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Feuchte Träume

Dunkle Wolken ziehen immer wieder über den Mount Orohena, den Hausberg von Papeete. Man kann das Wetter zurzeit als durchwachsen bezeichnen. Immer wieder gibt es mal einen Regenschauer. Das Ganze ist eigentlich relativ unproblematisch, da so ein Regenschauer nicht wirklich irgendetwas an der Temperatur ändert. Ja, es scheint so, als ob auf Tahiti überhaupt nichts die Temperatur ändern könnte. Tag und Nacht hat es eine durchschnittliche Lufttemperatur von 29 °C. Ob am Boden gemessen oder zehn Meter über dem Boden, ob bei Regen oder Sonnenschein. Für einen Klimatologen dürfte das äußerst langweilig sein. Ich habe mich mittlerweile daran gewöhnt. Aber wie das so ist, hat auch solch ein Wetter seine Tücken. Wie sich jeder vorstellen kann, ist es bei diesen Temperaturen schwer, einzuschlafen. In der Koje staut sich die Luft und aufgrund des wenigen Windes kommt nicht genügend Frischluft über die Luke ins Innere. Irgendwann schläft man dann doch ein, die besagte Luke weit aufgerissen. Träumt

Alles dicht!

Das Motorengeräusch des Krans reißt uns aus dem unruhigen Schlaf. Der Motor wird auf Drehzahl gebracht. Der Druck des Hydrauliksystems baut sich auf. An einem der unzähligen Schläuche bildet sich etwas oberhalb des Flansches ein schwarzer Fleck. Hydrauliköl sifft leicht aus der Krimpung und tropft zu Boden. Der Kran ist auch schon in die Jahre gekommen und vorbeugende Instandhaltung ist hier ein Fremdwort, das keiner kennt. Mit den Maschinen wird so lange gearbeitet, bis sie nicht mehr funktionieren. Das trifft auch auf den Kran zu. Hydrauliköl wird so lange nachgeschüttet, so lange vorhanden. Wir sind, wie jedes Mal zu einem Krantermin, ein bisschen nervös und haben nicht sehr gut geschlafen. 

Krantag Tyrell Bay Marina

Heute ist Montag der 21.03.2022, wir kommen mit unserem Boot wieder ins Wasser. Montags, mittwochs und freitags, sind in der Tyrell Bay Marina die regulären Krantage. Benötigt man den Kran an anderen Tagen, wird es teuer. Vor uns kommen noch zwei Yachten aus dem Wasser und nach der Mittagspause sind dann endlich wir an der Reihe. Wie ein Riesenkrake stülpt sich der Kran über unser Boot. Die Gurte werden, an den am Rumpf, mit Pfeilen markierten Stellen, positioniert. Jetzt schwebt sie und wird zur Wasserposition transportiert. Katinka senkt sich ab und nähert sich der Wasseroberfläche. Ich werde an Bord gelassen, um die Dichtigkeit der Borddruchlässe zu überprüfen. Alles dicht! Die Gurte lösen sich und wir werden in der Box festgemacht. Wir haben zwei Hydraulikantriebe, die unsere Schiffsschrauben antreiben. Die Anlage wird durch einen 100PS Yanmar betrieben. Während unseres Landaufenthaltes habe ich die Anlage gewartet, das Hydrauliköl gewechselt und die Simmeringe ersetzt. Ich hab zwar alles soweit mit Öl gefüllt, aber in den Leitungen ist sicherlich noch Luft drin und ich bin mir nicht sicher, wie schnell wir die herausbekommen und der Antrieb wieder funktionstüchtig ist. Also starten wir den Motor und lassen ihn warmlaufen. Der Druck der Hydraulikanlage baut sich auf. Ich gebe ein erstes Mal Schub nach vorne und nach hinten. Die Ölstandsanzeige sinkt unter den Minimumlevel und verschwindet dann ganz. Ich schlucke einmal und atme tief durch. Mit der Taschenlampe überprüfe ich die Hydraulikanschlüsse in der Bilge. Alles dicht! Wir beginnen Hydrauliköl nachzufüllen. Sechs Liter bringen den Ölstand wieder auf mittleren Level. Erneut gebe ich einen kurzen Schub nach vorne und zurück. Der Ölstand verändert sich nicht mehr. Mir fällt ein Stein vom Herzen. Ich sage zu Gaby: „Ich glaube wir können es probieren.“ Wir werfen die Leinen los, und fahren rückwärts aus der Box. 

