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Feuchte Träume

Dunkle Wolken ziehen immer wieder über den Mount Orohena, den Hausberg von Papeete. Man kann das Wetter zurzeit als durchwachsen bezeichnen. Immer wieder gibt es mal einen Regenschauer. Das Ganze ist eigentlich relativ unproblematisch, da so ein Regenschauer nicht wirklich irgendetwas an der Temperatur ändert. Ja, es scheint so, als ob auf Tahiti überhaupt nichts die Temperatur ändern könnte. Tag und Nacht hat es eine durchschnittliche Lufttemperatur von 29 °C. Ob am Boden gemessen oder zehn Meter über dem Boden, ob bei Regen oder Sonnenschein. Für einen Klimatologen dürfte das äußerst langweilig sein. Ich habe mich mittlerweile daran gewöhnt. Aber wie das so ist, hat auch solch ein Wetter seine Tücken. Wie sich jeder vorstellen kann, ist es bei diesen Temperaturen schwer, einzuschlafen. In der Koje staut sich die Luft und aufgrund des wenigen Windes kommt nicht genügend Frischluft über die Luke ins Innere. Irgendwann schläft man dann doch ein, die besagte Luke weit aufgerissen. Träumt

Die Sonne

Sonnenuntergänge in Ankerbuchten zu erleben ist gigantisch. Wir freuen uns jedes mal wieder wenn wir einen erleben und können uns gar nicht satt sehen. Auch wenn wir den hundertsten oder tausendsten erlebt haben, wird er uns genauso faszinieren wie der aller erste. Nicht minder ist es mit Sonnenaufgänge, wobei diese, zu zumindest für ein Crewmitglied, unerreichbar erscheint und für das andere Crewmitglied nur durch seine senile Bettflucht, manchmal erlebt werden kann. 

Sonnenuntergang Salerno

Die Sonne hat aber auch noch weitaus mehr Funktionen für uns. In erster Linie ist sie Energielieferant und speist eine 600Wh Solaranlage die, zumindest am Tag unseren Energiebedarf deckt. Leider machen die Module seit geraumer Zeit mucken und nach nur zwei Jahren hat sich die Laminatstruktur soweit destabilisiert, dass Mikrorisse entstanden sind, die die Stromzufuhr, gerade dann wenn so ein Modul am leistungsfähigsten ist, unterbrechen. Der Verkäufer tauscht die Module als Gewährleistung aus, doch ist es ein riesiger Aufwand dies zu organisieren. Die neuen Module gehen zunächst einmal zu uns nach Hause. Hier zeigt sich schon mal ein Vorteil der Heimatadresse. Die alten Module müssen aus Gewährleistungsgründe zurückgeschickt werden. Einfacher gesagt wie getan. Zunächst haben wir die Module, vier an der Zahl, demontiert. Einen ganzen Tag haben wir damit verbracht eine Verpackungsfirma zu finden, die Karton in der ausreichenden Größe herstellt. Nichts leichter als das, wozu gibt es Google. Doch die Adressen die uns Google angab waren meist Scheinadressen, oder man hat uns erst gar nicht die Tür geöffnet. Immerhin haben wir so Cagliari kennengelernt und neben der ganzen Sucherei auch eine Stadtbesichtigung durchgeführt. 

