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Feuchte Träume

Dunkle Wolken ziehen immer wieder über den Mount Orohena, den Hausberg von Papeete. Man kann das Wetter zurzeit als durchwachsen bezeichnen. Immer wieder gibt es mal einen Regenschauer. Das Ganze ist eigentlich relativ unproblematisch, da so ein Regenschauer nicht wirklich irgendetwas an der Temperatur ändert. Ja, es scheint so, als ob auf Tahiti überhaupt nichts die Temperatur ändern könnte. Tag und Nacht hat es eine durchschnittliche Lufttemperatur von 29 °C. Ob am Boden gemessen oder zehn Meter über dem Boden, ob bei Regen oder Sonnenschein. Für einen Klimatologen dürfte das äußerst langweilig sein. Ich habe mich mittlerweile daran gewöhnt. Aber wie das so ist, hat auch solch ein Wetter seine Tücken. Wie sich jeder vorstellen kann, ist es bei diesen Temperaturen schwer, einzuschlafen. In der Koje staut sich die Luft und aufgrund des wenigen Windes kommt nicht genügend Frischluft über die Luke ins Innere. Irgendwann schläft man dann doch ein, die besagte Luke weit aufgerissen. Träumt

Wasser in der Bilge

Vor der Bilge kniend, blicke ich verständnislos hinein und wundere mich, wo schon wieder das viele Wasser herkommt. Ich fluche laut vor mich hin, hören tut mich sowieso keiner, das nächste Boot liegt 200 Meter von mir entfernt, vor Anker. Auch meine Bekleidung darf eher als spärlich, bis nicht vorhanden betrachtet werden, da wir mal wieder die 35°C überschreiten. Bilder erspar ich euch und dürften auch, wenn überhaupt noch, höchstens eine wilde Domina oder die Mitglieder eines SM-Schuppens auf der Reeperbahn interessieren. Letztere hatten damals ihre Chance, als wir mit Freunden Hamburg besuchten und im Rahmen einer Kneipentour irgendwann einmal vor der verschlossenen Tür standen und um Einlass winselten. Damals wurden wir wegen des falschen Outfits abgewiesen und auch heute, denke ich, ist meines nicht angemessen. 

Dinghy Dock Surf Side Beach, Aruba

Ich pumpe also die Bilge wieder leer und begebe mich auf die Suche nach der Wasserquelle. Mittlerweile hat sich eine durchgängige Schweißschicht auf dem ganzen Körper gebildet. Mit einem Lappen versuche ich die heruntertropfenden Schweißperlen aufzusaugen, um zu verhindern, dass die Bilge gleich wieder vollläuft. Nach einer Weile finde ich den Übeltäter. Es ist wieder einmal der Wassermacher. Konkret sind es die Vorfilter und noch konkreter die Filtergehäuse. Die Anlage hat zwei Filtersysteme, einen Kohlefilter und einen Partikelfilter. Die Gehäuse sind aus Kunststoff und haben einen ¾“ Ein- und Auslass. Das eine Filtergehäuse hat schon auf den Kap Verden am Auslass Risse im Kunststoff gezeigt. Ich hab das damals mit Epoxi repariert. Jetzt zeigt das andere Gehäuse auch Risse am Gewinde und im Betrieb drückt das Wasser so stark heraus, dass die Bilge vollläuft. Auf meinen Streifzügen durch Arubas Baumärkte finde ich zwei passende Gehäuse, wobei passend leicht übertrieben ist. Eine Montagehalterung fehlt natürlich und ist auch im Baumarkt im Moment nicht zu bekommen. Die vorhandene Halterung des alten Filtergehäuses passt natürlich nicht, aber immerhin sind die Filter genormt und scheinen zu passen. Mit der Stirnlampe sitze ich wie Siddhartha Gautama und übe mich in Askese. Nach 20 Minuten löse ich mich aus meiner transformierenden Erleuchtungserfahrung und habe den Filter mit dem Einlassschlauch und dem Auslassschlauch verbunden. Den Filter nach Lehrbuch eingebaut, sitze ich nach Dharma, wie Buddha, auf einem Handtuch und betrachte mein Werk. Nur, dass das glitzern auf meiner Haut nicht vom Blattgold herrührt, sondern vom Schweiß der wieder einmal in Strömen an der Arschritze entlang Richtung Bilge fließt. Wenn ich nicht wieder die Bilge auspumpen will, muss ich mich beeilen. Dem Namen Buddha alle Ehre machend, raffe ich mich also auf und nehme den Wassermacher in Betrieb. Der Name Buddha heißt übrigens „der Erwachende“ und mit einem Knopfdruck erwacht dann auch sogleich der Wassermacher und beginnt aus Salzwasser Trinkwasser zu produzieren.

Wassermacher mit Partikelfilter

Doch es gibt Tage, da fühle ich mich näher am Nirwana und trotz aller Weisheit, unendlichem und begierdelosem Mitgefühl gegenüber den Neubootbesitzern, kommt dann doch ein kleinwenig Neid auf. Schnell ist dieser Neid aber wieder verworfen, schließlich fehlt diesen Leuten die Erfahrung, wie es sich anfühlt, wie ein glänzender Buddha, wenigstens ansatzweise mit dem Verstand, die transzendente Natur der Technik zu erfassen. Ich inspiziere also den Wassermacher im Betrieb und stelle fest, dass der Wasserauslass, der das durch den Wassermacher geführte Salzwasser wieder ins Meer befördern soll, leckt. Innerhalb von Sekunden, reise ich 20 Jahre zurück und stehe mit meinem geistigen Auge wieder vor dem SM-Laden auf der Reeperbahn und wünsche mir eine Lederpeitsche, um dem Menschen hinter der Tür, mal ganz ordentlich meine Meinung zu sagen. Ich ziehe also wieder los und beschaffe im Baumarkt einen neuen Schlauch. Wie schon bei der Installation des Filters, sitze ich wieder, wie ein Buddha, im Heck des Steuerbord-Schwimmers und wechsel den Schlauch aus, nur mit diesem Buddha beginnt das glückliche Zeitalter und ich finde die endgültige Befreiung. Der Wassermacher schnurrt und die Leitungen sind alle dicht. Die Bilge bleibt trocken und ich kann aus dem Loch rauskriechen und mich im gemütlichen Cockpit, bei frischer Luft und herrlichem Wetter wieder beruhigt zurücklegen. 

Das Reich Maitreya. Surf Side Beach, Aruba

Maitreya, die Schildkröte, erscheint – Ich nenne sie seit einiger Zeit Maitreya weil ich finde, die Zukunft könnte jetzt eine Maitreya gebrauchen – und fragt, wo ich denn gewesen bin. „Ich war auf der Suche nach dem glücklichen Zeitalter“, „und hast die Zukunft gefunden“, beendete sie den Satz und ist dann auch schon wieder verschwunden, auf der Suche nach etwas essbaren. Tja, was so alles passieren kann, wenn man einmal in die Bilge guckt. Euch immer eine trockene Bilge, eine Handbreit Wasser unter dem Kiel und haltet die Ohren steif.

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