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Feuchte Träume

Dunkle Wolken ziehen immer wieder über den Mount Orohena, den Hausberg von Papeete. Man kann das Wetter zurzeit als durchwachsen bezeichnen. Immer wieder gibt es mal einen Regenschauer. Das Ganze ist eigentlich relativ unproblematisch, da so ein Regenschauer nicht wirklich irgendetwas an der Temperatur ändert. Ja, es scheint so, als ob auf Tahiti überhaupt nichts die Temperatur ändern könnte. Tag und Nacht hat es eine durchschnittliche Lufttemperatur von 29 °C. Ob am Boden gemessen oder zehn Meter über dem Boden, ob bei Regen oder Sonnenschein. Für einen Klimatologen dürfte das äußerst langweilig sein. Ich habe mich mittlerweile daran gewöhnt. Aber wie das so ist, hat auch solch ein Wetter seine Tücken. Wie sich jeder vorstellen kann, ist es bei diesen Temperaturen schwer, einzuschlafen. In der Koje staut sich die Luft und aufgrund des wenigen Windes kommt nicht genügend Frischluft über die Luke ins Innere. Irgendwann schläft man dann doch ein, die besagte Luke weit aufgerissen. Träumt

Erogene Zonen

Nach Tagen hat sich die Schildkröte, die hier zuhause ist, mal wieder gezeigt. „Hallo Katinka!“ ruft sie rüber, „solange Du keinen Dreck machst, darfst Du bleiben!“ Ich erwidere: „Werde mich daran halten. Wünsche Dir noch einen schönen Tag!“ „Danke!“ und schon ist sie wieder abgetaucht. Sechs Wochen liege ich jetzt nun vor Anker und so langsam kenne ich hier jeden Sandfleck und jedes Seegrasfeld. Der Ankergrund ist gut, und auch beim zum Teil heftigen Wind, von über 30 Knoten, hält der Anker sehr gut. Nachdem mir das Chaos an Bord irgendwie zuwider wurde, fange ich an aufzuräumen. Ich will auch so ein Boot haben wie die vielen YouTuber, die nichts anderes zu tun haben als ihre Bude aufzuräumen, schließlich will man ja einen guten Eindruck machen. Bei mir muss der Leidensdruck erst ins Unendliche wachsen. Dafür wird es umso radikaler. Ich fülle zwei Müllsäcke mit altem Papierkram und wische mal ordentlich durch. Zum Schluss glänzt nicht nur die Küche. Allerdings hab ich jetzt das nächste Problem, dass ich nichts mehr dreckig machen will, weil ja alles so schön aufgeräumt ist. Ein Dilemma, dem ich auszuweichen versuche, indem ich mich erstmal an Land begebe und gar nicht erst in Versuchung komme das Kochgeschirr auszupacken. 

Oranjestad, Aruba

Bude mal aufgeräumt

Ich wandere mal wieder durch die Wohngebiete von Oranjestad und schaue mir an wie die Menschen hier so leben. Ziel meiner heutigen Tour ist der größte Baumarkt der Insel. Er liegt für mich als Fußgänger etwas ungünstig, da man eine vierspurige Straße überqueren muss, die so eine Art Stadtautobahn darstellt. Nach einem kleinen Umweg finde ich schließlich eine Stelle, an der ich Gefahren minimiert queren kann und meinem Besuch steht nichts mehr im Wege. Mit zunehmendem Alter kommt der Besuch eines Baumarktes, bei einem Mann, dem Besuch eines Bordells ziemlich nahe. Allerdings verlagert sich die erogene Zone, beim Besuch eines Baumarktes, von der Körpermitte, in den Bereich Kopf und Hände. Es gibt nichts Schöneres als einen Makita Akkuschrauber in den Händen zu halten und das erotische Vibrieren des Backenfutters zu spüren, wenn man den Startknopf drückt. Weil man sich nicht ständig einen neuen Akkuschrauber kaufen kann, geht man(n) gerne in den Baumarkt. Bei mir kommt hinzu, dass das Filtergehäuse unseres Wassermachers am Schlauchauslass gebrochen ist und wir ein neues Filtergehäuse brauchen. 

