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Feuchte Träume

Dunkle Wolken ziehen immer wieder über den Mount Orohena, den Hausberg von Papeete. Man kann das Wetter zurzeit als durchwachsen bezeichnen. Immer wieder gibt es mal einen Regenschauer. Das Ganze ist eigentlich relativ unproblematisch, da so ein Regenschauer nicht wirklich irgendetwas an der Temperatur ändert. Ja, es scheint so, als ob auf Tahiti überhaupt nichts die Temperatur ändern könnte. Tag und Nacht hat es eine durchschnittliche Lufttemperatur von 29 °C. Ob am Boden gemessen oder zehn Meter über dem Boden, ob bei Regen oder Sonnenschein. Für einen Klimatologen dürfte das äußerst langweilig sein. Ich habe mich mittlerweile daran gewöhnt. Aber wie das so ist, hat auch solch ein Wetter seine Tücken. Wie sich jeder vorstellen kann, ist es bei diesen Temperaturen schwer, einzuschlafen. In der Koje staut sich die Luft und aufgrund des wenigen Windes kommt nicht genügend Frischluft über die Luke ins Innere. Irgendwann schläft man dann doch ein, die besagte Luke weit aufgerissen. Träumt

Frau Doktor Busse-Stahl

„Den Faden immer nach hinten durchziehen!“ schreit Frau Doktor Busse-Stahl. Da sich pädagogisch in den letzten Jahren so manches im Schulwesen geändert hat, bleiben mir Stockhiebe auf die Finger erspart. Ich mache gerade meine vierte Ausbildung zum Näher und versuche unseren Persenning Stoff, mit so einigermaßen geraden Stich, durch die Nähmaschine zu schieben. 

Nähen auf der Katinka

Da tönt schon wieder die Stimme von Frau Doktor Busse-Stahl „Langes Fädchen faules Mädchen“, nur dass ich gar kein Mädchen bin. Den Doktor hat Frau Busse-Stahl wohl von ihrem Mann geerbt, und da ich die Dame nie kennengelernt habe muss ich mich da auf Gabys Erzählungen verlassen. Frau Doktor Busse-Stahl war Gabys Hauswirtschaftslehrerin und scheint eine resolute Frau gewesen zu sein. Zumindest ist sie Gaby in bleibender Erinnerung geblieben, und da ich mich nicht exakt an Gabys Anweisungen beim Nähen halte, bekomme ich es jetzt mit Frau Doktor Busse-Stahl zu tun. Wir haben eine alte Bernina Nähmaschine, noch von Muttern geerbt. Also schon sehr alt, aber durch jahrelange Pflege funktioniert sie noch einwandfrei. Lediglich bei vier Lagen Stoff muss man ein wenig von Hand nachhelfen. Was Frau Doktor Busse-Stahl in diesem Fall gesagt hätte, werden wir wohl nie erfahren, da die gute Frau auch schon lange nicht mehr lebt. Ich glaube aber, dass sie stolz darauf wäre, wenn sie wüsste, dass nach all den Jahren, sie noch einmal jemanden zur Ausbildung vor sich sitzen hat. Die Persenning bzw. die Umschließung des Cockpit nimmt so langsam Formen an und nach gefühlten 100 mal montieren und wieder demontieren, zuschneiden und wieder umnähen, kommt das Projekt in die Endphase. Lediglich die Windschutzscheibe ist diese Woche nicht fertig geworden. Zugegeben ein paar Feinarbeiten, wie Fäden kürzen oder Reisverschluss vernähen sind auch noch zu erledigen und da werde ich mir noch so manchen Spruch von Frau Doktor Busse-Stahl anhören müssen.

Das Cockpit bekommt eine Persenning

Danilo von Nordest hat Wort gehalten und hat diese Woche das stehende Gut komplett ausgetauscht. Die beiden Backstagen waren am Anfang der Woche dran und mit zwei vernünftigen Isolatoren haben wir jetzt auch einen besseren Kurzwellen Empfang. Am spannendsten ist das Austauschen des Vorstags. Wir haben das Boot von unserem bisherigen Platz längsseits der Pier gebracht und ich stehe neben Katinka und halte das Aluminiumprofil der Rollfock vom Boot weg, während Ariel oben im Mast herum turnt und den Bolzen löst. Natürlich mit einem Fall gesichert. Langsam wird das Ende herabgelassen und ich lege das Profil auf der Pier ab. Der Mast ist inzwischen mit einem Dyneema Seil nach vorne abgespannt. Ich lerne das Innere unserer Rollreffanlage kennen und fange sogleich an sie zu reinigen und wieder neu zu fetten. Währenddessen schneiden die beiden Jungs von Nordest das Drahtseil zu und setzen den Fitting. Die Flex hat einen Wackelkontakt und ich sag zu Ariel „gib her ich reparier sie“. Schnell ist das Kabel um zehn Zentimeter gekürzt und die Flex funktioniert wieder ohne Probleme. Das Profil wird wieder in den Mast gehievt und oben mit einem Bolzen gesichert. Auch unten funktioniert das Einfädeln problemlos. Über den Wantenspanner wird das Vorstag auf die Richtige Spannung eingestellt. Fertig! Am Abend bekommen wir noch unsere neuen Lithium Batterien, die wir am nächsten Tag installieren werden.

