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Party auf der Katinka

Es ist Wochenende und ich werde von allen Seiten beschallt. Offensichtlich scheint das Ankerfeld vor dem Flughafen in Papeete ein beliebter Badespot zu sein. Fahrende Hütten belagern das Außenriff und bringen mit ihren Musikanlagen Partystimmung mit. Vier von diesen Booten liegen um mich herum. Bis um fünf Uhr Nachmittags geht der Zauber. Dann ziehen Sie ab und es kehrt Ruhe ein. Allerdings nicht für lange. Lediglich, das Klientel wechselt. Waren es noch am Nachmittag meist Familien mit Kindern, ist jetzt das Partyvolk an Deck. Um drei Uhr in der Nacht bin ich dann völlig erschöpft eingeschlafen und erst wieder aufgewacht, als alles vorbei war. Partyboot Papeete, Tahiti Da der Weg mit dem Beiboot sehr weit ist, um an Land zu kommen, beschäftige ich mich erst einmal mit den Problemchen, die sich auf der Katinka wieder angesammelt haben. In erster Linie ist es der Autopilot. Eine Kabelverbindung hatte sich gelöst und die Stromzufuhr zum Autopiloten war unterbrochen. Ich stelle den Kontak

Der Nordost-Passat

Legende oder Mythos? Oder Opfer des Klimawandels? Hat es ihn überhaupt schon mal gegeben? Wenn man den alten, sowie den jungen Seefahrern Glauben schenkt, beginnt er im Winter ab dem fünfundzwanzigsten Breitengrad, und im Sommer kann er schon ab dem dreißigsten Breitengrad anzutreffen sein. 

Katinka mit dem Cruising shoe

Der Nordost-Passat, weht auf der Südseite des Azorenhochs, von dessen Vorhandensein, ich mich vor unserer Abreise, überzeugt habe. Stetiger, aus der Richtung gleichbleibender Wind, mit drei bis vier Windstärken, ein Traum. Segel einmal hochziehen, einstellen und dann einfach laufen lassen, das wäre schön. Acht Tage haben wir von San Sebastian, auf La Gomera nach Mindelo auf Sao Vicente, geplant. 800 Seemeilen, unser bisher längster Trip. Damit wir nicht wieder in eine hohe Welle geraten, haben wir unsere Abreise noch einmal, um drei Tage verschoben. Nicht ganz so einfach, in Corona Zeiten. Den Test haben wir am geplanten Abreisetag vereinbart, er darf nicht älter als 72 Stunden sein. Also müssen wir etwas früher als drei Tage los, das geht sich gerade so aus und, wie geplant, hat das Meer sich beruhigt und mit einer 1,5m hohen Welle, sind wir ganz zufrieden. Allerdings ist auch der Wind weg und so dümpeln wir, die ersten zwei Tage, mit zwei bis drei Knoten, an El Hiero vorbei. Zunächst lässt sich der fehlende Wind durch die Abschattung der Inseln erklären, als der Passat aber, 40 Seemeilen südlich von El Hiero, immer noch nicht einsetzt, fange ich an zu zweifeln und beginne den Nordost-Passat ins Land der Märchen abzutun. Die Wind- und Strömungskarten sagen, zwischen den Kanaren und den Kap Verden, einen Nordostwind mit einer Wahrscheinlichkeit von 85% voraus, immerhin noch 50% Nordwind. Westwind 0% und Ostwind gerade einmal 5%. Die ersten beiden Tage wechselt der Wind ständig von Nordwest auf Südost und wieder zurück. Dazwischen mal kein Wind. Flappende Segel, Segel runter, Segel rauf, Motor an, so geht das quasi im Stundentakt. Ich träume wieder von Segel einmal hochziehen. Ja und dann kommt er doch noch. 25°21,2’N Wind NE 7 Knoten, steht im Logbuch. Also doch der Klimawandel, jetzt haben wir schon im August, Winter. Erst können wir es gar nicht richtig glauben.

Überfahrt zu den Kap Verden

Am Tag als wir San Sebastian erreichten, traf ich eine englische Crew die gerade nach Teneriffa auscheckte. Der Skipper hörte das Gespräch im Marina Büro nach dem woher und wohin und sprach mich auf dem Weg zurück zum Liegeplatz an. Er hätte zufällig gehört, dass ich auf die Kap Verden will und fragt nach den weiteren Plänen. Ich hole mir ein paar Tipps für die Überfahrt und erwähne, dass ich mich schon freue unseren Parasail auszupacken. Den könne ich getrost stecken lassen, auf dieser Route gibt es immer genügend Wind.  

