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Party auf der Katinka

Es ist Wochenende und ich werde von allen Seiten beschallt. Offensichtlich scheint das Ankerfeld vor dem Flughafen in Papeete ein beliebter Badespot zu sein. Fahrende Hütten belagern das Außenriff und bringen mit ihren Musikanlagen Partystimmung mit. Vier von diesen Booten liegen um mich herum. Bis um fünf Uhr Nachmittags geht der Zauber. Dann ziehen Sie ab und es kehrt Ruhe ein. Allerdings nicht für lange. Lediglich, das Klientel wechselt. Waren es noch am Nachmittag meist Familien mit Kindern, ist jetzt das Partyvolk an Deck. Um drei Uhr in der Nacht bin ich dann völlig erschöpft eingeschlafen und erst wieder aufgewacht, als alles vorbei war. Partyboot Papeete, Tahiti Da der Weg mit dem Beiboot sehr weit ist, um an Land zu kommen, beschäftige ich mich erst einmal mit den Problemchen, die sich auf der Katinka wieder angesammelt haben. In erster Linie ist es der Autopilot. Eine Kabelverbindung hatte sich gelöst und die Stromzufuhr zum Autopiloten war unterbrochen. Ich stelle den Kontak

Was kostet eine Weltumsegelung?

Sucht man auf die Frage "Was kostet eine Weltumseglung?" eine Antwort, kommt man schnell zu der Erkenntnis, dass sich hier die vielen Weltumsegler die einem mit Rat und Tat im Internet zur Seite stehen,  schwer tun. Das trifft auf alte Hasen, der Blauwasserszene, die schon mehrere male die Welt umsegelt haben, genauso wie auch auf gerade wieder Heimgekommen zu. Dabei ist die Frage ganz einfach zu beantworten - eine Weltumseglung kostet 360´000€. Jetzt werden viele sagen, hallo!  Wieso 360´000€? Wieso net! Viel spannender ist ohnehin die Frage was bekomme ich für das Geld? Oder anders gefragt, was bekomme ich nicht?  Was lass ich alles hinter mir und bin ich überhaupt breit dazu, das alles aufzugeben. Denn sind wir doch mal ehrlich, wir leben mittlerweile doch recht komfortabel. Der Strom kommt aus der Steckdose, Licht schalten wir einfach ein, der Kühlschrank, vielleicht nicht immer voll, aber auf jeden Fall immer kühl. Wasser kommt aus dem Hahnen, ob kalt, ob warm, ja sogar heiss, so wie wir es wollen. Zum Kochen bemühen wir unser Ceranfeld und unangenehme Kochgerüche ziehen wir über die Dunstabzugshaube ab. WLAN immer und überall verfügbar.
 Liest man die zahlreichen Erlebnisberichte der vielen erfolgreichen Weltumsegler, dann lässt sich zumindest erahnen, dass das Paradies, oder anders gesagt, die Freiheit zu leben wie man es möchte ohne sich den Zwängen unser Gesellschaft unterordnen zu müssen, oft teuer erkauft wird. Freilich schreibt keiner dass es ihr oder ihm sau dreckig ging, als der letzte Sturm diesmal das Dingi unauffindbar weg blies und wieder einmal 2000€ zu berappen waren, weil ohne Dingi geht es eben auch nicht. Oder zum 150zigsten mal der Wassermacher streikt und man sich das Hirn schon dreimal angeschlagen hat, weil in dem Schapp wo das Ding eingebaut ist, einfach kein Platz ist. Wie schön ist es doch mit dem Auto auf einen Supermarktparkplatz zu fahren und  seine Einkäufe mit dem Einkaufswagen ans Auto zu karren und dann einfach einzuladen. Ein wohl portioniertes Fischfilet aus der Gefriertruhe shoppen, zuhause einfach in die Pfanne hauen. Stattdessen schaukelnd, sich kaum auf den Beinen haltend, die Angelleine beobachten, hoffentlich beisst keiner, weil beim gutting und filetieren bekomme ich wieder das Kotzen, ist halt nicht jedermanns Sache einen Fisch auszunehmen. Ja und überhaupt warum ist das eigentlich jedermanns Sache, wo ist da die ach so oft geforderte Gleichberechtigung der Frau. Lassen wir das, das ist ein anderes Thema. Kommen wir zurück auf "Was kostet eine Weltumseglung?"  Wenn einem bis hierhin noch nicht schlecht ist, den schafft mit Sicherheit der nächste Seegang, sagen wir mal ab 6Bft wird's ungemütlich. Vor allem bei Mono's und achterlichem Wind hat man dann so ein schönes Rollen was einem die Magensäfte so richtig schön zusammen laufen lässt und man dann, beim einen früher beim andern später, die Pütz bemühen muss, oder lieber doch gleich über die Reeling, weil hinterher muss die Sauerei ja auch wieder entsorgt werden. Immerhin kann man bei achterlichen Wind, was die Seite betrifft nichts verkehrt machen. Man sollte nur darauf achten, dass auf Steuerbord oder Backbord die Fenster auch geschlossen sind, anderenfalls hat man sonst ein weiteres Problem. Wenn also jemand gemeint hat er müsse für eine Weltumseglung nur genügend Geld haben, der hat sich getäuscht, du zahlst für jede Seemeile mehr oder weniger. Und damit nicht genug, glaubt man am Ankerplatz nach einer Atlantiküberquerung ganz unten angekommen zu sein, räumen sie dir noch die Bude aus und du merkst, da geht noch was.
Trotzdem geht nichts über das Gefühl es wieder einmal geschafft zu haben, die Herausforderung angenommen und mit eigenen Mitteln gemeistert zu haben. Sich zu überwinden und dann belohnt zu werden. Nichts geht über einen selbst gefangenen Fisch den man, selbst zubereitet auf dem Grill, anschliessend verspeisen kann. Nach 1000 Seemeilen den Anker an einem neuen Ort ins Wasser zuwerfen und einfach angekommen zu sein. Die Fröhlichkeit und Herzlichkeit der Menschen zu erleben, welche uns, in unserer hoch technisierten Welt, irgendwie abhanden gekommen ist. Die Farben und Gerüche dieser Welt zu erleben, unbezahlbar. Für deine Crew, aus Mangel an Vergleichen, der grösste Skipper zu sein weil du es mal wieder geschafft hast, riesig. All dies steht auf der anderen Seite der Bilanz und weil eine Bilanz immer ausgeglichen sein muss, kostet eine Weltumsegelung 360'000€. Was man davon wie und in welchem Zeitraum einbringt, bleibt wohl jedem selbst überlassen. Die Leistung ist bekanntlich Arbeit durch Zeit. Mit dieser einfachen Formel hat man allen Spielraum den man braucht.
Mag sein, dass es auch günstiger geht, was letztendlich die Frage aufwirft, sind die Kosten überhaupt relevant, muss ich mir nicht vielmehr die Frage stellen, bin ich tagtäglich bereit, die Bilanz ausgleichen zu wollen? Wir haben uns die Frage mit ja beantwortet und arbeiten mit aller Kraft an der Umsetzung.
Möge es uns gelingen!     

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