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Video Specials

Sterben Economy-Flüge im Computerzeitalter aus?

Der Film, den ich ausgewählt habe, unterhält mich nur mäßig. Die Nebengeräusche sind trotz voller Lautstärke der Kopfhörer enorm, sodass ich bei längeren Dialogen, bei denen in normaler Sprachintensität gesprochen wird, nicht alles verstehe. Ich habe das Gefühl, dass durch die Kopfhörer das Fluggeräusch, ein monotones Rauschen, noch verstärkt wird. Das Display zeigt mir eine Flughöhe von fast 12000 Metern und eine Geschwindigkeit von über 900 Kilometern pro Stunde an. Am oberen Rand des Bildschirmes bewegt sich ein kleines Flugzeug und färbt den weißen Balken hinter sich blau ein. Eine Zeitangabe gibt die geflogene und die noch zurückzulegende Zeit an. Ja, die technischen Spielereien haben sich seit dem Computerzeitalter gewaltig verändert.  Abflug Tahiti Ich falle in eine Art Tagtraum. Ihr kennt das. Man kann nicht schlafen, weil die Umgebung einen wach hält, obwohl man eigentlich hundemüde ist. In der „Schweineklasse“ – zivilisiertere Leute als ich sagen auch Holzklasse (auf Neudeuts

Taravai

Es ist Himmelfahrt und Pater Honoré Laval hat mit seinem Folterknecht François Caret ganze Arbeit geleistet. 1834 kamen sie auf die Gambiers und missionierten die damals noch 5000 bis 6000 Einwohner. Diese reduzierten sich, nach Lavals eintreffen, rapide auf schlussendlich 463 Menschen, als man das Treiben Lavals, 1871 von Tahiti aus beendete. Caret starb schon früher, im Oktober 1844. Laval lies zahlreiche Gebäude in Frondienst bauen, darunter neun Kirchen und Kapellen, Aussichtstürme, und sogar ein Gefängnis. Dieser Dienst zehrte so an der Bevölkerung, dass sie das eigene Überleben nicht mehr sichern konnten. Die Kathedrale in Rikitea ist da ein Beispiel. Mit ihren 2000 Plätzen ist sie doppelt so groß, als die gesamte Einwohnerzahl der Gambier Inseln und leider auch ein Monument dieser Zeit. Wir sind nicht besonders gläubig, wollen uns aber die Art, wie hier der Gottesdienst abgehalten wird anschauen. Zusammen mit Caroline und Paul von der SY Giebateau und Tjasa von der SY Mare steigen wir die Stufen zum Eingang hinauf. Vor dem Portal werden wir freudig erwartet und man weißt uns eine Bank zu. Eine Gitarrengruppe spielt und die Gemeinde singt kräftig, den Text der auf einer Leinwand erscheint, mit. Die Lieder werden meist in polynesisch gesungen, der Gottesdienst ist französisch und zum Teil polynesisch. Das Protokoll ist immer das Gleiche, ich glaube dies gilt für die Katholische Kirche, weltweit. Die Lieder und mit welchem Engagement sie gesungen werden ist allerdings einmalig. Auch wenn die Kirche nicht sehr voll war, leben doch, auch heute noch, viele der Polynesier hier, den katholischen Glauben.

Taravai vom Mt. Duff

Aber das ist nicht das einzige Monument dieser Zeit, in der Pater Laval hier gewirkt hat. Auf der Insel Taravai steht eine weitere, von ihm erbaute, Kirche. Hier leben gerade einmal sechs Menschen. Die Nachbarinsel von Mangareva ist nur sechs Seemeilen entfernt und durch den Nordwestpass getrennt. Die Einfahrt in das Ankerbecken ist ein wenig trickreich, da von Korallenstöcke umsäumt. Die Wegepunkte der SY Pitufa helfen uns den Weg zu finden, außerdem befinden sich am Eingang in die Bucht vier weiße Bojen.