Bastion Saint Remy Cagliari

Corso Vittorio Emanuele II Cagliari

Letztendlich haben wir die Module mit 300m Haushaltsfolie zusammengebunden und die Kanten mit Karton, aus dem Supermarkt-Kartoncontainer, verstärkt. Nun galt es einen Versender zu finden. Als Privatperson kann man hier in Italien meist nur kleine Pakete versenden. So ein Solarmodul hat aber eine Länge von 1,5(1)m x 0,70m x 0.01m. UPS, DHL, SAD und wie sie alle heißen, nehmen doch sage und schreibe bis 375€ für den Transport von Italien nach Deutschland. Wenn jetzt hier einer vergebens das Komma bei 375 sucht dann hat er einfach richtig gelesen. Es galt also eine Alternative zu finden. Posteitaliane, man glaubt es kaum, war die Alternative. Zwar kann man auch hier nur maximal 1,5m versenden, und man glaubt nicht wie exakt ein italienischer Postbeamter messen kann, doch den einen cm haben wir nach einer Weile weg diskutiert. Eine nette junge Dame war uns da etwas behilflich und nachdem ich meine Sonnenbrille abgenommen, mit meinen blauen Augen, den Dackelblick aufgesetzt hatte, war sie unglaublich hilfsbereit. Wir hievten also das Paket von unserem Boot, immerhin 23kg und unheimlich sperrig, in unser Dinghi und fuhren damit in die Marina. Obwohl in den letzten Tagen schon unzählige Male an dem Steg festgemacht, kam so gleich ein Marinero und wies uns darauf hin, dass wir hier nicht festmachen können und auf die andere Seite müssen. Prima, aber was soll‘s, schleifen wir die 23kg halt ein paar hundert Meter weiter. Wir packten die Module auf unseren Lastenroller und machten uns auf den Weg zur nächsten Postfiliale, die wir nach gute 3km erreichten. 

Paketversand auf italienisch

Wie schon erwähnt ging es zunächst darum, ob die Post das Paket überhaupt transportiert. Dabei war zum Schluss nicht die Länge das Problem sondern die Dicke. Es gibt neben der maximalen Länge, auch eine minimale Dicke, die transportiert werden kann und die ist 5cm. Das Paket war aber nur 3cm dick und so musste der Dackelblick erneut herhalten. Nachdem dann alle Formulare ausgefüllt und die Adressaufkleber nach Anweisung aufgebracht waren ging es ans bezahlen. Die junge Postangestelltin bekam ein Schock, zum Teil ereigneten sich tumultartige Szenen hinter dem Tresen, der Chef und zwei weitere Personen wurden herbei gerufen und es begann eine längere Diskussion. Das kann nicht sein sagte sie, wissen sie was das kostet? 100€! Allen war das peinlich und man suchte nach Lösungen, die man letztendlich nicht fand. Zum Schluss zahlten wir 106,94€ für ein Paket nach Deutschland, welches höchstwahrscheinlich sogleich im Container landet. Wir waren nur froh, dass wir es nicht wieder zurück schleifen mussten und hoffen, dass es dann auch irgendwann mal ankommt. 

Sonnenuntergang Marina d'Arechi

Im Moment beschränkt sich für uns, die Schönheit der Sonne auf die Auf- und Untergänge, und zur Stromerzeugung muss halt jetzt unser Windgenerator doppelte Arbeit leisten, wenn dann der Wind da ist. In den letzten Tagen konnten wir uns nicht beschweren, haben doch Mistralausläufer das Leben hier in der Bucht ganz schön spannend gestaltet. Wir warten hier in Poetto immer noch auf unseren Gast Peter, der am Freitag zu uns stoßen wird, um uns auf dem Weg nach Nordsardinien zu begleiten. Ursprünglich wollten wir die Westküste Sardiniens befahren, doch leider sagt die Wettervorhersage für die nächsten Tage Nordwest-Wind voraus und da wird es schwierig nach Norden zu kommen. Also werden wir versuchen über die Ostküste zu segeln. Das sind zwar 30 Seemeilen mehr, aber hoffentlich entspannter. 

Ankerbucht Poetto

Morgen haben wir unser erstes Interview für das ADAC-Magazin, bin mal gespannt wie das läuft. Kann mit Sicherheit nicht schaden wenn wir in der Szene ein bisschen bekannter werden. Wie das alles gelaufen ist und ob Peter die Seefahrt vertragen hat, erzählen wir Euch das nächste mal, bis dahin wie immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel und haltet die Ohren steif.

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