Main Street Oranjestad, Aruba

Die zum Teil unangenehmen hohen Temperaturen in einem Bordell, gemischt mit den schon fast üblichen urinalen Gerüchen eines solchen Etablissements sucht man in einem Baumarkt natürlich vergebens. Dennoch macht sich die erogene Zone der Haut bemerkbar, indem sich, beim Betreten des Marktes, die Körperbehaarung aufstellt und sich eine leichte Gänsehaut bildet. Dies ist nicht der Erwartung geschuldet, auf die Dinge die da kommen werden, vielmehr spürt man die, von deutschen Politikern propagierte, Raumtemperatur, welche auf 19°C als ausreichend angesehen wird, hier durch eine Klimaanlage herabgesetzt. Auch von den Gerüchen unterscheidet sich so ein Baumarkt deutlich von einem Freudenhaus, je nachdem in welcher Abteilung man sich befindet. So überwiegen in der Farbenabteilung die Lösungsmittel, in der Holzabteilung der Holzgeruch und bei den Rohren und Schläuchen gasen Weichmacher aus. Lediglich die Kundentoilette, meist klein und eng, erinnert dann doch an solch oben genannte Häuser. Hat man erst einmal die ersten 20 Meter überwunden, gewöhnt man sich sehr schnell an die Temperatur. Ich erwähne dies nur, für all diejenigen, die Bedenken haben, wenn die Wohnung im Winter auf 19°C gehalten werden muss. Ihr braucht euch da keine Sorgen machen. Allerdings sind die Menschen hier, diese krassen Temperaturunterschiede gewohnt. Man läuft hier praktisch ganzjährig von 30°C in 19°C herunter gekühlte Räume, deshalb ist das Impfen hier in der Karibik auch so vorbildlich, weil eben Vorbeugung alles ist. Naja zumindest bei den Ausländern, die sich in der Karibik bewegen. Leider sind die glücklichen Momente in solchen Etablissements viel zu schnell vorbei und so stehe ich an der Kasse und zücke meine Kreditkarte. 

Wenn man in einem Baumarkt alles gibt.

„Haben sie alles gefunden wonach sie gesucht haben?“, werde ich freundlich gefragt. „Leider nein, aber das wichtigste habe ich“, antwortete ich. Auf einem Artikel ist kein Etikett. Im heutigen Computerzeitalter eine wahre Herausforderung. Drei Supervisor beißen sich die Zähne aus. Die Vierte schafft es dann den Artikel zuzuordnen. „Danke dass sie bei uns eingekauft haben und ich wünsche ihnen noch einen schönen Tag“, werde ich verabschiedet. Ich trete vor eine Wand von 30°C und etwas über 80% Luftfeuchtigkeit. Draußen kontrolliere ich den Kassenzettel, was ich sonst nie tue, und stelle erstaunt einen hohen Betrag fest. Ich fange an zu grübeln. Hab ich eine Dienstleistung wahrgenommen, die ich gar nicht bemerkt habe? Bei einem unbemerkten „Blowjob“, was in meinem Alter vielleicht vorkommen kann, wäre das sehr ärgerlich. Ich gehe also wieder zurück zu der netten Dame an die Kasse und zeige ihr den Betrag. „Oh, das ist ein Fehler, der Computer hat ihnen einen ganzen Karton berechnet.“ „Ah, der Computer“, sag ich. „Jetzt müssen sie da hinüber und das beanstanden.“ Ich gehe also zur nächsten Dame, die mich wiederum zur ersten Dame schickt, welche dann den ganzen Vorgang storniert und wieder von vorne anfängt. Wie in einem Bordell halt. 

Calotropis gigantea, Kronenblume

Das Ganze hat mal eine schlappe Stunde gebraucht, man ist ja auch nicht mehr der Jüngste. Ich mache mich auf den Rückweg und erfahre in meiner kolumbianischen Stammkneipe, dass in Kolumbien heute Nationalfeiertag ist. Also trinke ich ein Bier extra und proste Kolumbien zu. Als ich zu meinem Dinghy komme, sprechen mich zwei Jugendliche an, ob sie mal mitfahren könnten. Auch das erledige ich noch und freue mich wieder auf meine Nachbarin, die Schildkröte und einer aufgeräumten Katinka. Euch immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel und haltet die Ohren steif.


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