Es ist Samstag und wir grasen die kleinen Einkaufsläden in Rikitea ab, um von den, von den Franzosen subventionierten Hähnchenbeinen, abzubekommen. Leider ist es schon zu lange her, dass das Versorgungsschiff aus Tahiti hier war und so gibt es nur noch die teuren. Die Lebensmittel sind auf den Gambiers extrem teuer. Die Chickenlegs die wir schließlich kaufen kosten, umgerechnet 20 Euro. Das hilft alles nicht, wir brauchen Grillware um am BBQ, das am Sonntag auf Taravai stattfindet, teilnehmen zu können. Aber nicht nur das Fleisch, auch Gemüse das eingeführt werden muss, schlägt ganz schön zu buche. Das Kilo Kartoffeln kostet hier sieben Euro. Ich hab noch in Panama zu Gaby gesagt, rechne großzügig und nimm lieber ein bisschen mehr mit, aber unser Proviantmeister hat nicht auf mich gehört. Da hätte ich besser Oma mitgenommen, die wusste noch wie man sich versorgt, aber sie lebt ja nicht mehr. Wie auch immer, am Mittag fahren wir rüber auf die andere Insel und treffen die SY Giebateau die schon Vorort ist. Paul hilft mir durch die Korallenstöcke, indem er mit dem Dinghy vorweg fährt. Wir ankern auf 15 Meter, weil die flacheren Stellen harten Korallenboden und nur eine dünne Sandschicht haben. Da ist der Halt deutlich schlechter. Am Nachmittag gehen wir an Land und begrüßen Valerie und Herve die hier seit 16 Jahren leben. Herve ist hier bei seinem Großvater aufgewachsen und irgendwann dann wieder zurückgekommen. Die beiden veranstalten jeden Sonntag ein BBQ für Segler und sind unheimlich aufgeschlossen und freundlich. Sie zeigen uns ihren Garten und wir sind erstaunt, was hier alles wächst. Eine etwa vier Meter breite, zum Teil mit Steinen begrenzte Rasenfläche, stellt die Hauptstraße der Insel dar. Sie führt über 200 Meter zur Kirche, die gerade renoviert wird. Auch diese ist, für die gerade einmal sechs Einwohner der Insel, viel zu groß. Von See her nähert man sich der Kirche durch einen monumentalen Torbogen. Hier hat Laval wieder einmal maßlos übertrieben. Am nächsten Tag startet das BBQ pünktlich um 12:00 Uhr. In der Zwischenzeit sind noch zwei französische und eine belgische Yacht eingetroffen, dieser Event ist also bei allen hier segelnden Yachten bekannt. Wir vertreiben uns die Zeit bis dahin, indem wir uns beim Schnorcheln, einen der nahen Korallenstöcke näher anschauen. Von unserer Katinka sind es mal gerade 50 Meter. Ich schwimme geradewegs auf einen großen Zackenbarsch zu. Ungefähr 1,5m groß, schaut er mich mit seinen Augen an und traut mir nicht über den Weg. Der braune Körper ist mit leuchtend blauen Punkten übersät. Die Korallen sind hier wunderbar intakt und sorgen für eine Vielzahl an Fischen aller Größe. Auch Papageienfische und Drücker sind zu sehen. Hunderte von kleinen blauen Fischen schwimmen plötzlich um mich herum und betrachten neugierig was ich hier tue. Doch jetzt wird es Zeit zum BBQ zu kommen. Der Hunger wäre dann da. Herve hat den Grill bereits angeschmissen. In einer Wellblechhütte lodert von Steinen umrandet, munter ein Feuerchen. Zwei Gitter, ein grobes und ein feinmaschiges, werden über das Feuer gelegt und nun kann es losgehen. Unter einem Schatten spendenden Baum ist eine große Tafel aufgebaut worden. Jeder hat etwas mitgebracht und so ist es ein großer Pot Luck. Man muss die Feste feiern wie sie fallen und es wird ein lustiger Nachmittag. Nachdem Essen spielen wir Boule, wobei sich Herve als wahrer Meister entpuppt. Jeder versucht in sein Team zu kommen, da ihm dann der Sieg sicher ist. Am späten Nachmittag verabschieden wir uns und kehren aufs Schiff zurück. In der Nacht setzt Regen ein und der Wind frischt auf 25 Knoten auf. Caroline und Paul kommen morgens im strömenden Regen herüber zur Katinka und wir hören die Geschichten der erfahrenen Crew. Am Nachmittag wagen wir dann die Rückkehr nach Rikitea. Im Nachhinein stellt sich das als Fehler heraus. Im Pass erwarten uns bis zu 35 Knoten Wind und wir brauchen über eine Stunde um in die Windabdeckung von Mangareva zu kommen. In Rikitea sind wir zwar durch die Abdeckung der Insel sehr geschützt, aber die ganze Aktion hat mal wieder ganz schön Sprit gekostet. Trotzdem blicken wir auf ein wunderbares Wochenende zurück. Wir haben wieder neue Freunde hinzu gewonnen und eine tolle Zeit auf Taravai erlebt. Die Insel hat noch weit mehr zu bieten, was wir uns natürlich nicht entgehen lassen wollen. Aber davon werden wir ein andermal berichten. Bis dahin wünschen wir euch, wie immer, eine Handbreit Wasser unter dem Kiel und haltet die Ohren steif.

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