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Video Specials

Sterben Economy-Flüge im Computerzeitalter aus?

Der Film, den ich ausgewählt habe, unterhält mich nur mäßig. Die Nebengeräusche sind trotz voller Lautstärke der Kopfhörer enorm, sodass ich bei längeren Dialogen, bei denen in normaler Sprachintensität gesprochen wird, nicht alles verstehe. Ich habe das Gefühl, dass durch die Kopfhörer das Fluggeräusch, ein monotones Rauschen, noch verstärkt wird. Das Display zeigt mir eine Flughöhe von fast 12000 Metern und eine Geschwindigkeit von über 900 Kilometern pro Stunde an. Am oberen Rand des Bildschirmes bewegt sich ein kleines Flugzeug und färbt den weißen Balken hinter sich blau ein. Eine Zeitangabe gibt die geflogene und die noch zurückzulegende Zeit an. Ja, die technischen Spielereien haben sich seit dem Computerzeitalter gewaltig verändert.  Abflug Tahiti Ich falle in eine Art Tagtraum. Ihr kennt das. Man kann nicht schlafen, weil die Umgebung einen wach hält, obwohl man eigentlich hundemüde ist. In der „Schweineklasse“ – zivilisiertere Leute als ich sagen auch Holzklasse (auf Neudeuts

Landfall

Der Anker fällt auf 16 Meter, die Kette rauscht aus. Wir geben alles was wir haben, 60 Meter. Da wir bevorzugt auf fünf Meter ankern, war das bisher immer völlig ausreichend, nur hier haben wir die fünf Meter allerhöchstens am Außenriff. Die Ankertiefen liegen hier zwischen 12 und 20 Metern. Gar nicht so einfach auf den Gambiers zu ankern, aber der Reihe nach.

Auf den Gambiers angekommen

Wie von der Wettervorhersage angekündigt schiebt sich wieder ein Flautekeil, zwischen uns und den Gambier Inseln. Er hält uns für zwei Tage fest und wir kommen gerade einmal 30 Seemeilen weiter. Nach den beiden Tagen erbarmt sich das Wetter und schickt uns 10 Knoten Wind der sich, innerhalb von ein paar Stunden, auf bis zu 30 Knoten steigert. Es gibt also im Pazifik entweder gar keinen Wind oder dann so richtig auf die Mütze. Da der Wind dann auch noch aus Südsüdost kommt, segeln wir einen Amwindkurs mit einer hässlichen Kreuzsee, die fürchterlich ans Boot schlägt. Das kannst man nach knapp 50 Tagen auf See gerade auch noch gebrauchen. Aber, wie schon ein paar mal gesagt, man kann sich so was nicht aussuchen. Auch wenn der Wind sehr kräftig ist, haben wir auf Grund des spitzen Windeinfallwinkels relativ wenig Geschwindigkeit im Boot. Der geplante Ankunftstermin verschiebt sich also noch einmal um zwei Tage. Am 51igsten Tag passieren wir um 03:00 Uhr morgens das Außenriff der Gambier Inseln, in einem Abstand von zwei Seemeilen. Wir müssen den Kurs ändern und steuern den Pass an. Irgendwann haben wir dann 25 Knoten, in der Böe bis 30 Knoten, auf der Nase und kommen fast nicht mehr vom Fleck. Wir gingen eigentlich beide davon aus, dass es in der Lagune ruhiger wird. Leider weit gefehlt. Da wir zu langsam sind und die Welle einen mords Druck aufbaut, schafft es unser Autopilot nicht mehr Kurs zu halten. Ich steuere also von Hand und halte unsere Katinka im Fahrwasser, was mir nur mühsam gelingt. Irgendwann realisieren wir, dass das mit der ruhigen Lagune, heute wohl nichts mehr wird und wir ahnen Schlimmes für unseren Ankerplatz. Schließlich erreichen wir diesen, nachdem wir unzählige Untiefen umschifft haben. Das Fahrwasser ist hier gut markiert, allerdings ist die Einfahrt bei Nacht, nicht zu empfehlen. Auch die Ankerplätze am Eingang der Lagune, gleich neben dem Fahrwasser, sind keine wirkliche Option, da dort eine große Welle direkt in den Ankerplatz setzt. Um 11:30 Uhr erreichen wir schließlich das Ankerfeld. Die Welle ist deutlich niedriger als in der Lagune, aber der Wind bläst, mit 20 bis 25 Knoten, immer noch ziemlich heftig. Das Ganze muss jetzt schnell gehen. Unerwartet viele Yachten liegen in der Bucht. Wenn der Schwoikreis etwas größer ist, braucht es eben mehr Platz. Der Ankergrund ist zwar tief, aber er hält gut. Trotz des kräftigen Winds, ist der Ankerplatz recht komfortabel und die Situation zerstreut unsere anfänglichen Bedenken. Geschafft! Wir sind doch tatsächlich auf den Gambiers angekommen. Irgendwie haben wir beide, schon nicht mehr so recht daran geglaubt. Glücklich fallen wir uns in die Arme. 4035 Seemeilen haben wir in 51 Tagen zurückgelegt. Mit etwas Stolz, aber vor allem mit viel Erleichterung, fällt die Anspannung von uns ab. Die erbrachte Leistung wird uns erst viel später bewusst. Freilich haben wir keinen Geschwindigkeitsrekord aufgestellt, und 4000 Seemeilen sind viele vor uns auch schon am Stück gesegelt, aber diese Überfahrt hat psychisch und physisch alles von uns abverlangt, und uns unsere Grenzen aufgezeigt. Dass wir dies bewältigt haben, darauf sind wir stolz. Am Nachmittag kommt die Crew der Mare von ihrem Landausflug zurück und wir feiern ein Wiedersehen. Wir freuen uns zu hören, wie es den anderen auf dieser Fahrt ergangen ist und wir haben viel zu erzählen. Früh am Abend fallen wir dann beide in einen tiefen Schlaf, der uns erst wieder am Morgen erwachen lässt.

