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Feuchte Träume

Dunkle Wolken ziehen immer wieder über den Mount Orohena, den Hausberg von Papeete. Man kann das Wetter zurzeit als durchwachsen bezeichnen. Immer wieder gibt es mal einen Regenschauer. Das Ganze ist eigentlich relativ unproblematisch, da so ein Regenschauer nicht wirklich irgendetwas an der Temperatur ändert. Ja, es scheint so, als ob auf Tahiti überhaupt nichts die Temperatur ändern könnte. Tag und Nacht hat es eine durchschnittliche Lufttemperatur von 29 °C. Ob am Boden gemessen oder zehn Meter über dem Boden, ob bei Regen oder Sonnenschein. Für einen Klimatologen dürfte das äußerst langweilig sein. Ich habe mich mittlerweile daran gewöhnt. Aber wie das so ist, hat auch solch ein Wetter seine Tücken. Wie sich jeder vorstellen kann, ist es bei diesen Temperaturen schwer, einzuschlafen. In der Koje staut sich die Luft und aufgrund des wenigen Windes kommt nicht genügend Frischluft über die Luke ins Innere. Irgendwann schläft man dann doch ein, die besagte Luke weit aufgerissen. Träumt

Die Flagge Q

Lebt man längere Zeit auf einem Boot, entwickelt sich darauf ein ganz eigener Kosmos. Vor allem auf kleineren Booten, solche wie wir Langfahrer sie benutzen und mit denen wir, meist mit kleiner Crew oder Einhand über die Meere segeln, entsteht ein eigenes Leben. 


Man teilt nicht nur Freud und Leid, Tränen oder Glück, Höhen oder Tiefen, man teilt auch die Gesundheit miteinander. Jetzt fragen sich bestimmt einige, wie und mit wem teilt denn ein Einhandsegler. Meistens haben diese Menschen einen Hund oder eine Katze mit an Bord. Ein Franzose hat sich ein Huhn als Freundin ausgesucht und segelt mit diesem um die Welt. Ein Tier spürt mehr und früher als ein Mensch ob etwas mit dir nicht in Ordnung ist. Selbst bei langjährigen Partnerschaften ist so ein Tier, uns Menschen, in dieser Beziehung weit voraus. In der heutigen Social Media Zeit haben sogar die, die wirklich ganz allein an Bord sind, einen Weg gefunden ihren Kosmos zu teilen und in mancher Videobotschaft spürst du, ob es demjenigen gut oder schlecht geht. 


Den Kommunikationswegen sind heute fast keine Grenzen mehr gesetzt. Funk, Satellitentelefon, Internet, heute werden in der Seefahrt alle Register gezogen um sich auf See, im Hafen oder an der Küste, Gehör zu verschaffen. Das war nicht immer so. Als es die Hilfsmittel zur modernen Kommunikation noch nicht gab, musste man sich anderer Dinge bedienen um einander mitzuteilen. 1817 führte Frederick Marryat bei den Briten ein System von Flaggensignalen ein. 1855 wurde dann ein Flaggenalphabet vom „Board of Trade“ entworfen und 1857 veröffentlicht. 1901 erlangte es dann internationale Gültigkeit. Zunächst als militärische Anwendung in Kriegsschlachten, übernahm das Flaggenalphabet dann die Handelsflotte und ist heute noch für jedes seegängige Schiff gültig. Mit inzwischen 26 Buchstabenwimpeln, 10 Zahlenwimpeln, einem Signalwimpel und vier Hilfsstander sind inzwischen über 475000 verschiedene Aussagen formulierbar. Man kann sich also in unserem kleinen Kosmos, mit dem Flaggensignal, auf unzählig Art und Weise nach außen mitteilen. 


Unter anderem wird mit der gelben Signalflagge Q (Quebec) signalisiert, dass an Bord alles gesund ist und bittet um freie Verkehrserlaubnis. Zusammen mit dem ersten Hilfsstander gesetzt, bedeutet die Signalisierung, „Ich benötige Gesundheitsabfertigung“ früher sagte man „Mein Schiff ist seuchenverdächtig“ was im Prinzip aufs Gleiche hinaus läuft. Es ist also für jeden Außenstehenden erkennbar, ob von dem Schiff eine Gefahr ausgeht oder ob alles in Ordnung ist. 