Der Atlantik hat uns wieder

Der Atlantik hat uns wieder. Nach genau drei Monaten gleiten wir über die Bucht und suchen uns einen Ankerplatz in der Tyrell Bay. Ob es an der Anspannung liegt und wir deshalb doppelt konzentriert sind, oder wir einfach Glück gehabt haben, das Ankermanöver gelingt uns perfekt, und wir finden auf Anhieb guten Halt. Auf vier Meter geben wir ausreichend Kette, da wir in den nächsten Tagen mit bis zu 30 Knoten Wind rechnen. Der Plotter läuft mit und wir nutzen die Gelegenheit und nehmen unseren Wassermacher in Betrieb. Das Wasser in der Marina kommt als braune Brühe aus dem Schlauch und wir wollten unsere Tanks nicht mit dem Wasser versauen. So haben wir, in der Zeit an Land, mit Regenwasser und Zukäufen aus dem Supermarkt unseren Wasserverbrauch gedeckt. Schließlich sind wir mit dem letzten Tropfen Wasser im Tank, wieder zurück ins Wasser gekommen. Soweit alles perfekt. Bis auf.., ja bis auf, dass ich vergessen habe Bier einzukaufen. Gähnende Leere, als ich die Kühlschranktür öffnete. Vor Schreck schmeiß ich sie gleich wieder zu, obwohl die Kühle die mir entgegen strömt, durchaus angenehm ist. Ich springe ins Wasser und schnorre bei Alex zwei Bier. Er liegt mit seinem Katamaran genau hinter uns und das Schwimmen tut mir gut.

Ankerplatz Tyrell Bay

Am nächsten Tag kommt uns Birgit besuchen. Wir haben die erfahrene Skipperin – mal sage und schreibe 80.000 Seemeilen auf dem Salzbuckel – wobei ich mich frage: Sagt man bei Skipperinnen auch Salzbuckel? Und was ist die Mehrzahl von Buckel? Und sind das dann 2x 40.000 Seemeilen? Egal, ins Herz geschlossen. Auf der Insel wird sie „Brieschit“ genannt, weil Birgit keiner hier aussprechen kann. Sie hat den Auftrag eine Yacht nach Grenada zu überführen und kommt nach der Erstinspektion derselben, auf einen Kaffee, bei uns vorbei. Nebenbei erwähnt sie, dass sie mit ein paar elektrischen Problemen auf ihrer Yacht zu kämpfen hat. Wir schauen uns das gemeinsam an und finden eine Lösung. So hilft hier jeder jedem und ich freue mich, dass ich etwas von meinem Wissen weitergeben kann.

Carriacou Tyrell Bay

Am Abend treffen wir Gerti und Horst von der Lady Blue. Eine wunderschöne Feltz Skorpion III in Aluminium gebaut. Die beiden sind in Lübeck gestartet und seit 2021 unterwegs. Da sie von Martinique bis nach Grenada gesegelt sind und sich nun wieder auf dem Rückweg dorthin befinden, können wir uns ein paar wertvolle Tipps abholen. Wie so oft muss man uns von Bord schmeißen, weil wir uns wieder verquatscht haben. Wir wünschen beiden, weiterhin spannende Erlebnisse und freuen uns auf das nächste Treffen. Wir wünschen allen eine Handbreit Wasser unter dem Kiel und haltet die Ohren steif. Unsere Erlebnisse könnt ihr auf www.glenswelt.com , auf der Blogseite nachlesen, im Hörblog anhören oder auf unserem YouTube Kanal anschauen. Viel Spaß dabei.

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