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Feuchte Träume

Dunkle Wolken ziehen immer wieder über den Mount Orohena, den Hausberg von Papeete. Man kann das Wetter zurzeit als durchwachsen bezeichnen. Immer wieder gibt es mal einen Regenschauer. Das Ganze ist eigentlich relativ unproblematisch, da so ein Regenschauer nicht wirklich irgendetwas an der Temperatur ändert. Ja, es scheint so, als ob auf Tahiti überhaupt nichts die Temperatur ändern könnte. Tag und Nacht hat es eine durchschnittliche Lufttemperatur von 29 °C. Ob am Boden gemessen oder zehn Meter über dem Boden, ob bei Regen oder Sonnenschein. Für einen Klimatologen dürfte das äußerst langweilig sein. Ich habe mich mittlerweile daran gewöhnt. Aber wie das so ist, hat auch solch ein Wetter seine Tücken. Wie sich jeder vorstellen kann, ist es bei diesen Temperaturen schwer, einzuschlafen. In der Koje staut sich die Luft und aufgrund des wenigen Windes kommt nicht genügend Frischluft über die Luke ins Innere. Irgendwann schläft man dann doch ein, die besagte Luke weit aufgerissen. Träumt

That´s Life

Der Weg durch die Mangroven hat immer etwas Abenteuerliches. Tief gebückt schieben wir uns unter den Wurzeln hindurch. Dem kleinen Pfad folgend muss man sich ganz schön konzentrieren, um den Weg nicht zu verlieren, nicht immer ist er eindeutig zu erkennen. Ab und zu führt er aus dem Dickicht hinaus auf den schneeweißen Strand. Bei Flut drückt die Welle in den Wald hinein und verwischt den Pfad. Nach 50 Metern geht es dann wieder unter das Wurzelwerk. Wir laufen den Weg gerne, weil er etwas Mystisches hat. 

Durch die Mangroven

Heute sind wir auf dem Rückweg von Hillsborough, da wir unseren Aufenthalt, auf der Insel, um weitere drei Monate verlängert haben. Der Immigration Officer, ein in dunkelblauer Hose und weißem Hemd, adrett gekleideter Mann, reicht uns ein Antragsformular. Seine beiden Kolleginnen tippen derweil konzentriert, uns nicht beachtend, auf ihrem Computer herum. Eine Scheibe mit Durchreicheschlitz trennt uns voneinander. Der Raum ist so klein, dass man sich kaum bewegen kann. Das Geschriebene auf dem Antrag wird in ein Buch übertragen, welches aufgeschlagen vor dem Beamten liegt. Auch wenn die Karibik im Computerzeitalter angekommen ist, wird sich hier trotzdem der alten Technik bedient und die Daten in irgendwelchen Kladden festgehalten. Ich denke mir, was für ein Aufwand. Der Beamte drückt mir zwei grüne Zettel in die Hand und erklärt mir, dass ich dem Betrag, auf der gegenüberliegenden Straßenseite, bei der Post einzubezahlen hätte. Im Anschluss sollen wir wiederkommen und erhalten unsere Pässe zurück. Ich schaue auf den Betrag und bekomme wieder einmal eine Krise. 140€ für zwei Stempel in die Pässe, nenne ich einen super Stundenlohn. Von anderen Seglern, die diese Prozedur schon oft hinter sich gebracht haben, hören wir immer wieder, dass dieses Prozedere einfach ist und nicht viel kostet. Irgendwie scheint hier ein Verdrängungsprozess stattzufinden, oder „nicht viel“ ist natürlich auch ein sehr relativer Begriff. Für so manchen ist das noch zu wenig, schließlich benutzen wir Segler ja auch die Infrastruktur auf den Inseln, so ihre Argumente. Wenn man dann aber die Infrastruktur sieht, in welchem Zustand sie sich befindet, kann man nur erahnen wo das Geld tatsächlich hinfließt. Letztendlich spielt es aber keine Rolle, daran ändern lässt sich so schnell nichts. Wir gehen also rüber zur Post und zahlen den Betrag ein. Die Kassiererin, eine Schwarze mit glatten, rosa gefärbten Haaren, lächelt mich an und versucht meinen Namen laut vorzulesen. Sie schaut mich fragend an und ich bestätige die Richtigkeit. Während sie mit ihren langen Fingernägel, in verschieden Farben lackiert, meinen Namen in den Computer eingibt, sagt sie lächelnd: „Ich bin richtig gut“. Ich bestätige es ihr, nicht weil sie meinen Namen richtig ausgesprochen hat, sondern weil sie mit den langen Fingernägeln offensichtlich die richtigen Tasten auf ihrem Rechner trifft. Wir stellen uns wieder in die Schlange vor der Immigration und warten bis wir dran sind. Die Quittung wandert durch den Durchreicheschlitz und kommt in den Pässen eingelegt wieder zurück. Nach gut einer Stunde haben wir unsere Pässe wieder und dürfen weitere drei Monate bleiben. 

