El Nino?

In El Nino Jahren ist der Luftdruckunterschied zwischen dem östlichen und dem westlichen Pazifik deutlich kleiner, und kehrt sich sogar um. Die Passatwinde werden schwächer oder fallen zum Teil ganz aus. Der Humboldtstrom kommt zum erliegen. Ehrlich gesagt war von den Phänomen, in den letzten fünf Monaten, nur wenig zu spüren. Im Gegenteil, die Tiefdruckgebiete im Südwesten des Pazifiks, gaben sich die Türklinke in die Hand. Ab und zu streifte auch mal eins die Gambiers. Der Passatwind nördlich der Gambiers blies, bis auf wenige Tage, ununterbrochen. Obwohl die Wassertemperaturen in den Gambiers, dem normalen Jahresrhythmus folgten, scheint der Humboldtstrom allerdings so seine Probleme zu haben. Zumindest fehlt auf unserer Überfahrt nach Hao, die hohe und vor allem kräftige Pazifik Dünung. Stattdessen haben wir eine leichte Dünung aus Südost, mit einer überlagerten Windwelle aus Nordost. 

Wieder Unterwegs, Hao Tuamotus

In den ersten drei Tagen, setzte zu allem Überfluss die Strömung, auch noch gegen die Welle, nach Ost. Aus einer langgezogenen drei Meter hohen Welle, mit einem angekündigten Intervall von zehn Sekunden, wird eine drei Meter hohe Kreuzsee mit einem Intervall von vier Sekunden. Unser Glück ist, dass die Welle, in der Hauptrichtung, von schräg hinten kommt. Der Passatwind kommt kontinuierlich aus Südost bis Ost, mit einer Stärke zwischen 15 und 20 Knoten. Trotzdem kommen wir nur mäßig voran, weil die Strömung die Welle aufbaut, und das Boot immer wieder einstampft. Alles in allem Kotzwetter, und Gaby geht es auch nicht gut. Die Tabletten wirken zwar, aber sie ist lust- und antriebslos. Immerhin schaffen wir Etmale über 100 Seemeilen, was für uns immer so der Maßstab ist. Am vierten Tag erreichen wir die Abschattung von Hao und der Seegang wird deutlich ruhiger. Wir nehmen Fahrt auf, da eine Windabdeckung, bei einem drei Meter hohem Atoll, nicht gegeben ist. Bei gleichbleibendem Wind, sind wir bei fast glatter See, um die zwei Knoten schneller. Ich bin erstaunt und nehme dies freudig zur Kenntnis. Hao ist ein langgezogenes Atoll mit nur einem Pass. Der Innenbereich ist ungefähr eineinhalb mal größer als der Bodensee. Wir segeln an der Außenseite entlang, bis wir den Pass im Nordwesten erreichen. 

Ankern vor Hao, Tuamotus

Im Internet kann man sich einen Current Guestimator herunterladen. Diese einfache Tabellenkalkulation ermöglicht es einem, sich einen Überblick über die Strömungsverhältnisse, an den verschiedenen Pässen, der Tuamotu-Atolle, zu verschaffen. Im Netz liest man immer wieder, dass dieser Guestimator für viele Atolle, insbesondere für Hao, nicht stimmen würde. Das können wir nicht bestätigen. Für Hao muss man wissen, dass es nur einen Pass gibt. Es muss also der gesamte Wasseraustausch durch dieses eine Nadelöhr. Dass dies zu einer extremen Strömung führen kann, dürfte jedem einleuchten. Trotzdem gibt es Leute die das nicht glauben, so wie uns. Der richtige Windfaktor spielt beim Hao-Pass eine wichtige Rolle. In unserem Fall kam dann eine Strömung, von zehn Knoten bei auslaufendem Wasser und fünf Knoten bei einlaufendem, heraus. Wir kommen also, wie soll es auch anders sein, genau zu der Zeit an den Pass, der laut Kalkulation zehn Knoten auslaufendes Wasser voraussagt. Mit dem Timing über mehrere Tage genau dann an einem Punkt zu sein, wenn die Bedingungen passen, haben wir nach wie vor so unsere Schwierigkeiten. Wir haben jetzt mehrere Möglichkeiten: 1. Wir glauben dem Guestimator kein Wort bzw. Zahl, und fahren einfach durch. Das hätte den Vorteil, dass wir noch einen Ankerplatz bei letztem Tageslicht erreichen. 2. Wir warten bis wir einlaufendes Wasser haben und probieren es dann. Nachteil, das nächste einlaufende Wasser beginnt um 20.45Uhr und es ist stockdunkel, sowohl durch den Pass, als auch am Ankerplatz. 3. Wir warten bis zum übernächsten Mal, wenn das Wasser wieder in die Lagune einläuft. Vorteil, es wäre Tag am Pass und auch am Ankerplatz. Nachteil, wir müssen 16 Stunden auf offener See warten. Wir entschließen uns für Variante eins. Die Strömungsberechnung ist falsch und es wird schon nicht so schlimm sein. Eine zwei Meter hohe Welle, vor dem Pass, setzt in die Lagune hinein, also was soll da schon schiefgehen. Wir schleichen uns von der Seite heran. Die Idee ist, möglichst im strömungsarmen Flachwasser voranzukommen und der Physik ein Schnippchen zu schlagen. Leider Besitz der Pass in Hao nicht genügend, befahrbares Flachwasser, selbst für einen Katamaran nicht. In der Mitte des Passes angelangt, die Maschine macht mittlerweile fast 3000 Umdrehungen, also Übervollgas, oder wie man in der Raketentechnik sagen würde, die dritte Stufe ist gezündet, kommen wir dann, mit der Fahrt über Grund, zum Stillstand. Die zwei Meter hohe Welle, von hinten, drückt das Wasser über Deck. Wir nehmen wieder Fahrt auf. Allerdings rückwärts. Mit drei Knoten drückt es uns wieder auf den Ozean. Nach einer Weile, geben wir Variante eins auf und schalten erst einmal die Maschine ab. Die Physik ist eben nicht zu überlisten, zumindest nicht mit den Mitteln, die uns zu Verfügung stehen. 