So wie der Skipper die Verantwortung trägt, dass seine Crew gesund bleibt, so trägt er auch die Verantwortung seiner Umwelt gegenüber über mögliche Gefahren, die von dem Schiff ausgehen können, zu informieren. Unterlässt er dies kann er zivil- und strafrechtlich verfolgt werden. In diesem Zusammenhang ist es für mich absolut unverständlich wie jüngst die portugiesische Küstenwache einer amerikanischen Yacht das Einlaufen in einen Hafen verweigerte und damit billigend in Kauf nahm, Schiff und Besatzung in Gefahr zu bringen und nicht geklärt wurde, ob von der Yacht selbst eine Gefahr ausgeht. Ähnliches hat sich in Griechenland zugetragen, wo ein Skipper aus einer Bucht vertrieben wurde und jetzt zwischen den griechischen Inseln vor der Küstenwache Versteck spielen muss. Sicher ist es den meisten von uns gelungen, rechtzeitig in einem sicheren Hafen einzulaufen und die Corona-Krise abzuwarten. Selbstverständlich gehört es auch zu einer guten Seemannschaft dazu, Dinge vorauszusehen, nur so wie manche Regierung von der Hartnäckigkeit des Virus überrascht worden ist, wurde auch der ein oder andere Skipper von der Situation überrascht. Das Gefahrenpotenzial, das von solchen Yachten ausgeht, ist nach meiner Einschätzung sehr gering und kann durch die richtige Signalisierung und das Seevölkerrecht noch weiter minimiert werden. Durch das Nothafengesetz geregelt, ist das Einlaufen in einen Nothafen vom Küstenstaat zu dulden, also verstößt ein Staat, der generell das Einlaufen einer Yacht verbietet, gegen das Völkerrecht. Bei allem Respekt, auch wenn die Angst vor einer Infektion im Moment überwiegt, gibt es andere Möglichkeiten sich davor zu schützen, auch wenn das Schiff, von der die Gefahr ausgeht, schon im Hafen liegt. Möglichkeiten die sich auch für das Schiff und deren Besatzung gefahren minimierend auswirken. Das sollten Entscheidungsträger, trotz der angespannten Lage, berücksichtigen.

Das wollte ich einfach einmal los werden. Mich überrascht immer wieder, welche Entscheidungen von Leuten getroffen werden, denen die meisten von uns großes Vertrauen entgegen bringen. Jene, die die Krise jetzt managen sollen, vielleicht aber schon weit vorher, die Weichen so gestellt haben, dass es zu solchen Auswirkungen kommen konnte. Da sind Zweifel an dem Personenkreis, der gewählt wurde, durchaus berechtigt, zumal dieser den populistischen Nährboden für Leute schafft, die nichts anderes zu tun haben als die Ängste der Menschen auszunutzen um Missgunst zu säen. Ich wünsche mir auf jeden Fall, dass es zwischen den Völkern nicht noch zu weiteren Auseinandersetzungen kommt und möchte deshalb den Blog heute mit einer Geschichte die ich jüngst im Internet gefunden habe schließen.
Ein alter Cherokee Indianer sitzt mit seiner kleinen Enkelin am Lagerfeuer. Er möchte ihr etwas über das Leben erzählen. Er sagt: „Im Leben gibt es zwei Wölfe, die miteinander kämpfen: Der erste ist Angst, Misstrauen, Feindschaft, Kampf und Hass. Der Zweite ist Liebe, Vertrauen, Freundschaft, Hoffnung und Friede.“ Das kleine Mädchen schaut eine zeit lang ins Feuer, dann fragt sie ihren Großvater: „Welcher Wolf gewinnt...?“ Der alte Indianer schweigt. Nach einer ganzen Weile antwortet er: „Der, den du fütterst“.
In diesem Sinne immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel und haltet die Ohren steif. Bleibt gesund.


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