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Immer ein Lächeln auf dem Gesicht

Südwesten von Samoa Früh am Morgen können wir in die Marina. Der Vorgänger hat Wort gehalten und ist pünktlich abgereist. Marina ist auch fast übertrieben. Nach dem letzten Zyklon, der die meisten Stege weggerissen hat, ist nicht mehr viel übrig. Ein Steg, der mit Halteseilen und Gurtbändern provisorisch zusammengehalten wird. Die Poller stehen zum Teil schief im Wasser und sehen nicht gerade vertrauenerweckend aus. Immerhin funktionieren Strom und Wasser am Steg. Die Toilette und Dusche ist außerhalb der Marina, in einem Hafengebäude untergebracht. Sharon versucht, das Beste daraus zu machen, und kümmert sich um alles. Sie verwaltet die Plätze, steht den Seglern bei Fragen zur Verfügung und rechnet am Ende ab. The Edge Marina, eine Kneipe direkt gegenüber vom Steg, beschallt uns Segler bis Mitternacht. Danach und an Sonntagen ist es ruhiger und man findet seinen Schlaf. Trotz allem gefällt es uns hier sehr gut. Reste der Marina Apia, Samoa Warum ist das so? Die Abläufe, insbesondere b...

Schutzhaft

Gefangen in unseren Gedanken, gefangen durch unser Handeln, gefangen durch die Hilflosigkeit anderer, bringt den Zustand, in dem wir uns gerade befinden, wohl deutlicher auf den Punkt als das schlichte und einfache Wort „Quarantäne“ oder wie ich es seit neustem bezeichne, Schutzhaft.


 Während Ärzte und Pflegepersonal sich einen, schier ausweglosen Kampf um Menschenleben stellen und trotz allem Einsatzes, die Schwächsten es hinweg rafft, während Politiker immer noch zögerlich, aber durch immer größer werdenden Druck von außen, über Lockerungsmaßnahmen und den Ausstieg aus dem Ausstieg, diskutieren, obwohl sie den zweiten Schritt, nämlich die Bekämpfung des Virus noch gar nicht richtig begonnen haben, während sich heftige Diskussionen zwischen dem dafür und dawieder entwickeln und so mancher seine Verbalattacken nicht mehr im Zaum halten kann, während alldem, sitzen wir hier in unserem goldenen Käfig, genießen das frühlingshafte Erwachen der Natur, lauschen dem Gezwitscher der Vögel und dem knarzen der Festmacherleinen, die sich immer wieder straffen und die Holzpoller aus ihren Verankerungen reißen möchten, sich dann wieder lösen und durchhängen um wenige Minuten danach einen erneuten Versuch zu starten. Ein angenehmes Geräusch und die sanfte Bewegung erinnert an das Schaukeln einer Krippe. 


Nur von fern dringt durch ein „Ping“ von Facebook, wieder eine unzufriedene Stimme die mit dem Inhalt des letzten Blog nicht einverstanden war, die Außenwelt an unser Ohr. Einmal die Woche einkaufen, in dem nahegelegenen Supermarkt, schafft es schon, dass zur Ruhe gefundene Gemüt über zu strapazieren und den dort vorherrschenden Geräuschpegel als unangenehm zu empfinden. 


Trotz alldem, oder vielleicht auch weil man einen gewissen Abstand zum Geschehen hat, bleibt der Geist unruhig, hinterfragend und aufgewühlt. Immer wieder werden Verordnungen die vorschnell verabschiedet wurden und ohnehin zumindest fragwürdig sind, aufgeweicht um einer Lobby den notwendigen wirtschaftlichen Spielraum zu verschaffen, den sie bei ihren Parteifreunden eingefordert hat. Schließlich haben wir euch ja gewählt. Mit Versprechungen die nicht eingehalten werden können, man zahlt hier mit gleicher Münze zurück, versucht man die Verantwortlichen zu besänftigen – ach ich vergaß, es gibt ja gar keine Verantwortlichen. Manchmal träume ich davon ein Lobbyist zu sein. Ich sitze Winfried Kretschmann gegenüber und sag: „Bei deiner Dieselaktion und der Luftreinhaltung in Stuttgart hast du dich ja ganz schön verschätzt, da war es ja richtig schlau von dir, dich mit dem Feind Porsche zusammen zu tun und neue Strategien zur Bekämpfung der Pandemie zu erörtern und sich das nötige Kleingeld zu sichern für neue Aufgaben“. Er erwiderte „Wia moinsch denn des?“ „Na so wia i‘s sag“. „Du hasch mi doch nia em Läbe gwählt!“ Schweißgebadet wach ich dann auf, und denke mir noch im Halbschlaf, Scheiße, er hat‘s gemerkt. Es bleibt abzuwarten ob die vielen Erntehelfer, die jetzt nach Deutschland kommen, einen neuen Pandemie-Herd auslösen, oder ob überhaupt nichts passiert. Angesichts der Unterbringungsmöglichkeiten für Erntehelfer, auf jeden Fall ein gewagtes Unterfangen. Aber es ist ja für einen guten Zweck, der Deutsche Michel bekommt seinen Spargel, wieder ein Grund mehr um in dem goldenen Käfig zu verharren. Vielleicht hat man aber auch, zumindest im Ansatz, die schwedische Vorgehensweise verstanden und eifert ihr jetzt nach. Zumindest bei mir geben sich unserer Politiker alle Mühe, das Nachvollziehen von Entscheidungen so zu erschweren, dass eine Logik hinter dem Ganzen nicht mehr zu erkennen ist. Wie dem auch sei, gelingt das Experiment waren viele Entscheidungen in der nahen Vergangenheit völlig überflüssig und man kann eigentlich schneller als gewollt zu „Normalität“ zurückkehren, gelingt es nicht, wird sich eine Normalisierung in diesem Jahr nicht mehr einstellen. Das wird dann ein teurer Spargel und so manch einer wird hoffen, nie wieder aus dem goldenen Käfig herauszumüssen. In der Metapher „Der goldene Käfig“ verlässt der Vogel übrigens freiwillig den Käfig nachdem er geöffnet wurde. Es dauert aber auch nicht sehr lange und es wird ein neuer Vogel eingesperrt. 


Gefangen in unseren Gedanken, gefangen durch unser Handeln, gefangen durch die Hilflosigkeit anderer. Aus alldem nichts gelernt, sitzen wir weiter auf unserem Boot, lauschen der Natur, beobachten Nutria und Wasservögel und lassen uns sanft hin und her wiegen, die Seele treiben und von fernen Welten träumen, nur vom knarzen der Festmacher immer wieder einmal ins Leben zurückgeholt. Vielleicht sollten wir doch einmal darüber Nachdenken wie wir unsere Ärzte und Pflegepersonal und die vielen Helfer die jetzt versuchen den Laden am laufen zu halten, bezahlen und in Zukunft zu bezahlen gedenken. Ach Blödsinn, das was da geleistet wird ist sowieso unbezahlbar, war nur so ein verirrter Gedanke, nicht wichtig, manchmal kann auch das knarzen einer Festmacherleine ganz schön irritieren. In diesem Sinne wünsche ich wie immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel und haltet die Ohren steif.






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