Das Vorstag wird ausgetauscht.

„Der frühe Vogel fängt den Wurm“ dieser Spruch ist nicht von Frau Doktor Busse-Stahl könnte aber durchaus auch von ihr stammen, zumindest den Erzählungen nach. Beim Austausch der Batterien kann man nicht früh genug am Tag anfangen, da man nie genau weiß, welche Unwegsamkeit einen erwartet, schließlich möchte wir ja ungern die Nacht ohne Licht verbringen. Wir ersetzen drei 210Ah Gel Batterien in drei 200Ah Lithium Batterien, sogenannte LiFePO4. Die Batterien mit eingebauten Batteriemanagementsystem kurz BMS können eins zu eins ausgetauscht werden. 

Neue Lithium Batterien auf der Katinka

Ein paar Kleinigkeiten gilt es allerdings zu beachten. Wir laden die Batterien über einen Windgenerator, Solarstrom oder über die Lichtmaschine. Befinden wir uns in einer Marina werden die Batterien über Landstrom geladen. Auf keinen Fall sollten die Batterien ohne Laderegler angeschlossen werden. Das eingebaute BMS ist für die Ladereglung nicht geeignet. Außerdem muss, sofern noch nicht vorhanden auf eine Trennung zwischen Starterbatterie und Hausbatterie geachtet werden. Die Laderegler haben einen Wahlschalter für den jeweiligen Batterietyp. Der muss natürlich auf LiFePO4 umgestellt werden. Bei älteren Reglern kann es sein, dass der Batterietyp LiFePO4 fehlt, dann muss dieser ersetzt werden. Beim Laderegler unseres Windgenerators muss der Temperaturfühler mit einem 2k Ohm Widerstand getauscht werden. Der MPPT Regler unserer Solaranlage hat einen Batterieschalter, ebenso unser Landanschluss. Für die Lichtmaschine habe ich einen Laderegler, Lichtmaschine zu Batterie ausgewählt. Dieser hat die Funktion, Starter- und Hausbatterie zu trennen und durch Dioden die Lichtmaschine zu schützen. Des Weiteren wird eine optimale Ladung der Batterie gewährleistet. 

Katinka an der Pier

Auf jeden Fall kann man diese Dinge im Vorfeld klären, dann klappt es auch mit dem entspannten Wechsel. Naja, entspannt ist anders. Jede Gel Batterie wiegt mal schlappe 78Kg. Die müssen erst einmal aus dem Keller nach oben geschafft werden. Nachdem ich also die Stromversorgung unterbrochen habe und die Kabel von den Batterien getrennt sind versuchen wir die erste Batterie den Niedergang hinauf zu stemmen. Gaby stand oben und hing mit den Händen im Haltegriff der Batterie, allein die Schwerkraft ist stärker und sie kommt mir im Niedergang, samt Batterie, entgegen. „Oben bleiben“ sagte ich, „die Dinger müssen raus“. Mit einem gewaltigen Kraftakt hieven wir die drei Batterien aus dem Boot, sodass uns der Rücken, wahrscheinlich noch wochenlang, schmerzen wird. Das nächste Ungemach steht aber schon in den Startlöchern, denn die beiden Batterietypen haben unterschiedliche Polseiten und Anschlüsse. Der alte Klemmpol passt nicht auf den neuen Schraubpol und Plus-Minus sind vertauscht. Auf alles hab ich geachtet, Außendimension, Polabstand und jetzt das. Doch der frühe Vogel fängt den Wurm. Mit etwas Geduld und Aufwand können die Brücken neu hergestellt werden und der Einbau der neuen Batterien kann beginnen. Mit 26 Kg sind die Dinger leicht wie eine Feder und nachdem alles vorbereitet ist, geht die Verkabelung schnell und die Batterien können verstaut werden. 

Unsere Projekte kommen nach und nach zum Abschluss

Ein neues Zeitalter der Energieversorgung auf der Katinka bricht nun an. Es soll ja sogar Kochen mit Induktion möglich sein. Dies werden wir dann nach und nach ausprobieren und bei Gelegenheit davon berichten. Alles in allem waren dies zwei arbeitsreiche Wochen, so dass wir es in der nächsten Woche etwas entspannter angehen lassen werden. Gott sei Dank bekommt das Frau Doktor Busse-Stahl nicht mit. In diesem Sinne wünschen wir euch, wie immer an dieser Stelle, eine Handbreit Wasser unter dem Kiel und haltet die Ohren steif.

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