Am nächsten Tag geht es dann, das erste Mal, an Land. Das Dinghy wird parat gemacht, der Außenborder montiert und ab geht die Post. Unser erster Weg führt uns zur Gendarmerie, wo wir einklarieren müssen. Wir kommen dem Beamten etwas ungelegen und fast peinlich berührt fragt er, ob wir nicht heute Nachmittag oder, am besten, morgen wiederkommen könnten. Für uns spielt das nun wirklich keine Rolle und so verabschiedet uns der Polizist mit einem breiten Lächeln. Wir erkunden in der Zwischenzeit die Ortschaft, finden die Post, und was noch viel wichtiger ist, unseren TO Stützpunkt. In einem kleinen Restaurant bekommen wir ein Sandwich und können das Internet benutzen. Nach über sieben Wochen sind wir das erste Mal wieder online. Die meisten Apps zeigen nur noch +99 in den Kontakten an, wir sind leicht überfordert. Wahrscheinlich wird es noch Tage dauern bis wir die relevanten Meldungen von der Werbung getrennt haben, und bis wir allen Leuten die wir kennen, von unserer Ankunft berichtet haben. Wir geben uns große Mühe, alle persönlichen Anfragen zu beantworten und hoffen, dass wir auch niemanden vergessen oder übersehen. Auf jeden Fall fühlt es sich komisch an, nach sieben Wochen wieder festen Boden unter den Füssen zuhaben. Irgendwie scheint der Boden doch beträchtlich zu schwanken. Obwohl wir keinen Tropfen Alkohol getrunken haben, gibt es Passagen in denen wir die gesamte Straßenbreite brauchen, um geradeaus zu laufen. Hoffentlich wird das bald wieder besser, sonst werde ich noch an Land seekrank. Wir machen einen kleinen Spaziergang und sind überrascht, über die Vielfalt der Vegetation. Neben Papayas, Mangos, und Maracujas, gibt es auch die Brotfrucht, Bananen und diverse andere Früchte. Erstaunt hat mich aber, dass man hier auch die kanarische Kiefer, mit ihren langen Nadel, wiederfindet. Als Wassersammler eine geradezu optimale Lösung. Und tatsächlich sind die Inseln sehr grün und artenreich. Ich glaube hier gibt es noch viel zu entdecken. Aber gerade deshalb sind wir ja hergekommen. Und, dass wir davon erzählen werden, darauf könnt ihr euch verlassen. In diesem Sinne, immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel und haltet die Ohren.

Kommentare

  1. Wir freuen uns sehr, dass ihr gut angekommen seit. Haben Euch auf der langen Reise so gut es geht verfolgt. Jetzt erst mal alles sacken lassen und dann freuen wir uns auf weitere Berichte.
    Liebe Grüsse Joe & Elke Sy Saphira

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  2. Schön wieder von euch zu lesen. Habe immer auf dem Tracker nachgeschaut, wo ihr steckt. Wenn dieser dann einige Tage kein Signal gemeldet hat, war mir schon auch etwas mulmig.
    Liebe Grüsse Matthias

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