Katinka auf Tour

Zeit zum Abendessen. Es gibt Spaghetti in Tomatensoße. Da es uns hier draußen zu unruhig ist, und wir sehr lange warten müssten, entscheiden wir uns Variante zwei, als nächstes zu versuchen. Wir, inzwischen etwas abgetrieben, starten die Maschine eine Stunde vor der berechneten Zeit. Langsam machen wir uns auf den Weg Richtung Pass. In der Zwischenzeit ist es stockdunkel. Sich am Rand heranzuschleichen, ist bei Nacht eher nicht ratsam, also mittendurch. Dumm nur, dass da zwei grüne Leuchtfeuer sind. Eines davon ist die Mitte des Fahrwassers. Ein Blick in die Karte zeigt mir, dass da auch noch ein rotes Feuer sein müsste, leider ausgefallen. Das eine ist also die Mitte des Fahrwassers, während das andere die Steuerbord Seite begrenzt. Obwohl wir uns nur langsam vortasten, werden wir immer schneller. Die Lagune saugt uns förmlich ein. Bei sieben Knoten geraten wir in die Gegenwelle, die diesmal von vorne kommt und uns noch einmal kräftig durch schaukelt. Dann ist es plötzlich vorbei und im Boot kehrt Ruhe ein. Wir sind durch den Pass gefahren und befinden uns jetzt im Inneren der Lagune. Die nächste Schwierigkeit ist, einen geeigneten Ankerplatz zu finden. Wir versuchen es am Flughafen, in der Nähe eines Anlegers. Die Navionics Karten sind wieder sehr ungenau und die Riffkante in der Nacht nicht auszumachen. Leider stimmen auch die Tiefenangaben nicht. Wir finden erst sehr nah an der Mole, statt 12 Meter, 20 Meter Wassertiefe. Leider ist der Ankergrund auch ziemlich schlecht, sodass wir nach kurzer Zeit an zu driften fangen. Ok, dann noch einmal Anker auf und einen anderen Platz suchen. Mittlerweile ist es 00.00Uhr und wir haben die Schnauze gestrichen voll. Aber so ist das beim Segeln, man kann nicht mittendrin einfach aufhören. Wir fahren zur nächsten Mauer, einem kleinen Hafen, unweit der einzigen Ansiedlung auf Hao. Auch hier ist die Wassertiefe deutlich höher, als auf der Karte angegeben. Aber wir finden einen guten Ankergrund und haben eine Menge Schlaf nachzuholen. 

Hao Tuamotus, Franz. Polynesien

Wir sind glücklich auf Hao angekommen zu sein und unser persönliches El Nino überstanden zu haben. Jetzt freuen wir uns auf die Erkundung dieses Atolls. Das erzählen wir euch aber erst beim nächsten Mal. Bis dahin, immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel und haltet die Ohren steif.

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