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Feuchte Träume

Dunkle Wolken ziehen immer wieder über den Mount Orohena, den Hausberg von Papeete. Man kann das Wetter zurzeit als durchwachsen bezeichnen. Immer wieder gibt es mal einen Regenschauer. Das Ganze ist eigentlich relativ unproblematisch, da so ein Regenschauer nicht wirklich irgendetwas an der Temperatur ändert. Ja, es scheint so, als ob auf Tahiti überhaupt nichts die Temperatur ändern könnte. Tag und Nacht hat es eine durchschnittliche Lufttemperatur von 29 °C. Ob am Boden gemessen oder zehn Meter über dem Boden, ob bei Regen oder Sonnenschein. Für einen Klimatologen dürfte das äußerst langweilig sein. Ich habe mich mittlerweile daran gewöhnt. Aber wie das so ist, hat auch solch ein Wetter seine Tücken. Wie sich jeder vorstellen kann, ist es bei diesen Temperaturen schwer, einzuschlafen. In der Koje staut sich die Luft und aufgrund des wenigen Windes kommt nicht genügend Frischluft über die Luke ins Innere. Irgendwann schläft man dann doch ein, die besagte Luke weit aufgerissen. Träumt

Die Insel Teneriffa

Teneriffa ist die größte der kanarischen Inseln und hat den höchsten Berg Spaniens, den 3718m hohen Pico del Teide. Dass die Insel vulkanischen Ursprungs ist, sieht man spätestens wenn man aus den dichten Lorbeer- und Kiefernwäldern hinauf zur Baumgrenze kommt und der Blick zum Teide frei wird. Hier eröffnet sich eine großflächige Mondlandschaft, die beeindruckend ist. Der geologisch ältere Teil befindet sich im Nordosten der Insel. Das Anaga Gebirge ist durch eine Straße, die von San Andrés hinauf führt, gut erschlossen. Die Lorbeerwälder sind seit 2015 Biosphärenreservat. Durch die mystische Atmosphäre, die von aufsteigenden Nebelfeldern verursacht wird, ist das Gebirge voll von Legenden über Hexen und Coven (Hexenzirkel) und in der Gegend vom Cruz del Carmen könnte einem tatsächlich die ein oder andere Hexe aus dem Wald entgegenkommen.

Pico del Teide, Teneriffa

Wir haben uns ein Auto gemietet und fahren die etwa 60 Kilometer von Santa Cruz zum Teide. Die Straße TF24 ist mit zahlreichen Aussichtspunkten versehen. Für den nächsten Tag ist ein Aufstieg auf den Teide geplant und wir wollen uns die Gegebenheiten vorher anschauen. Die Landschaft ist beeindruckend und bis ca. 2000m dicht bewaldet. Danach findet man nur noch niedriges Strauchwerk bis gar keinen Bewuchs. Eine Mondlandschaft und in der Mitte der Pico del Teide. 

Mondlandschaft Pico del Teide, Teneriffa

Eine Seilbahn führt von 2356m auf 3555m. Die restlichen 163 Höhenmeter kann man zu Fuß zurücklegen, sofern man eine Bewilligung hat. Diese muss über das Internet beantragt werden. Da die Personenzahl am Tag begrenzt ist, sollte man sich rechtzeitig darum bemühen. Auch die Fahrt mit der Gondel kann nur über das Internet gebucht werden. Wer konditionell gut drauf ist kann in rund fünf Stunden über den Ost Grat aufsteigen. Die Bewilligung für den Gipfel braucht man trotzdem. An den „Roques de Garcia“ vorbei verlassen wir die Hochebene Richtung Vilaflor. 

Vilaflor, Teneriffa

Von dem Dorf sind wir ein wenig enttäuscht, wurde es uns doch als sehr sehenswert angepriesen. Wir finden da gibt es, im Nordwesten der Insel, weitaus nettere Ansiedlungen. Trotzdem ist die Straße und vor allem die Landschaft sehenswert. Über Granadilla nehmen wir die TF28 nach Güimar und weiter zurück nach Santa Cruz. Zwischen Ganadilla und Arico wird Wein angebaut und die Straße verläuft kurvig über zahlreiche Taleinschnitte. Das Hauptanbaugebiet des Weins befindet sich im Norden der Insel. Hier im Süden versucht man es trotz Trockenheit, der Natur ein paar Trauben abzuringen.

Teneriffa

Heute ist es soweit, wir besteigen den Teide. Unsere Bewilligung lautet auf Freigabe zwischen 15.00 und 17.00 Uhr. Die Bahnfahrt haben wir für 14.30 Uhr reserviert. Tja, alles gut getaktet und es benötigt ein bisschen Planung, deshalb bleibt uns ein wenig Zeit um den Nordosten zu erkunden. Wir fahren mit dem Auto nach San Andrés, hinein in das Anaga Gebirge. Der Lorbeerwald begeistert uns und hängt zum Teil wie ein Tunnel über der Straße. An manchen Stellen wird es Kuh Nacht. An anderen Stellen öffnet sich das Gehölz und gibt den Blick frei auf den Pico del Teide. In Bailadero kann man auf der TF134 zu den „Roques de Anaga“ abbiegen. Wir schenken uns das, da wir die Felsformation an der äußersten Nordostspitze der Insel, auf unserer Anreise mit der SY Katinka, schon beeindruckend erlebt haben. Allein der Schiss in der Hose des Skippers verhinderte die Durchfahrt zwischen dem „Roque de Fuera“ und Roque de Dentro, nicht zuletzt weil aus Nord ein Squall sich schnell näherte. Wir setzen unsere Reise über das „Cruz del Carmen“, von wo aus man eine tolle Aussicht auf den Pico del Teide und den zu Füßen liegenden Gemeinden Las Mercedes und St. Cristobal de La Laguna hat, fort. 