Delfine am 3.Tag

Ich zögere am Anfang, schließlich  ist der Wind jetzt schon ein paarmal, nach einer Stunde wieder eingeschlafen. Diesmal nicht. Wir holen also die Genua und das Groß rein und setzen den großen Lappen. 125qm für eine zweier Crew, nicht einfach zu handhaben, zumal wir nicht viel geübt haben. Trotzdem bekommen wir es recht schnell in den Griff und wir setzen das Segel, zum ersten Mal, nur mit zwei Leinen. Hannes von der MariaNoa erwähnte das Zweileinensystem einmal beiläufig, und ich wollte das einfach mal ausprobieren. Klappt super! In der Nacht nimmt der Wind ein bisschen ab und am Tag legt er wieder bis auf 14 Knoten zu. Am Tag sind wir fast doppelt so schnell als geplant, sodass wir am Ende des vierten Tages die anfängliche Flaute wieder aufgeholt haben. Drei Tage und Nächte, hängt der Lappen jetzt da oben und ich frage mich, ob wir den auch wieder so schnell runter bekommen, wie das Wetter es erforderlich macht. Am Nachmittag dreht der Wind auf Ost und weiter auf Südost. Windeinfallwinkel 90°. Der Parasail fällt zusammen und richtet sich selbständig wieder auf. Mit dem Zweileinensystem lässt sich das Segel aber nicht mehr vernünftig einstellen. Also ist die Frage auch geklärt. Bis 90° lässt sich der Parasailor problemlos mit einem Zweileinensystem segeln. Fährt man noch näher am Wind, wird es mühsam. Wobei wir uns gleich die nächste Frage beantworten. Immerhin 12 Knoten aus Südost, versuche ich den „Easy Snuffer“ über das Segel zu ziehen, an dem der Bergeschlauch hängt. Alles andere als „Easy“, mit meinem ganzen Körpergewicht liege ich im Netz unseres Katamarans und versuche die Tüte drüber zu ziehen. Hat man den ersten Meter geschafft, geht es immer leichter, wobei loslassen darf man auf keinen Fall. Gaby löst langsam die Backbordleine so dass, das Segel in sich zusammenfällt und ich den Bergeschlauch bis nach unten ziehen kann. Der Rest ist dann einfach und geht schnell. Es würde uns also auch gelingen, das Segel rechtzeitig, vor einem Squal, in Sicherheit zu bringen.

Sonnenaufgang

Fazit: Der Parasailor ist eine echte Bereicherung. Ist er erst einmal gesetzt, stellt sich eine sehr ruhige Schiffsbewegung ein. Das ist besonders für eine Crew, die mit Seekrankheit zu kämpfen hat, sehr hilfreich. Das Segel kann schon ab 4 Knoten Wind, gesetzt werden, ohne daß es ständig zusammenfällt oder anfängt zu flappen. Beim Setzten ist darauf zu achten, kein Leinenwirrwarr zu verursachen, insofern ist für uns, bei kleiner Crew, das Zweileinensystem, dem Vierleinensystem, vorzuziehen. Beim Bergen braucht es am Anfang ein wenig Kraft, der Rest geht dann schnell und einfach. Für uns war der Preis am Anfang abschreckend, wir sind aber aus oben genannten Gründen froh, die Investition getätigt zu haben.

Mindelo

200 Seemeilen vor dem Ziel hat uns also der Nordost-Passat verlassen. Der Traum, einmal Segel setzten und dann laufen lassen, ist für drei Tage wahr geworden. Die harte Realität, hat uns wieder eingeholt. In der Nacht flappende Segel, da der Wind nachgelassen hat, am Tag eine sich nach Osten drehende, kurze Welle, die uns nicht mehr von hinten, sondern wieder einmal von der Seite trifft. Auf unserer ersten Etappe unserer Atlantiküberquerung, haben wir die Vorzüge des Nordost-Passats kennengelernt, wir werden ihn auch auf unserer nächsten Etappe wieder suchen. Hier auf den Kap Verden angekommen, lernen wir erst einmal Land und Leute kennen und fangen wieder einmal an zu reparieren, aber davon erzählen wir das nächste Mal, hier auf www.glenswelt.com. Bis dahin immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel und haltet die Ohren steif.

                

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