Unsaubere Kanten und Sprühnebel

Dies scheint auch dringend notwendig, da wir nach unserer Rückkehr zum Boot, erneut feststellen mussten, dass Mr. Gold´n, unser Lackierer wieder einmal nichts gemacht hat. Geschäftig hantiert er in seinen Sachen herum und ich hab genug von ihm. Ich zahle ihn aus und er verschwindet auf nimmer Wiedersehen. In den nächsten Tagen mache ich mich an die Arbeit, die Restarbeiten zu erledigen. Ich schleife unsaubere Kanten und nichtlackierte, vergessene Stellen. Mache Ausbesserungen an der Wasserlinie, die durch unsauberes Abkleben hervorgerufen sind, und schleife den Sprühnebel, der sich vor allem im Bugbereich gebildet hat, weg. Anschließend poliere ich die Stellen wieder auf. Alles in allem hat uns das Lackieren der beiden Schwimmer 6000US$ gekostet, plus 1500US$ zusätzliche Liegegebühren, die durch nicht erscheinen am Arbeitsplatz, Arbeitsunterbrechungen, wegen anderer Aufgaben usw. entstanden sind. Am Anfang ging Mr. Gold´n von einer Gesamtzeit von vier Wochen aus. Wir rechneten also damit Anfang Februar wieder im Wasser zu sein. Tatsächlich hat er auch nicht länger als vier Wochen an unserem Boot gearbeitet, nur auf drei Monate verteilt. 

Katinka kurz vor der Fertigstellung

Was uns wieder einmal zeigt, dass es durchaus günstigere Möglichkeiten gibt um die Welt zu reisen. Ob es dann aber auch so lustig ist, können wir nicht beantworten. Trotz allem haben wir unseren Spaß und die Freude, neues zu entdecken nicht verloren. Schließlich bringt uns unsere Situation weit weg von den sonst so normalen touristischen Aktivitäten und gibt uns einen Einblick in das reale Leben, hier in der Region. Nigel ist so ein Mensch. Er leitet so etwas ähnliches, das wir in Deutschland als Bauhof kennen. Nigel ist immer gut drauf und überall anzufinden. Durch seine Tätigkeit kommt er viel auf der Insel herum und kennt natürlich jeden. Ihm liegt viel daran, dass sich auch die Ausländer, die sich länger auf seiner Insel aufhalten, wohlfühlen. Immer wenn wir ihn treffen, wechseln wir ein paar Worte oder trinken zusammen ein Bier. 

Cricket Nationalsport in der Karibik

Beim letzten Mal erzählte er vom Cricket Stadium, welches sehr viel Pflege bedarf. Cricket ist auf den karibischen Inseln Nationalsport und wir besuchen am Wochenende eine Veranstaltung. Ca. vier Stunden geht so ein Match. Der Bowler versucht das Wicket zu treffen, während der Batsman das zu verhindern versucht. Mit dem Bat, einem Holzbrett, versucht er den Ball, der vom Bowler geworfen wird wegzuschlagen und möglichst aus dem Spielfeld zu befördern. Neben dem Bowler gibt es noch 10 weitere Spieler auf dem Spielfeld verteilt, die den getroffenen Ball möglichst schnell zum Bowler zurück spielen sollen. Unterdessen rennen die beiden Batsmen der gegnerischen Mannschaft zwischen den aufgestellten Wickets hin und her. Diese Runs werden gezählt. Je mehr Runs eine Mannschaft hat desto besser. Erreicht ein Batsman das Wicket nicht bevor der Bowler den Ball zurück bekommt oder fallen die aufgelegten Hölzchen, durch das vom Ball getroffene Wicket, zu Boden, scheidet der Batsman aus. Das Inning ist zu Ende wenn 10 Batsmen ausgeschieden sind. 

Bat, Schlagholz des Batsmen

Als Zuschauer ist die Aufmerksamkeit genauso gefordert wie auf dem Platz, denn der Ball wird auch sehr oft in die Zuschauer hineingeschlagen und ich glaube das wäre, bei einem Treffer sehr schmerzhaft. Wie auch immer, das Spiel ist sehr interessant und wir freuen uns schon auf das nächste Wochenende. Aber davor gilt es erst einmal klar Schiff zu machen, am Montag geht es wieder ins Wasser. Nach etwas über drei Monaten freuen wir uns sehr darauf. Wir wünschen allen Lesern wie immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel und haltet die Ohren steif.

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