Anaga Gebirge, Teneriffa

Über Tegueste und Tacoronte fahren wir bis El Sauzal. Auf einer steil ansteigenden Straße, die uns an Madeira erinnert, erreichen wir Ravelo und fahren am Montana del Cerro entlang nach La Esperanza. Nach 10 Kilometern heißt es dann „Bitte austeigen, Willkommen auf dem Mond“. Unter den Schuhen knirscht es, die Sonne gibt ihr bestes, trotzdem spürt man, dass die Temperaturen deutlich abgenommen haben. An der Talstation der Seilbahn warten wir auf unsere Fuhre. 

Talstation Pico del Teide, Teneriffa

Eine Gruppe Franzosen fällt uns auf, die mit kurzen Hosen, Sweatshirt und Turnschuhen hinauf möchten. Durch die Sonne ist es zwar angenehm aber die Lufttemperatur kommt nicht über 15°C hinaus. An der Bergstation sind es dann noch 7°C, und ganz oben auf dem Gipfel nur noch schlappe 5°C. Ich wundere mich wie sorglos so manche mit ihrer Gesundheit umgehen, gerade in Corona Zeiten, wo ja jeder leichte Schnupfen mittlerweile schon als Corona identifiziert wird. Aber es scheint cool zu sein, im wahrsten Sinne des Wortes, mit kurzen Hosen bei 7°C wenigstens eine halbe Stunde auszuhalten. Wir sind zumindest froh gut angezogen zu sein und machen uns auf dem Weg den Gipfel zu besteigen. 

Aufstieg zum Teide...


... mit Gepäck

An einem Gatter, wird von einer Rangerin die Bewilligung kontrolliert. Sehr freundlich und nett, weist sie uns auf ein paar Verhaltensweisen hin. „Nehmt euch Zeit und macht immer wieder mal eine Pause. Ihr habt Zeit. Ihr benötigt für den Weg hinauf 45 Minuten, für den Weg zurück 30 Minuten. Ihr habt also genügend Zeit. Die Maske dürft ihr herunter nehmen, wenn Gegenverkehr herrscht müsst ihr sie solang wieder aufsetzen“. Wir bedanken uns und gehen los. Schnell merken wir die dünne Luft und ich mache noch etwas langsamer als ohnehin schon. Die Nackenhaare stellen sich bei mir auf. Nicht wegen der Kälte, nein aus schierer Angst. Ein wildes Tier greift mich von hinten an, blitzschnell drehe ich mich um, mir fällt ein Stein vom Herzen, es ist nur Gaby. Nach Luft ringen hat sie auf keuchende Schnappatmung umgestellt und die aneinander schlagenden Lungenflügel verursachen das rasselnde Geräusch eines wilden Raubtieres, wobei es auf Teneriffa, soweit mir bekannt, keine wilden Tiere gibt. (Die Lektorin distanziert sich von der vorangegangen Situationsbeschreibung und behauptet jetzt ihrerseits, dass Raubtier vor sich gesehen zu haben). „Langsam und tief durchatmen“ sag ich zu ihr „und vor allem wieder Ausatmen“. „Geh weiter“ blafft sie mich an. Der Weg führt steil zum Gipfel und an der Kraterkante schlägt uns stinkender Schwefelgeruch ins Gesicht. 

Kraterinnenseite des Pico del Teide

Das Gestein im Inneren des Kraters ist grau gelb gefärbt und Waben ziehen immer wieder nach oben. Unser Atem stockt, was der Sauerstoffzufuhr zu unserer noch kläglich vorhandenen Muskulatur natürlich nicht unbedingt dienlich ist. Wir erreichen den höchsten Punkt, der mit einem Messingknopf im Fels gekennzeichnet ist, nach 40 Minuten und sind stolz darauf es geschafft zu haben. Trotz vieler Wolkenfelder unter uns, können wir La Palma und La Gomera sehen. Das Blau des Himmels ist gigantisch hier oben. Auf dem Rückweg zur Seilbahn stellen wir fest, dass auch so Mancher der jüngeren Generation, durchaus seine Schwierigkeiten hat, was uns wieder vom Gedanken abbringt, demnächst einen Lungenarzt aufzusuchen.

Talstation der Seilbahn zum Pico del Teide, Teneriffa

Über den Nordwesten der Insel treten wir die Heimreise an. Wir fahren über die Lavafelder des letzten Ausbruchs von 1909 und tauchen so langsam wieder in die Kiefernwälder ein. Der Nordwesten von Teneriffa ist für uns der ursprünglichste Teil der Insel und hat uns sehr gut gefallen. 

Kieferbäume im Nordwesten Teneriffas

Zurzeit ist die Insel auch vom üblichen Tourismus nicht überlaufen, was den Aufenthalt im Allgemeinen recht angenehm macht. Teneriffa gefällt uns sehr gut und ist für uns immer eine Reise wert.

Gaby auf dem Pico del Teide

Höher geht es in Spanien nicht

Was wir weiterhin so alles erleben und wie es mit unserer Reise weitergeht, könnt ihr in der nächsten Woche hier auf www.glenswelt.com lesen. Wir wünschen euch wie immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel und haltet die Ohren steif.





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