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Feuchte Träume

Dunkle Wolken ziehen immer wieder über den Mount Orohena, den Hausberg von Papeete. Man kann das Wetter zurzeit als durchwachsen bezeichnen. Immer wieder gibt es mal einen Regenschauer. Das Ganze ist eigentlich relativ unproblematisch, da so ein Regenschauer nicht wirklich irgendetwas an der Temperatur ändert. Ja, es scheint so, als ob auf Tahiti überhaupt nichts die Temperatur ändern könnte. Tag und Nacht hat es eine durchschnittliche Lufttemperatur von 29 °C. Ob am Boden gemessen oder zehn Meter über dem Boden, ob bei Regen oder Sonnenschein. Für einen Klimatologen dürfte das äußerst langweilig sein. Ich habe mich mittlerweile daran gewöhnt. Aber wie das so ist, hat auch solch ein Wetter seine Tücken. Wie sich jeder vorstellen kann, ist es bei diesen Temperaturen schwer, einzuschlafen. In der Koje staut sich die Luft und aufgrund des wenigen Windes kommt nicht genügend Frischluft über die Luke ins Innere. Irgendwann schläft man dann doch ein, die besagte Luke weit aufgerissen. Träumt

Meine Freundin Donna

Donna heißt sie und ist, wie das auf neudeutsch ausgedrückt wird, unsere Reinigungsfachkraft. Ich, der sich weniger fein ausdrückt, bezeichne sie als Klofrau. Donna ist gut zwei Zentner schwer, rund, mit der schon fasst obligatorischen Zahnlücke zwischen den beiden oberen Schneidezähnen und sitzt, den lieben langen Tag, vor den vier Waschräumen in unserer Marina. Morgens, mittags und spät am Nachmittag wischt sie mit einem Feudel einmal durch und sitzt dann wieder auf ihrer Holzkiste. Donna ist ein herzensguter Mensch, bewegt sich aber nur selten und das behäbig und äußerst ungern. Just zu dem Zeitpunkt als sich Donna über die Waschräume hermacht, bedrückt mich ein drängendes Gefühl. Meine Lieblingstoilette anpeilend, stellt sich Donna mir in den Weg. „Die ist noch nicht geputzt, nimm die andere.“ Da die Toiletten, hier in der Marina, schon etwas in die Jahre gekommen sind, lässt sich gerade diese, welche mir zugeteilt wurde, nicht von innen abschließen. Während meiner Sitzung klopft es plötzlich an die Tür und ich rufe „Besetzt!“ Die Tür öffnet sich trotzdem und vor mir steht Donna. „Oh du bist immer noch drin“, begann sie das Gespräch. Wer jetzt glaubt Donna hätte die Tür gleich wieder geschlossen, der kennt Donna nicht. Damit sie das Geschehen im Inneren besser betrachten kann, steigt sie erst einmal auf die Stufe, die sich zwischen Erdboden und Toilettenboden befindet. Um ganz in den Türrahmen zu passen, wird die Tür noch etwas weiter aufgestoßen. Ihre schneeweißen Zähne kommen zum Vorschein und ihre Zunge drückt sich durch die Zahnlücke. Ungeachtet dessen, dass ich mit heruntergelassener Hose, da sitze möchte sie hier und jetzt, der Sache auf den Grund gehen, warum ich mich nicht gemeldet habe. Also steht sie vor mir und fragt mit einem breiten Grinsen: „Warum hast du dich nicht gemeldet?“ „Hab ich doch“, sagte ich. “Ach du hast dich gemeldet“, erwidert sie. Die Tatsache, dass ich mich gemeldet hatte ignoriert sie im weiteren Gesprächsverlauf und meinte nur: „Ist ja nicht so schlimm. Lass dir Zeit und mach in Ruhe fertig.“ Ich frage sie dann: „Möchtest Du dabei bleiben oder kann ich alleine fertig machen?“ Lachend sagte sie „Ich geh wieder raus“ und stieg die Stufe hinunter. Die Tür fällt ins Schloss und ich bin wieder allein. Die roten Ohren, die sich kurzzeitig bei mir gebildet hatten, nehmen wieder eine normale Farbe an. Kleinlich darf man hier nicht sein und wie so oft: „Andere Länder, andere Sitten.“ Allerdings bevorzuge ich weiterhin lieber die Toilette, die man auch von innen verriegeln kann.

Duschen in der Tyrell Bay Marina

Bei einer spontan eingeladen Feier anlässlich der Verabschiedung unserer französischen Nachbarn, wird dem Rumpunsch zu sehr zugesprochen, was sich am nächsten Tag negativ auf meine Arbeitsperformance auswirkt. Der Zustand lässt sich mit der vorangegangenen Geschichte durchaus vergleichen. Auf das Barbecue verzichtend, wendeten wir uns mehr den Getränken zu und bei den vielen interessanten Gesprächen, verliert man doch schnell den Überblick. Neben den überwiegenden Franzosen, waren noch Belgier, Briten und Australier dabei. Ja sogar eine Tunesierin haben wir kennengelernt. Mit uns war noch ein Deutscher Vorort. Getrunken wird in dieser Gegend, meistens Rumpunsch. Das ist Rum mit Limette und Zucker. Nach drei dieser Mischungen bist du definitiv fahruntüchtig, was nicht jeder glaubt und dies dann trotzdem ausprobiert. So kam diese Woche ein Pickup von der Straße ab. Der Fahrer bemerkte aber erst nach runden 200 Meter, und auch nur weil ihm das Haus, das vor ihm auftauchte, nicht ausweichen wollte, dass er sich nicht mehr auf der Straße befand. Auch nach dem Aussteigen aus dem Wagen war ihm das Ausmaß seines Tuns nicht bewusst, da er das Lied „We are the Champions“ los grölte. Wie schon gesagt, nach dem dritten Rumpunsch bis du fahrunfähig, nachdem vierten träumst du von Donna als „Miss Karibik“ und nachdem fünften nimmst du einem Corona Patienten das Intensivbett weg. Da ich, wie schon erwähnt, den Überblick verloren hatte, weiß ich nur so viel, es war eine gigantische Party. Und da solche Sachen nicht allzu oft vorkommen, sei sie hier erwähnt.

Katinka in der Tyrell Bay Marina

Ja und da wäre noch unser Projektfortschritt, der noch erwähnt werden muss. Die Lackierarbeiten schreiten weiter gemächlich voran. Die Innenflächen der Rümpfe sind fertiggestellt, die Außenseiten sind in Bearbeitung. Da die Belastungsgrenze unseres Lackierers allerdings nach maximal vier Stunden erreicht ist, gehen wir von einer weiteren Woche, bis zur Fertigstellung aus. Im Anschluss können wir dann die Wasserlinie festlegen und das Coppercoat bearbeiten. Zuversichtlich rechnen wir, bis Mitte März wieder im Wasser zu sein. Wir wünschen euch wie immer an dieser Stelle eine Handbreit Wasser unter dem Kiel und haltet die Ohren steif.

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